Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0056 - Der Mörder stand neben uns

0056 - Der Mörder stand neben uns

Titel: 0056 - Der Mörder stand neben uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mörder stand neben uns
Vom Netzwerk:
Major.
    »In Anbetracht der Wichtigkeit dieser Sache bin ich dafür, daß wir uns selbst davon überzeugen.«
    Das war wieder der dritte Zugführer gewesen. Ich bekam langsam ein ganz bestimmtes Interesse an seiner werten Person. Unauffällig musterte ich ihn. Er war von kleiner Gestalt, hatte schwarze Haare und sah ein wenig mexikanisch aus. Es war nicht ausgeschlossen, daß in seinen Adern auch anderes Blut floß als das von nur weißen Vorfahren. (Was mir persönlich völlig gleichgültig gewesen wäre, denn ich bin kein Anhänger von idiotischen Rassetheorien. Ich bemerke es nur, um Ihnen einen Eindruck von seinem Aussehen zu vermitteln.)
    Nach einigem Hin und Her setzte sich die ganze Schar mit zwei Wachsoldaten und meiner Wenigkeit in Marsch.
    Lansman fiel vor Schreck fast in Ohnmacht, als er den Einzug dieser hohen Prozession in unsere bescheidene Behausung erlebte. Er schoß von seinem Stuhl empor und nahm die strammste Haltung ein, die ihm überhaupt möglich war. Dabei drückte er vor lauter gutem Willen die Brust soweit heraus, daß es zum Umfallen komisch aussah.
    Der Major winkte lässig ab. Lansman stellte sich bequemer hin, wagte aber kaum zu atmen. Ich amüsierte mich innerlich, wenn ich auch nach außen die Miene ausdruckslosen militärischen Gehorsams zur Schau trug.
    »Welches Spind gehört Ihnen, Rekrut Cotton?« fragte der Major.
    Ich zeigte darauf.
    »Dieses, Sir!«
    Der Major winkte den beiden Wachsoldaten und befahl:
    »Durchsudien! Aber gründlich!«
    Sie taten es so gründlich, daß es einem G-man Ehre gemacht hätte. Jedes einzelne Teil nahmen sie heraus, durchschnüffelten es und breiteten es dann auf dem Fußboden aus.
    Ich war meiner Sache absolut sicher. Ich hatte nie im Leben mit Marihuana-Zigaretten gehandelt. Als G-man hatte ich im Gegenteil die Händler dieser gefährlichen Zigaretten bekämpft. Und jetzt sollte ich selbst — ? Lächerlich!
    Plötzlich richtete sich der eine Wachsoldat, der seinen Kopf gerade ins Spind gesteckt hatte, hastig auf. Er brachte ein Buch zum Vorschein. Es war ziemlich dick und in Leder eingebunden.
    Ich wußte auf den ersten Blick, daß es mir nicht gehörte. Ich hatte keine Bücher mitgebracht in dieses College. Wie kam der Schinken in mein Spind?
    »Dieses Buch lag ganz hinten im Fach unter der Wäsche, Sir!« meldete der Soldat.
    »Zeigen Sie mal her!« befahl der Major.
    Er nahm es in die Hand und las den Einbandtitel halblaut vor sich hin:
    »Theodore Dreiser: Eine amerikanische Tragödie — gut, gut! Sie interessieren sich für die gute Literatur, Rekrut Cotton?«
    »Ich habe selten Zeit dazu«, sagte ich. »Ich möchte aber gleich bemerken, Sir, daß mir dieses Buch nicht gehört.«
    »Ah, Sie haben es geliehen?«
    »Nein, Sir. Es gehört mir nicht, und ich habe es auch nicht geliehen.«
    »Wie kommt aber das Buch dann in Ihren Schrank, Cotton? Und noch dazu unter die Wäsche und ganz hinten ins Fach? So, daß man fast den Eindruck bekommt, Sie wollten es verstecken?«
    »Dafür habe ich keine Erklärung, Sir. Jemand muß es in meiner Abwesenheit hineingelegt haben.«
    Die Offiziere sahen mich an, als hätte ich ihnen einreden wollen, die Erde wäre ein Würfel. Der Major runzelte die Stirn. Zuerst warf er mir einen prüfenden Blick zu, dann sah er wieder das Buch an — und schließlich klappte er es auf.
    Da hatte ich die Bescherung!
    Das Buch war in der Mitte ausgehöhlt, so daß ein kleiner Behälter entstanden war. Und darin lagen schätzungsweise sechzig bis achtzig Zigaretten.
    Marihuana-Zigaretten!
    ***
    Bei diesem sturen Militärbetrieb hätte ich mit Engelszungen reden können, man hätte Mir nicht geglaubt. Die Indizien sprachen zu eindeutig gegen mich: acht Mann bezeugten, daß ich Phil Decker mißhandelt hätte. Jemand hatte behauptet, ich hätte versucht. Marihuana-Zigareten an den Mann zu bringen, man durchsucht mein Spind — und findet solche Glimmstengel! Aus, dagegen war nichts zu machen.
    Die Hilfe kam mir von einer Seite, von der ich sie nie erwartet hätte. Plötzlich hörte, ich aus dem Hintergrund Lansmans zaghafte Stimme:
    »Verzeihung, Sir, ich möchte etwas melden, was mit diesem Buch zusammenhängt!«
    Wir drehten uns alle wie auf ein Kommando zu meinem Zimmergenossen um. Lansman wurde rot über seine eigene Kühnheit.
    »Ja, Rekrut Lansman?« meinte der Major fragend.
    »Rekrut Cotton und ich haben heute morgen die vorgeschriebene wechelseitige Spindinspektion durchgeführt, Sir. Cotton prüfte mein Spind, und ich

Weitere Kostenlose Bücher