0056 - Der Mörder stand neben uns
ein und rammte den ersten. Gurgelnd schlug er rückwärts auf das Bett des Quäkers.
Noch zwei Mann. Mit denen wollte ich es wohl auch noch schaffen. Wo waren sie nur? Ich drehte mich um.
Der Schlag hätte mich ins Genick treffen müssen, wenn ich mich nicht zur selben Sekunde umgedreht hätte. So dröhnte mir die Handkante nur auf die linke Schulter. Trotzdem ging mir der Schlag durch alle Nervenfasern.
Mit einem schwachen Gegenschlag konnte ich den nächsten wenigstens auf Distanz halten. Mein linker Arm hing herab und rührte sich nicht. Er baumelte an mir herum, als ob er überhaupt nicht zu mir gehörte.
Schluß mit allen Bedenken, sonst machten sie mich noch in letzter Sekunde fertig, Ich sprang vor und riß die Rechte hoch. Den sie traf, traf sie absolut ausreichend. Er überschlug sich nach hinten.
Hurra, dachte ich, das war der vorletzte!
Ein Tiefschlag riß mich zusammen wie ein Taschenmesser. Irgendeiner von den anderen mußte wieder mobil geworden sein. Ich stürzte nach vorn und sah im Fallen vor mir zwei gespreizt stehende Beine. Ich warf meinen rechten Arm um sie und nahm sie im Sturz einfach mit.
Ich fiel - sanfter, denn ich fiel auf den drauf, den ich mitriß. Dafür kam ich auch schneller wieder hoch. Keuchend taumelte ich zwei Schritte zurück.
»Schlag zu!« schrie einer vor mir, der noch auf allen vieren lag. Ich wollte mich herumwerfen.
Es war schon zu spät. Mir donnerte etwas auf den Schädel, daß ich augenblicklich das Gefühl bekam, in einen endlosen Abgrund zu fallen, während sich eine ungeheure Schmerzwelle siedend heiß durch meinen Körper ausbreitete.
Dann war auch dieses Gefühl und der Schmerz vorbei, übrig blieb eine gähnende, bewußt- und gefühllose schwarze Finsternis.
***
Als ich wieder zu mir kam, rauschten in meinem Kopf die Niagarafälle und ein Bienenschwarm summte kostenlos, dazu die Begleitmusik. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie elend mir war.
Vor meinen Augen verwebten sich rote und blaue Farbfetzen, mein Körper schien kreuz und quer in allen Himmelsrichtungen zu schaukeln, und zu allem Überfluß meldete sich mein Magen mit einem würgenden Übelkeitsgefühl.
Ich kenne diesen Zustand aus Erfahrung. Mehr oder minder große Gehirnerschütterung, konstatierte dumpf etwas in meinem gequälten Schädel.
Ich blinzelte mit den Augen, aber ich sah nichts außer roten und blauen und violetten Farbschleiern, die einen wirren Reigen vor meinen Augen aufführten.
Tief durchatmen, sagte etwas in meinem Schädel, das mir gar nicht gehörte. Jedenfalls kam es mir vor, als sagte es ein Fremder, der trotzdem in meinem Kopf saß.
Ich versuchte das mit dem tiefen Atmen, aber mir tat buchstäblich jede Rippe und jede Muskel weh.
Ich weiß nicht mehr, wie lange ich herumlag, ohne mich rühren zu können. Dann spürte ich irgendwann, daß mir das rechte Bein wehtat. Ich versuchte mich umzudrehen.
Es ging, aber mit sehr gemischten Gefühlen. Ich kam aber auf den Rücken und lag nun wenigstens ausgestreckt, wodurch sich meine geschundenen Muskeln wenigstens etwas entspannen konnten.
Nachdem wieder eine ganze Zeit vergangen war, merkte ich, daß ich die Decke unseres Zimmers erkennen konnte. Ich atmete bewußter und in langen Zügen. Das Übelkeitsgefühl im Magen verschwand zwar nicht, aber es ließ wenigstens etwas nach.
Nach und nach kam ich schwankend und mit viel Stöhnen auf die Beine. Ich kroch auf Händen und Knien, wobei ich oft eine Pause einlegen mußte, bis in die Ecke unseres Zimmers, wo sich das Waschbecken befand.
Mühsam zog ich mich daran hoch. Kaum stand ich, da mußte ich mich schon übergeben. Es würgte mir fast die Eingeweide heraus. Danach drehte ich den Hahn auf und hielt meinen Kopf unter den eiskalten Wasserstrahl, Das machte mich einigermaßen fit. Wenigstens soweit, daß ich mich nach ein paar Minuten auf den Beinen fortbewegen konnte, ohne wieder in die Knie zu gehen.
Das Licht in unserer Zelle brannte immer noch. Aber durch das Fenster sah ich, daß draußen schon der Tag graute. Es mußte zwischen fünf und sechs sein.
Ich torkelte mit schmerzenden Gliedern zu Lansman ans Bett.
Der Anblick ging mir so in die Glieder, daß ich mich vor seinem Bett ein zweites Mal übergeben mußte. Als ich wieder klar war, wischte ich mir das Blut aus dem Gesicht und blieb regungslos vor Lamans Bett stehen.
Man hatte ihn mit Messern'ermordet. Er war nur noch eine formlose Masse. In meiner Kehle würgte es wieder.
Irgendwo in mir rastete ein Hebel ein.
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