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0056 - Die Teufelshöhle

0056 - Die Teufelshöhle

Titel: 0056 - Die Teufelshöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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fuhr Shandri ihn unerschrocken an. »Was treibt ihr für komischen Mummenschanz? Seid ihr Mönche, ihr gelben Väter, he? Oder seid ihr wild gewordene Krieger? Lasst mich hier heraus! Befreit mich endlich aus diesen Netzen!«
    »Macht ihn frei!«, rief der Mann mit der krächzenden Stimme, der ihr Anführer sein musste.
    Und er war ihr Anführer!
    Zamorra hatte es inzwischen erkannt. Er sah die Buchstaben auf den Rücken der Furien. Großbuchstaben, wie bei Batak schon. Diesmal trugen die Kutten auf dem Rücken ein ›M‹, ein ›H‹ und ein ›T‹.
    Haben wir dich also , dachte Zamorra. Denn das ›T‹ musste für Tivu stehen. Der neue Anführer der Furien war fast in Greifweite vor ihm!
    Aber noch schritt er nicht ein.
    Shandri war in keiner unmittelbaren Gefahr. Und der kühne junge Mann schien es auszukosten, die Furien an der Nase herumzuführen.
    Auf Tivus Befehl machten die anderen sich daran, Shandri aus den Netzen zu befreien.
    »Wo willst du hin? Warst du gestern im Tempel?«, fragte Tivu.
    »Tempel?«, fragte Shandri mit klug gespielter Überraschung.
    »Tempel, he? Hier oben? Du spinnst wohl, gelber Meister! Die Tempel sind alle unten in der Stadt, in Mihintale. Dort gibt es mehr Tempel als Wohnhäuser! Das müsstest du als Mönch doch wissen! Oder bist du etwa gar kein Mönch?«
    »Ruhe!«, donnerte Tivus Stimme jetzt los. »Du bist sehr frech, junger Tamile! Du stellst zu viele Fragen auf einmal. Und ab jetzt werde nur ich noch die Fragen stellen! Ich weiß sehr gut, wer du bist. Du bist der Diener des Raja, nicht wahr?«
    »Wer ist das denn, der Raja?«, fragte Shandri zurück.
    »Das ist dein Herr und Meister, der Nachkomme des tamilischen Königs. Und dein Begleiter, wo ist er?«
    »Begleiter? Wen meinst du? Ich bin allein hier oben.«
    Die Lage wurde bedrohlicher. Zamorra erkannte, dass er Shandri kaum länger schutzlos den Furien ausliefern konnte.
    Er machte den Beamten ein Zeichen. Langsam traten sie aus dem Dickicht. Sie brachten es zustande, dass kein Zweig unter ihnen krachte, kein Stein wegrollte. Sie kamen lautlos heran, wie die Rachegötter.
    Sie waren drei Schritte hinter den Furien.
    Und Shandri erkannte, dass er in Sicherheit war.
    Das brachte ihn dazu, die Furien, und besonders den Anführer Tivu, noch weiterhin zu reizen.
    »Wer soll denn mein Begleiter sein?«, forschte Shandri nach.
    »Du weißt es sehr gut! Wir meinen den Professor aus Frankreich!«
    Shandri lachte auf.
    »Du spinnst, gelber Mann! Nimm lieber die Kutte ab, denn du bist kein Mönch! Nimm zumindest die Larve vor deinem Gesicht ab, damit ich dich erkennen kann! Professor? Frankreich! Was für ein Unsinn! Ich kann gar nicht französisch sprechen. Und ein Professor verkehrt mit einem kleinen Mann wie mir überhaupt nicht.«
    »Der Professor heißt Zamorra«, sagte Tivu. »Und er spricht viele Sprachen dieser Welt.«
    »Kann sein«, machte Shandri schnippisch. »Meinetwegen. Ich kenne ihn nicht.«
    »Du lügst, nicht wahr?«, schrie Tivu los.
    »Ja«, sagte Shandri.
    »Was sagst du?«
    »Ich habe ja gesagt.«
    »Was soll das bedeuten?«
    »Frag doch nicht so! Du hast mich gefragt, ob ich lüge, und ich habe ja gesagt. Also habe ich gelogen.«
    »Soll das heißen, dass du Zamorra kennst?«
    »Das soll es heißen, du gelber Schlaukopf!«
    Der Anführer biss sich vor Wut auf die Lippen. Die anderen wollten sich hasserfüllt auf den jungen Tamilen werfen, aber Tivu hielt sie zurück.
    Und währenddessen traf Zamorra die letzten Vorbereitungen. Er würde mit einem der Beamten die drei Furien in Schach halten. Die beiden anderen hatten ein paar Fesseln aus Lianenschlingen vorbereitet.
    Tivus Mund war offen geblieben. Er musste die letzte Antwort Shandris erst schlucken.
    Dann keuchte er los.
    »Wo – wo ist er – dieser Zamorra?«
    Shandri überlegte nicht lange.
    »Zamorra ist im Augenblick zwölf Kilometer von Mihintale entfernt.«
    »Das ist keine genaue Antwort«, schrie Tivu.
    »Ich kann dir’s genauer sagen«, meinte Shandri ruhig. »Ich zeige dir’s auf der Karte.«
    Er wollte in die Tasche greifen, um seinen Revolver herauszuholen.
    Aber Tivu durchschaute diese Finte sofort.
    Bevor Shandri seine Hand heraus hatte, stand Tivu mit schussbereiter Waffe vor ihm.
    »Wo ist Zamorra, du Hundesohn?«, schrie er den Tamilen an.
    »Er wird dir gleich das Gehirn aus dem Kopf blasen, wenn du mich noch einmal anschreist!«
    Mehr brauchte Tivu nicht zu fragen.
    In der nächsten Sekunde wusste er alles.
    »Waffe weg und Hände

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