0056 - Die Teufelshöhle
den rechten schweren Türflügel gesprungen. Wenn die Tür aufgehen würde, hätte er dort fürs erste ein gutes Versteck.
Shandri sollte die Aufmerksamkeit der Furien auf sich ziehen.
Oder waren es einige der Geister, die ihre nächtliche Runde machten?
Shandri tat so, als habe er nichts gehört. Er sah mit gesenktem Kopf kurz nach der Tür. Dann suchte er sich eine Handvoll der schönsten Edelsteine aus und steckte sie zu den anderen Schmuckstücken in seine Taschen.
Zamorra hatte die Messer mit der Hand aufgefangen und schnell in seinen Gurt gesteckt. In beiden Händen hielt er bereits je eine entsicherte Pistole.
Die Furien sollten nur kommen!
Und sie kamen!
Sekundenlang war nichts zu hören.
Die Gegner schienen sich draußen vor der Tür zu beraten.
Aber dann wurden mit einem plötzlichen und gewaltigen Ruck die schweren Flügel des Portals aufgerissen.
Shandri spielte seine Rolle überaus gut. Er war der perfekt überraschte Dieb. Es gelang ihm, den völlig Überrumpelten darzustellen.
Seine Furcht wirkte so echt, dass die beiden Gelben Furien an keine Falle dachten. Ein Grinsen machte sich auf ihren Gesichtern breit.
Das konnte Zamorra nur ahnen. Dafür sah er die Rücken der beiden Furien. Mit einem ›N‹ und einem ›K‹ auf dem Stoff der gelben Kutten.
Ein ›T‹ wäre ihm lieber gewesen. Er brauchte den Anführer der Furien. Er brauchte Tivu, um an die Schlüssel für die Zimmer der Mädchen zu gelangen!
Er wusste nicht, für welche Namen diese beiden Buchstaben auf den Rücken der Mönchsgewänder standen. Es war jetzt auch gleichgültig.
Wichtig war, dass Shandri seine Rolle gut durchspielte.
Und er spielte sie ausgezeichnet.
»Haben wir dich, Sohn einer Hündin!«, sagte einer der Sklaven.
»Wer bist du, junger Hund? Stiehlst du für dich, oder hat dich jemand dazu angestiftet?«
»Weder das eine noch das andere«, gab Shandri vollkommen ruhig zurück. Er reizte die beiden Furien sogar derart, dass er nicht innehielt, weitere Kostbarkeiten in seine Taschen zu stecken.
»Ich habe nach deinem Namen gefragt«, kam die scharfe Stimme eines der Wächter. »Lass deine gierigen Hände vom Schatz des Shuri!«
»Red’ keinen Unsinn!«, gab Shandri gelassen zurück. »Dies hier ist der Schatz des Raja, und der Shuri hat ihn gestohlen! Ich werde einen Teil mitnehmen um ihn meinem Herrn bringen. Ja, ihr hört richtig, ihr Mädchenräuber des Shuri! Ich bin Shandri, der Diener des Sohnes des Raja!«
»Ha, Bürschchen!«, höhnte derjenige mit dem ›K‹ auf dem Rücken.
»Du bist auch noch so dreist, um zu glauben, dass du je lebendig aus diesem Tempel herauskommst?«
»Warum denn nicht?«, fragte Shandri. »Ich bin hereingekommen. Ich habe euer lächerliches Versteck gefunden. Ich habe mir eure Strickleiter heruntergelassen. Ich bin durch den Schacht gelangt. Ich habe diesen Prunkraum gefunden. Ich habe meine Taschen vollgestopft. Und jetzt werde ich nach Hause gehen. Und euch beide nehme ich mit.«
Die Furien schnappten nach Luft.
»Genug jetzt!«, rief der zweite von ihnen aus. »Wir werden dich jetzt in den Kerker werfen. Dort kannst du dir überlegen, wie du von hier wegkommst!«
»Das geht leider nicht!«, sagte Shandri.
Die Furien sahen ihn mit Hasserfüllten Blicken an.
»Lass das Geschwätz, junger Hund!«, riefen sie wie aus einem Munde. »Du folgst uns jetzt. Oder sollen wir dich erst auspeitschen?«
»Das geht leider auch nicht!«, gab Shandri zurück.
»Warum nicht?«
»Ich schätze, dass ihr zwei tote Männer seid, sobald ihr einen Schritt auf mich zumacht.«
»Aaa?«, machten die beiden gedehnt. »Und wer sollte uns daran hindern?«
»Zamorra«, sagte Shandri kurz.
Der Professor sah von seinem Standpunkt aus die kurze Schrecksekunde der Gelben Furien, genauso gut wie Shandri vor ihm.
Aber dann brachen die beiden Mädchenräuber in ein schallendes Gelächter aus.
»So?«, sagte der eine. »Soll ich dir mal sagen, wie Zamorra im Augenblick aussieht?«
»Ich bin neugierig, es von dir zu hören«, meinte Shandri.
»Dann will ich es dir sagen. Zamorra ist von hunderttausend Tonnen Wasser durch den Schacht gespült worden. Er ist in die Tiefe gestürzt und vollkommen zerfetzt worden.«
»Das ist ja toll!«, sagte Shandri.
»Was ist deiner Meinung nach so toll, Hundesohn?«, brüllte einer der Shuri-Sklaven.
»Erstens ist es toll, dass Zamorra zerfetzt worden ist. Und zweitens ist es toll, dass ich euch gleich zeigen werde, wie ein zerfetzter Mann
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