0057 - Der Höllenschlund
es Coburn durch den Kopf.
In dieser Sekunde verlosch das Licht.
Der Captain atmete auf, schloss das Fenster. Mit einem Mal war das komische Gefühl, das er bereits während der gestrigen Nacht verspürt hatte, wieder da.
Er hatte Angst!
Draußen schwirrte der Dämon durch die Nacht!
Dieser Gedanke machte Coburn fast wahnsinnig. Er konnte sich nicht mehr hinlegen.
Vielleicht habe ich mich getäuscht! Wahrscheinlich war es nur die Stra-
ßenbeleuchtung, die sich in einem roten Fenster gespiegelt hat , versuchte er sich krampfhaft einzureden.
Schließlich hielt er es nicht mehr länger aus. Er öffnete abermals das Fenster.
Mit klopfendem Herzen blickte er nach Barrows Haus!
Nichts!
Der Captain wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Er wartete noch einige Minuten, aber das Licht blieb verschwunden.
Coburn marschierte in die Küche, um sich heißen Kaffee aufzubrühen. Er hatte gerade den Kessel mit dem Wasser auf die Herdplatte gesetzt, als ihn plötzlich ein roter Schein blendete.
Verdammt, das muss draußen im Garten sein! , durchzuckte es ihn.
Er warf einen Blick aus dem Fenster, konnte nicht das geringste erkennen. Die Straßenbeleuchtung reichte nicht bis hierher.
Coburn drehte mit zitternden Fingern den Schalter für den Herd herum.
Jäh krachte es oben im Dachstuhl! Es war, als ob jemand einen schweren Stein gegen das Dach geschleudert hätte.
Coburn fuhr zusammen!
Er ließ die Kaffeedose zu Boden fallen. Klirrend zersprang das Glas.
»Mein Gott!«, flüsterte er aufgeregt.
Wieder war das Leuchten für den Bruchteil einer Sekunde wahrzunehmen.
»Nein!«, stöhnte er auf.
Das Feuermal begann stärker zu schmerzen.
Der Police-Captain biss sich auf die Lippen. Er hastete die Stufen nach oben zu seinem Schlafzimmer.
So schnell er konnte, kleidete er sich an und steckte die Dienstwaffe in den Hosenbund.
Polternd stürmte er die Treppe nach unten.
Er drehte den Schlüssel der Haustür herum. Es knackte. Vorsichtig, Millimeter um Millimeter zog er das Tor auf.
Draußen war es stockdunkel.
Coburn hielt den Atem an, als er die Tür hinter sich ins Schloss zog. Völlige Stille umgab ihn.
Er ließ seinen Blick an einer hohen Tanne empor gleiten, die sich dunkel gegen den nebeligen Himmel abhob.
Da war es wieder!
Coburn drückte sich gegen die Hauswand.
In Intervallen glühte ein roter Punkt in der Tanne auf.
Das musste der Dämon sein!
Der Polizist zog den Revolver aus dem Hosenbund. Er ließ den Sicherungsflügel knacken. Für einige Sekunden lang überlegte er, ob er auf den Geist schießen sollte.
Schließlich wurde ihm bewusst, dass ihm die Waffe nicht das geringste nutzte.
Er steckte sie hastig wieder weg.
Zamorras Amulett!
Nur das konnte es mit dem Ding da oben aufnehmen.
Ich muss das Telefon erreichen, um Zamorra im Hotel anzurufen! , überlegte er.
Jetzt flatterte der rote Punkt hoch. In rasendem Sturzflug schoss er auf Coburn zu.
Der Polizist warf die Arme hoch in die Luft, schrie erschrocken auf. Er warf sich herum.
Schon hörte er das hohe Pfeifen des sich nähernden Dämons. Ein sphärisches Singen lag mit einem Mal in der schneidenden, eiskalten Luft.
Coburn streckte seine Hände nach der Klinke aus, drückte sie nach unten. Er warf sich gegen die Tür. Er spürte bereits den Feuerhauch des Geistes.
Die Tür gab nach.
Mit einem Mal war Captain Coburn im Haus. Mit fliegenden Fingern knallte er die Tür hinter sich zu, lehnte sich mit dem Rücken dagegen, so, als wolle er ein Eindringen des Dämons verhindern.
Er zitterte am ganzen Körper.
Ohnmächtige Angst hatte sich seiner bemächtigt. Er blickte sich gehetzt um.
Der Kasten! , durchfuhr es ihn. Ich muss mit ihm die Tür verrammeln.
Bevor Coburn von der Tür wich, verschloss er sie sorgsam mit dem Schlüssel, der im Schloss steckte.
Immer wieder hielt er den Atem an, um nach draußen zu lauschen.
Stille!
So schnell er konnte, rückte er den Kasten vor die Eingangstür.
Hastig wischte er eine klebrige Haarsträhne aus der schweißtriefenden Stirn. Dann stolperte er nach oben, um die Balkontür zu schließen.
Sein Blick glitt suchend nach dem Telefon durch den Raum.
Zamorra! Ich muss ihn anrufen!
Draußen orgelte der Wind eine traurige Melodie. Wild peitschte der tosende Sturm dicke Regentropfen gegen die Fenster.
Gespenstisch, wie spindeldürre Totenhände, geisterten die Äste der Büsche an den Fenstern vorbei, wurden vom Sturm hin und her gebogen.
Coburn blickte wie gebannt für einige Sekunden
Weitere Kostenlose Bücher