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0056 - Der Mörder stand neben uns

0056 - Der Mörder stand neben uns

Titel: 0056 - Der Mörder stand neben uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mörder stand neben uns
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Jetzt war Schluß. Aus.
    Einen Wehrlosen, einen im Bett gefesselten Menschen viehisch zu ermorden, das geht über alles Begreifliche weit hinaus.
    Ich taumelte zur Tür. Als ich sie erreicht hatte, mußte ich mich erst eine Weile dagegenlehnen.
    Dann riß ich die Holztür auf.
    Sie kam mir so schwer vor, als wenn sie aus massivem Blei bestünde.
    Keuchend mußte ich wieder pausieren. Den schmerzenden Kopf gegen die kalten Gitterstäbe der Außentür gelehnt.
    Ein paar Minuten später konnte ich auch die Gittertür aufziehen. Ich torkelte auf die Galerie hinaus. Unsere Zelle befand sich in der zweiten Etage. Weit unten in der Halle sah ich den Tisch, an dem die Wache saß.
    »Hay!« krächzte ich hinunter.
    Ich hatte rufen wollen, aber mehr als ein heiseres Krächzen war nicht aus meiner Kehle herauszukriegen.
    Die beiden Soldaten am Wachtisch sahen auf.
    »Hay!« rief ich noch einmal.
    Einer nahm seinen kräftigen Stabscheinwerfer und leuchtete die Galerie ab.
    Als mich der Lichtkegel traf, winkte ich schwach, obgleich ich von dem grellen Licht sehr geblendet war.
    Ich hörte, wie ihre Stiefel gleich darauf die eisernen Treppen heraufpolterten, Tastend suchte ich mir meinen Weg zurück in unser zellenartiges Zimmer, Ich kam gerade noch bis zu meinem Bett, dann wurden mir die Knie schwach, der Boden sackte mir buchstäblich unter den Füßen weg, und ich fiel auf mein Bett.
    Gleich darauf war die Wache da.
    »Was ist?« fragte einer überflüssigerweise, aber dann fiel wohl sein Blick auf Lansman,' denn er vollendete die Frage gar nicht erst.
    Im Nu stand er draußen auf der Galerie, setzte die Signalpfeife an den Mund und blies das Signal: Wache nach hier!
    Von überallher klirrten die Stiefel über die Treppen. In wenigen Minuten war unser Zimmer von hastig atmenden Soldaten erfüllt.
    Ich bekam langsam die Augen wieder auf und erkannte einen Corporal, der sich als einziger aus dem Unteroffizierkorps einmal mit mir freundlich in der Kantine unterhalten hatte.
    »Miller«, befahl er, »wecken Sie sofort den Kompaniechef!«
    »Yes, Sir!«
    »Smithson, bringen Sie die Hausapotheke!«
    »Ay, ay, Sir!«
    »Cluring, Sie rufen vom Wachtisch aus das Lazarett an! Einen Arzt und vier Krankenträger mit zwei Bahren! Aber ein bißchen hastig!«
    »Zu Befehl, Sir!«
    »Ihr anderen wieder auf eure Plätze! Brinting und Jacksvill bleiben hier vor der Zelle stehen. Außer dem Kompaniechef, dem Wachoffizier und dem Krankenpersonal kommt hier keiner rein, klar?«
    Die beiden Aufgerufenen salutierten.
    »Zu Befehl, Sir!« sagten sie gleichzeitig.
    Die anderen verschwanden wieder. Der Corporal kam auf mein Bett zu und setzte sich auf den danebenstehenden Hocker.
    »Ich bin Corporal Haime vom ersten Zug«, sagte er. »Können Sie sprechen?«
    »Ja«, krächzte ich, obgleich mir weiß Gott nicht danach zumute war.
    »Wie heißen Sie?«
    »Cotton.«
    »Und der da?«
    Er deutete hinüber zu Lansman.
    »Lansman. Ein Quäker.«
    »Warum hat man ihn umgelegt, Cotton? Sie waren doch dabei! Sie müssen doch wissen, warum man den armen Kerl so bestialisch umgelegt hat!«
    Seine Stimme war sehr eindringlich.
    Ich zuckte die Achseln. Besser gesagt, ich hatte es vor. Aber bei der leisesten Bewegung raste eine Schmerzwelle durch meinen Körper, daß ich es bei der bloßen Absicht bleiben ließ.
    »Weiß nicht genau«, stöhnte ich. »Weiß nicht genau, Sir.«
    Er beugte sich vor und legte mir seine Hand auf den linken Unterarm.
    »Sie haben sich zur Wehr gesetzt, ja?«
    »Ja. Ich hatte sie fast fertig, da hat mir einer von hinten ein Stuhlbein oder sonst etwas lausig Hartes über den Schädel gezogen.«
    »Und da war es mit Ihnen vorbei?«
    »Natürlich.«
    »Wie ging es denn überhaupt vor sich? Hatten sie Lansman schon umgelegt, als man Sie knock out schlug?«
    »Nein. Da lebte er noch. Sie hatten ihn nur auf dem Bett gefesselt und geknebelt, damit er nicht schreien konnte.«
    »Warum haben Sie denn nicht geschrien?«
    »Ich hab' nicht dran gedacht. Außerdem hätte es die Wache vielleicht nicht gehört. Sie hatten die Holztür zugemacht.«
    »Wieviel waren es?«
    »Sechs.«
    »Würden Sie sie wiedererkennen?«
    »Alle sechs, Sir. Die Gesichter habe ich mir eingeprägt. Die vergesse ich bis an mein Lebensende nicht.«
    »Gut. Das ist sehr gut. Dann kriegen wir sie auch.«
    Das war seine Meinung. Meine war es nicht.
    Aber ich konnte ihm nicht mehr widersprechen, denn in diesem Augenblick kam der Arzt mit seinen Krankenträgern.
    Er warf nur einen

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