0056 - Die Teufelshöhle
bringen, die Strickleiter nach unten zu klettern?
Er dachte an die Szene von vorhin.
Er hatte keinen anderen Ausweg.
Ein Schlag gegen die Schläfe schickte auch den zweiten Mann ins Reich der Träume.
Dann machte er sich mit Shandri und seiner Last an den Abstieg.
Ein Gedanke ließ ihn für Augenblicke an der erfolgreichen Fortführung des Unternehmens zweifeln.
Zamorra war sicher, dass die Furien ihm die Leiter nicht wieder einladend in den Schacht legen würden!
Aber im Augenblick konnte er sich keine Gedanken darüber machen, zu welchem Ausweg er Zuflucht nehmen würde.
Zuerst mussten diese beiden Furien einmal in Sicherheit gebracht werden.
Mit äußerster Vorsicht brachten sie ihre Gefangenen bis vor die Felshöhle, in der Nicole sich versteckt hielt.
Sie wachte. Sie konnte einfach nicht schlafen, solange ihr Freund und Meister nicht zurück war.
Aufatmend ging sie ihm und Shandri entgegen.
»Ihr habt ja Besuch mitgebracht«, sagte sie und fand sofort ihren gewohnten Humor wieder.
Zamorra zeigte auf die reglosen Gestalten am Boden.
»Nummer drei und vier«, konstatierte er.
Dann setzte er Nicole seinen Plan auseinander.
»Diese Männer hier stören uns. Auch wenn wir sie fesseln. Und du solltest nach den Strapazen deiner Gefangenschaft im Tempel zur Ruhe kommen. Es ist nicht gut, wenn du hier allein in der Höhle bist und Ängste ausstehst, wenn ich mit Shandri unterwegs bin. Shandri wird dich morgen früh nach Mihintale begleiten. Er wird dich zum Raja zurückbringen, und anschließend sucht er ein paar Polizisten vom Kommissariat, die ihn mit dem Jeep auf der Straße zurückbringen können. Sie sollen die Gefangenen abholen, und wir haben freiere Hand für die nächsten Aktionen.«
Nicole gefiel dieser Plan nur zum Teil.
»Meinst du, großer Meister, dass ich keine Ängste um dich ausstehe, wenn ich im Hause des Raja in Sicherheit bin? Ich würde dich gern auf jedem Schritt begleiten, Zamorra.«
»Ich weiß, ich weiß. Aber es wird so besser sein. Ich habe gehört, dass die Furien am liebsten hübsche junge Französinnen fressen.«
»Witzbold«, sagte Nicole.
Aber dann fügte sie sich. Bald lag sie eng in eine der warmen Decken gewickelt und schlief. Auch Shandri war bald eingeschlafen.
Zamorra übernahm die erste Wache in dieser Nacht. Aber nichts ereignete sich.
***
Am Morgen darauf verfuhren sie, wie es geplant war.
Nach einem kurzen Frühstück aus der Dose – bei dem besonders Nicole ihren morgendlichen Kaffee vermisste – machten sich Shandri und Zamorras Sekretärin auf den Weg.
Da es bergab ging und sie allen Ballast in der Höhle zurückgelassen hatten, kamen sie schnell voran.
Die Hitze der höher steigenden Sonne konnte ihnen nicht direkt etwas anhaben, aber auch so war die aufkommende Schwüle im dichten Regenwald lästig genug.
Nach knapp anderthalb Stunden waren sie in Mihintale.
Nicole konnte eine rührende Szene erleben, als Shandri das Gold und die Geschmeide vor seinem Herrn auf dem Tisch ausbreitete.
»Und meine besten Perlen?«, klagte der Raja. »Ob Zamorra meine Töchter retten kann? Was meinst du, Shandri?«
»Wir retten sie«, sagte der junge Tamile siegessicher. »Ich habe mit Siri gesprochen, Herr.«
»Was? Du hast meine Tochter gesehen?«
»Nein. Nicht gesehen, Herr.«
Und Shandri erzählte seinem Herrn von dem Abenteuer der vergangenen Nacht. Dann aber drängte er zum Aufbruch.
Der Raja selbst bot sich an, mit zur Polizei zu kommen.
»Auch Beamte fürchten sich vor den Geistern der alten Könige«, sagte er. »Sie werden nicht gerade mit Freuden daran gehen, sich ins Gebiet der Shuris aufzumachen. Ich werde mit dir kommen und ihnen ein Geschenk mitnehmen. Du aber, Shandri, wirst ein sehr reicher Mann werden, wenn es dir mit Zamorra gelingt, Siri und Manika aus dem Tempel zu befreien.«
»Ich tue es nicht um Lohn«, sagte Shandri bescheiden. Und der Raja lächelte ihm dankbar zu. Gerade deshalb würde er Shandri, den besten und tapfersten seiner Diener, reich machen.
Sie fuhren beim Kommissariat vor. Und wirklich war die Sprache des Geldes, mit denen der Raja die Beamten ansprach, besser und überzeugender als jede Bitte und jedes andere Argument.
Sofort erklärten sich drei der Beamten bereit, die beiden Gefangenen aus der Höhle abzuholen.
Noch ahnten sie nicht, dass ihre Fracht noch reichhaltiger ausfallen würde.
Shandri hatte mit Nicole die Höhle seit einer halben Stunde verlassen, als Zamorra eine merkwürdige Beobachtung
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