0055 - Die Nacht der gelben Kutten
Nähe der großen Tempel geschehen.«
»Sie können natürlich in Colombo einen Leihwagen nehmen, Monsieur, dann sehen Sie zu wenig von den Schönheiten der Insel. Folgen Sie meinem Rat und nehmen Sie von der Hauptstadt aus den Zug. Es gibt eine gute Verbindung quer durch das ganze Land, bis zum Norden hinauf. Steigen Sie etwas nördlich von Mihintale aus, in Anuradhapura. Die Stadt ist sehenswert.«
»Ich habe die Geister der Shuris zu suchen«, sagte Zamorra. »Und die verschwundenen Mädchen zu finden.«
»Wenn ich Zeit hätte, würde ich für Sie beten«, sagte der Inder.
»Tag und Nacht. Sie gehen einem großen Abenteuer entgegen. Sie und Ihre hübsche Begleiterin.«
»Das ist unser Beruf, Monsieur«, warf Nicole Duval da ein.
Für eine Sekunde lang drehte der indische Pilot sich dem Mädchen zu.
»Sie sind ein schönes und ein tapfereres Mädchen«, sagte er nur.
»Und Ihr Professor ist zu beneiden.«
Bald setzte die Maschine auf der Landebahn auf.
Der Inder winkte einem Wagen heran, der die Gepäckstücke aufnahm und zur Empfangshalle rollte.
Zamorra fragte noch nach dem Wechselschalter. Dann sah er, wie ein indischer Boy auf den Piloten und Plantagenbesitzer zukam und einen Wagenschlag öffnete.
Zamorra bedankte sich herzlich bei dem Inder. Eine solche spontane Freundlichkeit und Hilfe war ihm im Leben selten widerfahren.
Dann tauschte er einige Traveller-Checks gegen Münzen und Scheine der ceylonesischen Währung ein. Erstaunt sah er den Rechnungszettel. Man hatte ihm als Touristen einen Rabatt von über vierzig Prozent bewilligt! Zamorra traute seinen Augen nicht.
Er erkundigte sich bei der Schalterbeamtin.
»Das hat seine Richtigkeit, Sir«, sprach sie ihn auf Englisch an.
»Wir gewähren diesen Rabatt jedem Touristen auf der Insel. Schließ- lich lassen Sie das Geld ja wieder hier.«
Seltsam, dachte Zamorra. Wenn ich einmal zu einem richtigen Urlaub komme, werde ich ihn auf Ceylon verbringen.
»Komm, Nicole«, sagte er, ließ seine Koffer zu einem kleinen Bus der Flughafengesellschaft tragen, entlohnte den Gepäckträger und bestieg mit Nicole den Bus.
In Colombo fanden sie bald einen Zug, der nach dem Norden des Landes fahren sollte.
Zamorra und Nicole aber sollten bald dem aufregendsten und zeitraubendsten Abenteuer entgegenfahren, das sie seit langem erlebt hatten.
***
»Setz dich!« sagte der Große Shuri zu dem Mädchen Sita. »Setz dich hin und iß!«
Sita gehorchte. Sie nahm auf dem Diwan Platz und aß von den Früchten, trank von dem heißen Tee, der sie ein wenig belebte und ihr neuen Mut gab. Dann sah sie die Blicke des Shuris. Schnell machte sie einen Schritt nach vorn, hob das Oberteil ihres Gewandes auf, das Batak achtlos auf den Boden geworfen hatte, als er das Mädchen seinem Herrscher präsentierte.
Mit zwei geschickten Bewegungen wickelte Sita das farbenprächtige Tuch um ihren entblößten Oberleib. Der Shuri grinste sie an.
»Du wirst es gleich wieder ablegen«, sagte er mit rauher Stimme.
»Du wirst dem Großen Shuri zeigen, wie dein Körper gewachsen ist. Ich will dich tanzen sehen, und du wirst mir gehorchen.«
»Du kannst der Tochter eines ehemaligen Königs nicht befehlen«, sagte das Mädchen ruhig.
Der Shuri sah das Mädchen grimmig an.
»Ich kann dir befehlen, was ich will«, sagte er verächtlich. »Du bist in meiner Hand. Und deinen Vater gibt es schon lange nicht mehr. Die Rajas sind tot, die einmal Könige waren in diesem Land. Und wer ist dein Vater und was ist er?«
»Mein Vater ist nicht nur reich, sondern auch stolz und sehr tapfer. Er wird dich finden und sich an dir rächen. Für jedes Haar, das du mir krümmen wirst, sollst du eine fürchterliche Strafe erhalten.«
Der Shuri lachte höhnisch auf.
»Du weißt nicht, was du sagst, Sita. Denn du weißt nicht, wo du bist. Meine Diener haben dich betäubt, bevor sie dich in meinen Tempel brachten. Es gibt nur versteckte und geheime Eingänge zu diesem Freudentempel unter den Wassern. Niemand wird ihn finden. Und wer hier einmal gefangen war, wird das Tageslicht nie wieder sehen. Er würde uns verraten, wenn wir ihn freiließen. Du bist meine Sklavin, und wenn du nicht gehorchst, wirst du sterben. Nun lege das wieder ab«, sagte der Shuri und zeigte auf das Stoffbündel an Sitas Oberkörper.
Sita stand vom Diwan auf und wich bis an die hintere Wand des Prunksaales zurück. »Du wirst mich nicht anrühren!« schrie sie.
»Ich werde dich tanzen sehen, Sita. So oft und so lange ich will. Und
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