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0055 - Die Nacht der gelben Kutten

0055 - Die Nacht der gelben Kutten

Titel: 0055 - Die Nacht der gelben Kutten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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meine Töchter, Sir, und Sie schenken mir ein neues Leben. Der Goldschatz ist mir nicht wichtig.«
    »Ich werde die Shuris finden«, sagte Zamorra.
    »Viele haben es versucht«, gab Raja zurück. »Viele sind nicht wiedergekommen aus der Tiefe des unheimlichen Waldes. Viele sind in den Rachen der Krokodile geendet. Viele sind die Felsen hinabgestürzt, und niemand weiß, ob es ein Unfall oder die Tat der Shuris war. Seien Sie wachsam, Sir.«
    »Welche Waffen raten Sie mir anzuwenden?« fragte der Professor.
    Ein kurzes Lächeln huschte über das leidvolle Gesicht des Raja.
    »Es gibt nur eine Waffe, Sir«, sagte er leise und erhob sich. »Lassen Sie Gewehre und Pistolen hier. Sie werden hier wohnen. Ich lasse Ihnen und der jungen Dame je ein Gästezimmer richten. Aber lassen Sie die gebräuchlichen, die üblichen Waffen hier. Wenn Sie eine Waffe einzusetzen haben, dann verwenden Sie Ihren Geist, Sir. Aber er muß gut sein, sehr gut, und schnell und wendig, und er muß mit der größten List und der schärfsten Heimtücke der Shuris rechnen. Ich ziehe mich zurück, Sir. Mein Diener wird sich um Sie und die Miß kümmern. Die guten Geister mögen Ihnen Kraft und List und Schlauheit geben.«
    ***
    Dreißig Minuten mit dem Wagen bis Mihintale, hatte der Diener gesagt. Er schaffte die Strecke in weniger als zwanzig Minuten, denn er war sehr ehrgeizig und wollte dem fremden Professor ein guter und zuverlässiger Helfer sein.
    Dann brachte er den Wagen, einen schweren amerikanischen Fünfsitzer zum Halten.
    Er zeigte auf eine undurchdringliche Baumgruppe vor sich.
    »Dort ist Mihintale«, sagte er. »Hinter dem Waldstück beginnen die Heiligen Stufen.«
    Zamorra fuhr mit der Hand unwillkürlich unter das Hemd. Es war ein gutes und sicheres Gefühl, das Amulett bei sich zu haben, dessen magische Kräfte ihm schon oft den Weg zu den finsteren Dämonen gewiesen hatte.
    Er preßte die Hand um das Amulett, um seine wundertätige Kraft in sich einströmen zu lassen. Und augenblicklich spürte er, daß er von hier aus auf die Spur der Shuris kommen würde.
    Sie stiegen aus. Nicole hielt sich dicht neben ihm, und der junge Führer ging ihnen einige Schritte voraus.
    Sie nahmen nicht den Weg zu den Heiligen Stufen, weil um diese Zeit noch keine Pilger und Mönche unterwegs waren. Zamorra aber wollte sich neben der Umgebung auch die Menschen ansehen.
    Da sah er vor sich einen der jungen Mönche gehen, wie man sie überall vor den Tempeln Buddhas sehen konnte. Ein langes gelbes Gewand, der Kopf mit der üblichen Tonsur versehen, da die Haartracht bei den Mönchen verpönt war.
    Zamorra sollte sich bald darüber ärgern, daß er seinen Begleiter nicht sofort nach den Mönchen des Buddha befragte.
    »Gibt es noch andere Wege hinauf auf den Berggipfel?« rief er dem jungen Tamilen zu.
    Der Führer wandte sich um und blieb stehen.
    »Es gibt viele, Sir. Manche sind bekannt, manche sind unbekannt.«
    »Es ist ziemlich sicher, daß die Töchter des Raja aus dieser Gegend entführt sein worden müssen. Wenn wir annehmen, daß irgendwo dort oben hinter den Wäldern der geheime Tempel der Shuris liegt – wie und auf welchem Wege würdest du sie dorthin bringen, ohne entdeckt zu werden?«
    Der Tamile dachte nach. »Nicht auf der Straße, und nicht auf dem Weg, der direkt am Ganga entlangführt.«
    »Am Ganga? Was ist das?«
    »Das ist der große Fluß da unten«, gab der Führer Auskunft. »Jeder Fluß heißt Ganga, und dieser hier ist unser Ganga. Wir nennen ihn nur so.«
    »Gut, weiter.«
    »Ich würde einen Weg wissen, wenn ich ein Shuri wäre«, sagte der Tamile langsam. »Aber ich bin kein Shuri und kann nicht wissen, welcher Weg richtig ist. Die Shuris gehen auf Wegen, die kein Mensch kennt.«
    »Und kennst du einen anderen Weg?« fragte Zamorra.
    »Ich gehe manchmal auf den Berg, wenn ich allein sein will und nachdenken möchte«, sagte der Tamile. »Ich kenne einen Weg, der schneller auf den Gipfel führt. Aber wir können ihn heute nicht mehr bis ganz hinauf gehen.«
    »Warum nicht?« wollte der Professor wissen.
    »Zu spät, Sir. In einer Viertelstunde sehen wir nichts mehr. Dann stürzen wir ab. Der Felsweg ist steil und gefährlich. Man kann ihn nur am Tage gehen.«
    Zum erstenmal meldete sich Nicole zu Wort.
    »Aber es ist doch noch taghell, äh… sag mir, wie du heißt, junger Freund.«
    Der Tamile lächelte freundlich. Er war als Diener ein Namenloser und war schon glücklich, wenn man seinen Namen wissen wollte.
    »Ich bin

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