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0056 - Der Mörder stand neben uns

0056 - Der Mörder stand neben uns

Titel: 0056 - Der Mörder stand neben uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mörder stand neben uns
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bildeten draußen ein Spalier, durch das ich hindurchmußte. Ich ging bis zur Mitte, dann blieb ich stehen. Ganz langsam sah ich in die Runde. Jedes einzelne dieser Gesichter prägte ich mir sehr genau ein. Ich wollte es auch im Halbdunkel unter Umständen sofort erkennen können.
    »Na, Schnappsack?« grinste einer. »Wie fühlst du dich?«
    »Gefällt es dir bei uns?« hängte ein zweiter höhnisch dran.
    Und ein Dritter fragte:
    »Feine Sache, so ein Military College, was?«
    Eine Weile redeten sie alle durcheinander. Jeder wollte mich mit etwas besonders Ironischem ergötzen.
    Ich ließ sie schnattern. Als einmal ein Augenblick Ruhe herrschte, sagte ich langsam und betont:
    »Ha, so ein College ist eine feine Sache. Und noch feiner wird es erst werden, wenn dieses College von solchen verkommenen Dreckskerlen gesäubert ist, wie ihr sie seid.«
    Ich wollte mich durch sie hindurchdrängen. Sie versperrten mir den Weg. Ich sah sie an. Sie knurrten.
    »Noch jemand Bedarf, meine Fäuste kennenzulernen?« fragte ich' leise.
    Der erste, der verstand, räumte sofort das Feld. Ich marschierte vorbei und in Richtung auf meine kleine Bude. Hinter mir hörte ich sie tuscheln.
    ***
    Well, sie hatten uns erst einmal kaltgestellt. Sauber gemacht, man konnte sagen, was man wollte. Phil im Lazarett und ich in Kürze vor dem Kompaniegericht, das mir sicher einige Tage andrehen würde, wenn nicht gar Wodien.
    Ich ging in das zellenartige Verließ, das hier als mein Zimmer deklariert war. Ich mußte es mit einem anderen ,Schnappsack' teilen, wie sie bei uns den ersten Jahrgang getauft hatten. Offiziell hießen wir natürlich Rekruten, während die Leute vom zweiten Jahrgang wenigstens schon .Soldaten' waren.
    Die Wohnblocks des College bestanden aus dreistöckigen Bauten, die sehr viel Ähnlichkeit mit den Zuchthäusern hatten, die ich schon gelegentlich gesehen hatte. Alle Wohnräume lagen nur auf einer Längsseite. An den Türen lief eine Galerie vorbei, die mit einer Eisentreppe verbunden war, die zum nächsten Stockwerk führte. Von allen Galerien blickte man in die Halle hinab, wo Tag und Nacht Licht brannte. In der Halle marschierten dauernd vier Wachsoldaten auf und ab. Nach vorgeschriebenen Schrittzahlen.
    Die Türen waren eine Sache für sich. Zuerst kam eine große Gittertür, genau wie die Zellentür in den Zuchthäusern. Dahinter war noch eine normale Tür. Aber die durfte man nur von abends zehn bis morgens sechs schließen. Die übrige Zeit mußte sie offenstehen, damit die Wache dauernd in unsere Gemächer blicken konnte. Warum das so war, weiß allein der liebe Gott und der General, der vor hundertachtzig Jahren dieses Military College gründete.
    Ich hatte die Zelle mit einem zweiten Schnappsack zu teilen. Es war ein ruhiger Mann von ungefähr vierundzwanzig Jahren, der sich sehr fleißig mit dem Studium des Maschinenbaus befaßte.
    Man kam nur als Freiwilliger/ in dieses College. Nach gewissen Prüfungen. Viele Leute, die gern studiert hätten, aber das Geld nicht dazu hatten, nutzten diese Möglichkeit. Neben der militärischen Grundausbildung konnte man hier nämlich wie an jeder anderen Universität studieren, nur brauchte man nichts zu bezahlen. Bis zum letzten Bleistift be-'kam man alles geliefert. Nur mußte man sich verpflichten, wenn man nach der Beendigung des Studiums nicht aktiver Offizier werden wollte, sodann als Wissenschaftler in irgendeinem der vielen wissenschaftlichen Betrieben der Armee tätig zu sein. Deshalb kamen manche Leute zu uns als Freiwillige, die nie im Leben Interesse am Militär hatten.
    Und so einer schien mein Zellengefährte zu sein. Robby L. Lansman hieß er. Er sagte selten mal ein Wort — außer in seinen Seminaren. Wenn er dort etwas sagte, hatte es allerdings Hand und Fuß.
    Als ich die Zelle betrat, war er gerade dabei, die Sommeruniform anzuziehen.
    Ich setzte mich an den kleinen Tisch, auf dem meine Bücher lagen, und steckte mir eine Zigarette an.
    »Hör mal, Robby«, sagte ich, während ich das Streichholz ausblies. »Du warst doch auch bei diesem blödsinnigen Boxen dabei, nicht?«
    Er kämmte sich die Haare und hielt es nicht für nötig, in seiner Beschäftigung innezuhalten.
    »Natürlich war ich dabei«, sagte er. »Es war ja Pflichtstunde.«
    Himmel ja, er war ein Muster an Korrektheit, das wußte ich schon längst. Warum betonte er es immer wieder?
    »Also mußt du auch gesehen haben, wie uns die acht Mann aus dem zweiten Jahrgang fertigmachen wollten?«
    »Ich

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