0056 - Die Teufelshöhle
aussieht.«
»Du hast ihn gesehen?«
»Ich habe ihn nicht gesehen. Ich sehe ihn«, sagte Shandri.
Da trat Zamorra zwei Schritte zur Seite und einen großen Schritt vor, so dass er direkt hinter die beiden Furien zu stehen kam.
Die Läufe der beiden Pistolen bohrten sich in die Rücken der Männer.
»Wer noch einen Laut von sich gibt, ist ein toter Mann«, sagte der Professor scharf. »Hebt eure Arme hoch. Shandri wird euch einen kleinen Mundschutz umbinden, damit ihr nicht um Hilfe schreien könnt. Ich wette, ihr werdet uns nicht sagen, wo euer Anführer ist?«
Er hielt die beiden in Schach, als Shandri herankam. Zamorra fühlte, wie der junge Tamile ihm eines der Messer aus dem Gurt zog.
Dann beugte Shandri sich nieder und schnitt kurzerhand ein paar Streifen aus den Kutten der falschen Mönche. Damit knebelte er ihre Münder.
»Und nun, Sir?«, fragte Shandri.
»Ich glaube, wir sind für diese Nacht weit genug gegangen«, gab Zamorra zu bedenken. »Wir würden viel Zeit verlieren, wenn wir jetzt nach Tivu oder gar nach den Shuris suchen würden. Sie könnten uns in eine Falle locken, aus der wir nicht mehr herauskommen. Wir werden diese beiden Freunde hier mitnehmen. Dann haben wir zwei prächtige Geiseln, die wir gegen die Mädchen eintauschen können!«
Zamorra verstärkte den Druck der Pistolenläufe.
»Hinunter in den Schacht mit euch!«, kommandierte er. Und die Furien wagten nicht, sich zu widersetzen. Gehorsam machten sie sich auf den Weg.
***
Zamorra hatte während der Szene, die Shandri den beiden Furien im Prunkraum lieferte, genau überlegt, wie er weiter vorgehen sollte.
Jetzt, da ihnen das Eindringen in den Tempel gelungen war, hätten sie versuchen können, auf den Rest der Furien oder gar auf die Shuris zu stoßen.
Der Gedanke war verlockend. Aber der Plan wäre zu leichtsinnig gewesen. Einer von ihnen, entweder Zamorra selbst oder aber Shandri, würde dadurch bei der weiteren Suche ausfallen, weil er die beiden Gefangenen zu bewachen hatte. Für einen Mann allein aber war der weite Tempelbau eine zu große Gefahr. In jeder Ecke konnten ungeahnte Gefahren lauern. Sie mussten mit weiteren Gemeinheiten und Tricks der Shuris rechnen, auch wenn der Wasserschacht im Augenblick keine Gefahr bedeutete.
Also entschloss sich Zamorra, die beiden Gefangenen aus dem Tempel zu bringen.
Jeder einzelne Gegner, der aus dem Tempelbau entfernt oder anderweitig unschädlich gemacht worden war, bedeutete eine Gefahr weniger für das kleine Team der zwei Männer. Und für Nicole. Und für die gefangenen Mädchen.
Zamorra überdachte, was ihnen bisher gelungen war.
Einerseits konnte er mit dem Ergebnis zufrieden sein.
Es war Sita gelungen, Batak zu überwältigen und zu fliehen.
Shandri und Zamorra hatten Nicole befreien können.
Außerdem wussten sie, wo die Mädchen verborgen gehalten wurden.
Und vier der Furien waren außer Gefecht gesetzt. Bahili und Batak waren tot. Und die beiden Gefangenen dieser Nacht würde man morgen früh der Polizei übergeben.
Auf der anderen Seite verdross es Zamorra, dass er nicht noch schneller mit den Shuris und ihren Handlangern, den Gelben Furien, abrechnen konnte.
Aber er würde sie Schritt für Schritt außer Gefecht setzen.
Auf weitere Hilfe brauchte er nicht zu rechnen. Die Einwohner hatten zu große Furcht vor dem Geist der ehemaligen Singhalesenkönige.
Also würden Zamorra und Shandri die schwere Aufgabe allein erfüllen müssen.
Freilich – da war noch Nicole. Zamorra wusste, dass sie darauf brannte, ihm bei der Lösung des Falles zu helfen.
Aber die Gefangenschaft im Tempel der Gelben Furien hatte sie zu sehr geschwächt. Er würde sie überreden müssen, am Morgen mit Shandri in die Stadt zurückzugehen.
Bei diesen Gedanken waren sie in der Mitte des Hauptschachtes angekommen.
Plötzlich versuchte einer der Gefangenen, mit einem schnellen Satz an seinen Bewachern vorbeizukommen und ins Innere des Tempels zurückzulaufen.
Geistesgegenwärtig stellte Shandri ihm ein Bein.
Der Gegner drohte zu stürzen.
Sofort war Shandri neben ihm und machte ihn mit einem harten Schlag kampfunfähig.
Dann lud er ihn sich kurzerhand auf die Schulter und ging wortlos weiter.
Zamorra, der die kurze Szene im Schein einer kleinen Fackel, die er oben angezündet hatte, beobachtete, wunderte sich wieder einmal über die Schnelligkeit und Wendigkeit des jungen Tamilen.
Als sie am Ausgang ankamen, sah sich Zamorra vor ein Problem gestellt. Wie sollte er den Mann dazu
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