0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis

bald sehen, können Sie ihm was ausrichten?«
    »Sicher«, maulte Phil, ohne die Lippen zu bewegen.
    »Danke! Sagen Sie ihm bitte, er möchte sich doch auch mal wieder an der Theke sehen lassen. Vor allem müssten wir die Abrechnung von heute Nacht nachholen. Er ist ja auf einmal mit dem ganzen Verein verschwunden. Ich möchte den Zaster nicht wochenlang mit mir herumschleppen müssen.«
    »Is’ gemacht«, nickte Phil. »Sobald er kommt, sag ich’s ihm. Wenn er keine Lust hat, kann ich ja das Geld abholen, hähähä!«
    Ich verzog keine Miene, sondern sah immer nur auf die Krawatte des Barkeepers. Er fingerte nervös am Knoten herum, stieß noch hastig hervor: »Na, dann nichts für ungut!«, und trat den Rückzug an.
    Wir warteten noch ein paar Minuten, dann untersuchten wir die beiden Garagen. Die erste war leer. In der zweiten stand ein schwarzer Mercury. Quer über den Kühler hinweg war ein Kratzer im Lack. Die rechte Seitenscheibe bestand aus einem Netz fein verästelter Risse und Sprünge.
    »Das ist er«, sagte Phil halblaut.
    »Unter Garantie«, bestätigte ich. »Komm, wie ziehen die Tür hinter uns zu!«
    Wir zogen die Garagentür heran, ich kramte meine Taschenlampe hervor, und wir machten uns an die Untersuchung des Wagens.
    In der rechten Heckflosse fanden wir einen glatten Durchschuss. Auch der Deckel des Kofferraums wies ein Loch auf, das nur von einer Pistolenkugel stammen konnte.
    Ich wickelte mein Taschentuch um meine Fingerspitzen und öffnete vorsichtig die vordere Tür des Wagens. Phil kam von der Fahrerseite hereingeklettert. Wir ließen den Lichtschein meiner Taschenlampe umhergleiten. Plötzlich sagte Phil aufgeregt: »Jerry, leuchte mal nach oben!«
    Ich leuchtete den mit Kunststoff bezogenen Himmel unter dem Dach ab. Ungefähr eine Handbreit hinter dem Ansatz der vorderen Windschutzscheibe befand sich ein kleines Loch in dem Kunststoff. Die Ränder waren dunkel gefärbt, als wären sie versengt.
    Während ich die Taschenlampe hielt, klopfte Phil ein paar Mal leicht die Kunststoffpolsterung ab. Plötzlich fiel ihm etwas in die geöffnete Hand, die er vorsorglich daruntergehalten hatte.
    Ich leuchtete es an. Kein Zweifel, es war ein Geschoss aus einer Pistole. Die kleinen dunklen Fleckchen darauf konnten Blut sein.
    »Wahrscheinlich ist es die Kugel, die Ruster tötete«, murmelte Phil.
    »Ja, wahrschein…«
    Ich brach mitten im Wort ab, leuchtete noch einmal hinauf zu dem kleinen Loch und sah Phil ernst an. Meine Gedanken überstürzten sich.
    »Was ist los?«, fragte mein Freund. »Was hast du denn auf einmal?«
    Ich atmete tief.
    »Phil, wir standen beide höher, als der Wagen war. Du bist in den Winkel zwischen Treppe und Haus gesprungen, befandest dich also immerhin auf dem Bordstein. Ich aber stand noch vier oder fünf Stufen höher hinter der Säule. Meiner Meinung nach, müsste ich es gewesen sein, der Ruster traf, denn du hattest den Wagen doch mehr von hinten vor der Mündung als seitlich. Aber an mir fuhr der genau vorüber.«
    »Ja, es ist schon wahrscheinlicher, dass du ihn trafst, aber was hat das mit der Kugel und dem Loch da oben zu tun?«
    »Überleg doch mal! Ich stand höher, viel höher als der Wagen. Wie kann da die Kugel von unten her nach oben in den Himmel aus Kunststoff fahren? Wie kann meine Kugel ihm rechts in die Wange dringen, links oben zur Schläfe herauskommen und oben ins Dach schlagen? Da hätte ich doch von einem Standpunkt aus schießen müssen, der tiefer als der des Wagens war.«
    »Donnerwetter«, murmelte Phil. »Du hast Recht. Leuchte doch noch mal.«
    Ich ließ den Schein meiner Taschenlampe noch einmal auf das Projektil fallen. Wir beugten unsere Kopfe darüber.
    »Du«, sagte Phil tonlos »das ist ein Geschoss aus einer 32er Patrone. Wir aber haben 38er Waffen.«
    »Ja«, sagte ich. »Wir haben 38er. Aber kannst du dich erinnern, was für eine Waffe Jim heute Nacht diesem Lucci abgenommen hat?«
    »Nein, ich habe nicht genau darauf geachtet. War es etwa…?«
    »Es war«, bestätigte ich. »Eine kleine 32 er. Ich wette sechs Monatsgehälter gegen einen Becher Eiskrem, dass Lucci selber Ruster erschossen hat. Jetzt haben wir ihn in der Falle. Jetzt wird er ausspucken. Komm, wir rufen vom Jaguar aus unsere Fahrbereitschaft an. Sie sollen diesen Schlitten abschleppen. Und unsere ballistische Abteilung wird Luccis Kanone und dieses Geschoss untersuchen. Aber ich bin mir des Ergebnisses jetzt schon sicher. Lucci hat Ruster erschossen. Vielleicht