0055 - Wir, Mr. Unbekannt und das Gold der Diane
Bronx oder Manhattan zum Tumbler-Drive gefahren sein!«
»Zugegeben!« stimmte ich bei. »Aber… man soll sich davon nicht entmutigen lassen. Irgendwo müssen wir ja den Hebel ansetzen, sonst kommen wir zu nichts!«
Plötzhch fiel mir etwas ein.
»Wir wollen mal die Augen offen halten und sehen, in welchen Lokalen gespielt wird!« sagte ich. »Mr. Unbekannt hatte doch gesagt, er habe den Wagen gewonnen! Was nun, wenn das tatsächlich wahr wäre! Vielleicht wurde ihm der Wagen zugespielt, um ihm so den Garaus zu machen?«
»Keine schlechte Idee!« gab Phil zu und schob seinen Teller zurück. »Wir werden eben einmal die Augen in dieser Richtung offen halten! Vielleicht kommt dabei etwas heraus!«
***
Als der Abend hereingebrochen war, machte ich mich daran, nochmals sämtliche am Tage besuchte Lokale anzusteuem. Ich hatte meinen Jaguar auf einem Parkplatz gelassen und besuchte jedes der Nachtlokale, die ich schon einmal mit Phil kontrolliert hatte. Die Portiers, denen man ansonsten ein phänomenales Personengedächtnis nachrühmte, konnten mit dem Bild nichts anfangen, und ich war drauf und dran, die nutzlose Suche aufzugeben, als ich bei dem letzten Lokal, das den sinnigen Namen »Babys letzte Flasche«, trug, auf einen Portier stieß, der sich das Bild lange und mit gerunzelten Brauen ansah.
»Gewiss, Sir!« sagte der Mann vorsichtig und ließ einen abschätzenden Blick über mich gleiten. »Diesen Herrn habe ich schon bei uns gesehen!«
Ich hütete mich, zu zeigen, wie sehr ich über diese Auskunft erfreut war.
»Das ist schön!« nickte ich. »Wissen Sie, ich habe den Herrn bei einer Bummeltour kennen gelernt! Er war so freundlich, mir mit einer Zwanzig-Dollar-Note auszuhelfen. Ich möchte sie ihm nun wiedergeben und vor allen Dingen möchte ich nicht, dass er meiner Frau etwas davon erzählt…«
Der Portier lächelte verständnisvoll.
»Verstehe, Sir!« sagte er freundlicher als zuvor. »Man soll die Frauen nicht in alles einweihen!«
»Wann war dieser Herr bei Ihnen?«
»Gestern!« erklärte der Mann bestimmt. »Wir wollten gerade schließen… da kam er mit einer Dame zu uns. Er trank an der Bar noch einen High-Ball, und dann ging er. Die Dame verabschiedete sich vor der Tür… Ich glaube«, setzte er mit einem wissenden Lächeln hinzu, »der Herr hatte etwas zu viel getrunken… die Dame wollte sich sicher nicht mit ihm sehen lassen!«
»Ja ja!« seufzte ich, wobei ich mich beherrschen musste, meine Neugier nicht zu zeigen. »Er ist ja verheiratet. Wer war die Dame… wissen Sie das?«
»Nun, seine Frau bestimmt nicht«, grinste der Portier und bat mich einen Moment um Entschuldigung, da er einen heranrollenden Wagen einwies und den Herrschaften den Schlag öffnete. Dann, als er die Gäste versorgt hatte und sie im Inneren des Lokals verschwunden waren, hatte er wieder Zeit für mich.
»Woher haben Sie das Bild, Sir?«
»Ich habe es von ihm bekommen!« meinte ich schnell und ohne rot zu werden. »Ich hatte ihm versprochen, das Geld sofort zurückzugeben. Weil… und da meinte er, als er mir das Bild da gab, ich brauche mich nur in sämtlichen Lokalen New Yorks damit auszuweisen, und man würde mir verraten, wo er wohne!«
»muss eine ulkige Nudel sein, Ihr Bekannter!« lachte der Portier. »Gehen Sie doch mal hinein und fragen Sie Tonio an der Bar. Vielleicht kennt er ihn wirklich näher?«
Ich drückte dem Mann ein Geldstück in die Hand und betrat das Lokal. Es war einer der üblichen Nepp-Läden, doch ich hatte auch nichts anderes vorzufinden gehofft. Ein geschäftstüchtiger Knabe kam auf mich zugeeilt und fragte nach meinen Wünschen. Ich erkundigte mich nach der Bar und wurde von ihm hingeführt.
Eine riesige Theke und dahinter ein kleiner, schmalzlockiger Italo-Amerikaner. Sicher war das Tonio.
»Einen High-Ball!« bestellte ich. »Und ein paar Salzmandeln!«
Tonio lächelte freundlich und stellte im Handumdrehen das Bestellte vor mich hin. Er war ein fixer Bengel und hatte altkluge, wissende Augen. Seine Bewegungen waren etwas weibisch, und das Lächeln wich nicht aus seinem Gesicht.
Ich erkundigte mich nach seiner Heimat und schwärmte von Neapel und Palermo - Städte, die ich beide während des Krieges gesehen hatte und die mir damals keinesfalls gefielen. Doch bei dem Jungen war es die richtige Tour. Er wurde warm und begann ebenfalls in Schwärmerei zu verfallen. Ich glaube, wir haben uns gegenseitig die Hucke voll gelogen - ich, im Bestreben, mit ihm wärmer zu werden und
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