0056 - Die Teufelshöhle
war.
»Wo ist Manika?«, fragte Shandri schnell.
»Links nebenan«, kam die Antwort des Mädchens.
»Und rechts von dir?«.
»Da ist kein Mädchen.«
»Gut, Siri. Ob wir die Türen aufbrechen können?«
»Nein, unmöglich, Shandri. Die Schlösser sind viel zu stark. Sie geben nicht nach.«
Es war ein schnelles, erregtes Flüstern.
»Wie viel Mädchen seid ihr?«, fragte der Tamile.
»Seit die Fremde geflohen ist, noch elf«, hörte Shandri die Tochter des Raja sagen.
»Und alle auf diesem Flur?«
»Ja.«
»Wer hat die Schlüssel?«
»Immer der Anführer der Furien. Zuerst Batak. Jetzt hat sie Tivu.«
»Gut, Siri. Lass dir nichts anmerken. Wir kommen wieder.«
»Wir? Wer seid ihr?«
»Zamorra ist bei mir. Haltet aus. Sag den anderen Mädchen Bescheid. Wir werden erst Tivu in unsere Gewalt bringen. Dann befreien wir euch.«
»Die guten Geister mögen dich beschützen, Shandri. Du bist sehr mutig.«
»Ich gehe jetzt, Siri. Aber fürchte nichts mehr. Wir holen euch alle hier heraus, wenn wir die Furien gefangen haben.«
Zamorra machte ihm ein weiteres Zeichen. Es bedeutete, den Flur nach weiteren Zimmern abzusuchen. Zimmern mit geheimen Türen.
Zamorra wollte den Tempel nicht verlassen, ohne einen oder mehrere Gegner unschädlich gemacht zu haben.
Aber der ganze Tempel schien, abgesehen von den Mädchen, unbewohnt und ausgestorben zu sein.
Es war gerade diese unheimliche Ruhe, die Zamorra so misstrauisch machte.
Und dennoch konnten sie alle weiteren Gänge besichtigen, ohne dass sie in eine Falle gegangen wären.
Von den Shuris und den Gelben Furien entdeckten sie keine Spur.
Plötzlich standen sie vor dem Eingang zu einem großen Raum. Die Tür war mehr ein Portal, aus feinstem Gold geschmiedet und mit allerlei Köpfen von Vögeln und Raubkatzen versehen. In der Mitte aber prangte ein riesiger Buchstabe. Ein großes ›R‹!
»Das Gold des Raja!«, flüsterte Shandri erregt.
Zamorra ahnte ebenfalls, dass sich hinter dieser Tür etwas Ungewöhnliches, etwas Wunderbares und Außerordentliches befinden musste.
Er drehte den schweren Türknauf. Die Tür gab nach.
Mit zwei kurzen Schritten traten sie ein.
Und sie wussten, dass sie sich im Prunkraum des Tempels befanden!
Der große Raum war nur matt von zwei Fackeln beleuchtet. Aber der Widerschein, der sich an den goldenen Wänden, an den hundertfachen Dingen aus Gold und Edelsteinen brach, war ungewöhnlich.
Fast gespenstisch zuckten kleine Lichtflammen über goldenes Geschirr, liefen hinüber zu dem großen schweren Gong, huschten über Pokale und goldene Schalen, über Geschmeide und schwere goldene Ketten.
»Der Goldschatz des Raja!«, flüsterte Shandri wieder.
Dann trat er kurzentschlossen an einen der Tische, griff nach ein paar Edelsteinen, nahm einen Diamanten von mindestens achtzig Karat an sich, ließ einen goldenen Ring und ein saphirbesetztes Armband in seinen Taschen verschwinden.
»Für meinen Herrn«, sagte er leise, als Zamorra ihn fragend ansah.
Der Professor ließ ihn gewähren.
Er wusste, dass diese ganze Pracht, dass diese Schätze in Wirklichkeit der Besitz des Tamilenkönigs waren. Und er wollte den Eifer des jungen Begleiters nicht dämpfen.
Er konnte sich vorstellen, mit welchem Stolz der junge Tamile seinem Herrn einen Teil des von den Shuris geraubten Goldschatzes überreichen würde!
Aber Zamorras Gedanken gingen weiter.
Er hatte bisher nur ein einziges Mal mit dem Nachfahren des Tamilenkönigs gesprochen. Er hatte sich nur kurz mit dem Raja unterhalten können. Und er hatte den schweren, niederdrückenden Kummer aus dessen Worten gehört.
Zamorra wusste, dass der Raja auf alle diese Schätze verzichten würde. Er hatte seinen wertvollsten Schatz verloren. Die besten Kleinodien, die er sich vorstellen konnte, waren seine drei Töchter.
Diese drei Mädchen, mit großen schwarzbraunen Augen, die schöner waren als die funkelndsten Edelsteine!
Er war seiner besten Schätze beraubt worden! Und Zamorra wollte alles daransetzen, neben den anderen Gefangenen auch die beiden Töchter, die noch in der Gewalt der Tempelgeister waren, ihrem Vater zurückzubringen!
Er war noch in solche Gedanken versunken, als vom Flur draußen Geräusche zu ihnen drangen.
Es war menschliche Schritte!
***
»Schnell!«, rief Zamorra seinem Begleiter zu. »Zurück an den Tisch! Du musst so tun, als ob du etwas stehlen willst! Und gib mir das Messer und deine Pistole.«
Shandri verstand ihn sofort.
Zamorra war mit einem Satz neben
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