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0056 - Der Mörder stand neben uns

0056 - Der Mörder stand neben uns

Titel: 0056 - Der Mörder stand neben uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mörder stand neben uns
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Gänge des weithingezogenen Baues, Kurven gab es hier nicht. Aus Gott weiß welchen Gründen hatte man prinzipiell immer in scharf geschlagenen rechten Winkel zu gehen. Es sah irrsinnig aus, wenn erwachsene Männer bis in die Mitte einer Korridorgabelung marschierten, um dann plötzlich nach links sich herumzuwerfen und kerzengerade im rechten Winkel weiterzumarschieren.
    Die Marschiererei fand zum Glück bald ein Ende, als wir nämlich das Vorzimmer des Kompaniechefs betreten hatten. Der' vor uns marschierende Wach-Corporal rief laut, als ob wir nicht von allein vor einer Wand stehenbleiben würden:
    »Abteilung - halt! Links um!«
    Dann ließ er uns in strammer Haltung stehen und klopfte militärisch kurz an die Tür zum Kompaniechef.
    Major Hackens rief:
    »Come in!«
    Der Corporal riß die Tür auf, marschierte hinein und meldete:
    »Die Rekruten Cotton und Decker sind in Wachbegleitung vorgeführt, Sir!«
    »Sie sollen eintreten.«
    »Zu Befehl, Sir!«
    Ich hörte das Knallen der Stiefel bei der Kehrtwendung und sah den Corporal zurückmarschiert kommen. Sein Gesicht war ernst, als nehme er dieses ganze Theater tatsächlich als eine hochwichtige Angelegenheit.
    Na, meinetwegen. Jedem sein Vögelchen, .dachte ich, während ich mit Phil hineinmarschierte. Wir mühten uns ab, so militärisch wie nur möglich zu grüßen. Major Hackens legte seine Hand knapp an die Schläfe; Er saß hinter seinem Schreibtisch. Ich kann nicht sagen, daß er mir unsympathisch gewesen wäre, nur empfand ich diesen Rangunterschied zwischen ihm und uns für übertrieben.
    Unser FBI-Districtschef in New York, Mister High, war gewiß eine Autorität für uns. Aber ohne all diesen Klimbim und diese Gloria.
    ’ Hackens stand auf und trat näher. Er betrachtete Phil gründlich, schüttelte den Kopf und sagte:
    »Wache!«
    Wieder marschierte der Corporal herein.
    »Rekrut Decker geht in die Sanitätsabteilung und verbleibt im Lazarett bis zur Ausheilung. Die Wachbegleitung für den Rekruten Decker ist aufgehoben.«
    »Zu Befehl, Sir.«
    Die beiden marschierten ab. Ich sah Phil aus den Augenwinkeln nach. Sein Gang war noch ziemlich unsicher, und die Ärzte mit einem weichen Krankenbett waren wirklich das einzig Richtige für ihn.
    Als sich die Tür hinter Phil geschlossen hatte, wandte sich Hackens an mich:
    »Sie haben Ihren Kameraden Decker grundlos mißhandelt, Cotton, Darauf stehen schwere Strafen. Sind Sie sich dessen bewußt?«
    Ich hätte vor Wut am liebsten schreien mögen. Aber das durfte man ja in diesem College nicht.
    »Sir«, sagte ich möglichst militärisch, »nicht ich habe Decker mißhandelt, sondern vier Mann aus dem zweiten Jahrgang. Ich kam hinzu, wie sie ihn zu dritt festhielten, während ein vierter ihm immer wieder mit der Faust ins Gesicht hämmerte.«
    Hackens musterte mich nachdenklich. Dann trat er an eine Seitentür, öffnete sie und rief hindurch:
    »Eintreten!«
    Zusammen marschierten sie herein. Acht Mann. Vom zweiten Jahrgang, Unsere acht Mann, die uns hatten fertig machen wollen. Ihre Gesichter waren ausdruckslos wie immer.
    »Wer hat Decker geschlagen?« fragte Hadtens, »Wer war es, Miller?«
    »Rekrut Cotton, Sir!«
    »Bruling?«
    »Rekrut Cotton, Sir!«
    »Smith?«
    »Rekrut Cotton, Sir!«
    Achtmal hintereinander:
    »Rekrut Cotton, Sir!«
    Ich preßte die Lippen aufeinander. Okay, dachte ich. Okay. Damit macht ihr mich nicht weich. Wer zuletzt lacht, lacht am besten…
    Hackens postierte sich dicht vor mich hin:
    »Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht, Cotton?« fragte er.
    »Verzeihung, Sir! Wobei?«
    »Als Sie Decker mißhandelt haben!«
    »Ich habe Decker während des ganzen Kampfes nicht ein einziges Mal berührt.«
    Ich schenkte mir absichtlich das ,Sir’, das eigentlich hinter jeder Antwort auf die Frage eines Vorgesetzten kommen sollte.
    Mir war weder nach ,Sirs‘ noch nach sonstwas zumute. Am liebsten hätte ich die Schlägerei neu aufleben lassen.
    »Sie werden sich vor dem Kompaniegericht zu verantworten haben, Cotton.«
    »Gern.«
    »Wie bitte?«
    »Gern.«
    Hackens wurde rot im Gesicht.
    »Wie bitte, Cotton?«
    Ich tat ihm den Gefallen:
    »Gern, Sir.«
    »Tag und Stunde des Zusammentritts des Kompaniegerichtes werden Ihnen mitgeteilt, Cotton. Bis dahin sind Sie von aller Art von Dienst zurückgestellt«
    »Jawohl, Sir!«
    »Alle Mann abtreten!«
    Wir machten kehrt und marschierten zur Tür hinaus, durchs Vorzimmer und in den Flur. Ich machte den letzten.
    Absichtlich.
    Die Burschen

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