0057 - Der Höllenschlund
Blick war starr geradeaus gerichtet.
Es dauerte einige Minuten bis er das ›Royal‹ erreicht hatte.
Frank Coburn stieß die Tür auf.
Er gewahrte nicht den roten Punkt, der sich auf dem Dach niedergelassen hatte und ein seltsames Licht verbreitete, so wie ein Glühwürmchen, nur viel größer!
Die Rezeption war nicht besetzt.
»Zimmer drei! Zimmer drei!«, murmelte das Monster vor sich hin.
Trampelnd stapfte er die Treppe hoch.
»He, Sie!«, hörte er von unten eine Stimme an sein Ohr dringen. Er wandte sich steif um.
Unten stand der Portier, der ihn sogleich erkannte.
»Ah, Sie sind es, Captain«, sagte er dann gedehnt.
»Ja, ich bin es!«, echote Coburn mit stockender Stimme. Seine Hand zuckte hoch, um das Mal zu verdecken.
Der Portier verschwand hinter seinem Pult.
»Sie wollen sicher zu Professor Zamorra!«, fragte er, als er wieder auftauchte.
»Ich muss Zamorra unbedingt sofort sprechen!«, antwortete der Hypnotisierte knapp. Wenige Sekunden später hatte er den ersten Stock erreicht.
Leise schlich er über den Korridor, der durch eine Neonröhre nur matt beleuchtet war. Trotzdem war das Tappen seiner Schritte deutlich zu vernehmen.
Vor dem Zimmer mit der Nummer 3 blieb er wie angewurzelt stehen. Langsam verschwand seine Hand in der Manteltasche und kam gleich darauf wieder mit einem blinkenden Messer zum Vorschein.
Captain Frank Coburn blickte ausdruckslos auf das Mordinstrument. Dann tasteten seine Finger nach der Klinke, während er das Messer so fest mit der anderen Hand umklammerte, dass die Knöchel weiß hervortraten.
Millimeter um Millimeter zog er die Tür auf.
Im Zimmer war es stockfinster.
Ein Schlafender atmete tief und fest.
Wie ein Schatten glitt der Gesetzeshüter auf das Bett, das am anderen Ende stehen musste, zu.
Das Mal verbreitete einen rötlichen Schein, der ihm den Weg zu Zamorra wies.
Schon hob der Unglückliche das Fleischermesser. Es konnte nur noch wenige Augenblicke lang dauern, bis der Stahl in Zamorras Brust fuhr…
***
Professor Zamorra schreckte plötzlich aus dem Schlaf hoch. Er war todmüde und hatte tief und fest geschlafen. Er konnte sich selbst nicht erklären, was es war, das ihn zum Aufwachen zwang.
Zamorra hatte im Lauf der Zeit einen sechsten Sinn für Gefahren entwickelt. Und nun spürte er die drohende Gefahr mit allen Fasern seines Körpers, obwohl es im Zimmer totenstill war.
Seine Hände tasteten mechanisch nach seinem Amulett, das er nun wieder an der Silberkette um den Hals gehängt trug. Das Metall fühlte sich beruhigend an.
Zamorra hielt den Atem an. Dann lauschte er in die Dunkelheit.
Draußen auf dem Korridor tappte es. Rhythmisch, gleichmäßig.
Schritte!
Wer mochte da draußen herumschleichen? Ein Gast, der spät nach Hause kam?
Zamorra warf einen Blick auf die Armbanduhr.
Drei Uhr, leuchteten ihm die Zeiger auf dem Zifferblatt entgegen.
Die Schritte wurden lauter, eine Diele knarrte. Jetzt musste sich die Person vor Zamorras Zimmertür befinden.
Der Professor wagte nicht zu atmen.
Es wurde wieder still.
Sekunden später wurde die Tür spaltbreit geöffnet. Ein fahler Lichtschimmer fiel vom Korridor herein.
Zamorra legte sich in die Kissen zurück, spielte den Schlafenden.
Er war neugierig, wer der späte Besucher sein mochte.
Nun verdunkelte eine Gestalt den Lichtschein. Gleich darauf wurde die Tür leise ins Schloss gezogen. Der unheimliche Gast befand sich im Zimmer.
Wie ein Schatten glitt er auf Zamorras Bett zu.
Der Professor konnte deutlich einen schwachen roten Schein wahrnehmen, der von dem Unheimlichen ausging.
Für den Bruchteil einer Sekunde dachte er, dass ihn eine Taschenlampe anleuchten würde.
Plötzlich zuckte er unmerklich zusammen!
Er dachte an Captain Frank Coburns Feuermal!
Das konnte nur der Polizist sein!, raste es in seinem Gehirn. Auch die Größe und die Gestalt könnten passen, soweit man das bei der Dunkelheit wahrnehmen konnte.
Zamorra blieb nicht mehr viel Zeit um nachzugrübeln.
Coburn hatte jetzt sein Bett erreicht.
Zamorra sah, wie der späte Besucher in weitem Bogen ausholte.
Die Klinge des Messers blitzte verräterisch auf.
Zamorras Muskeln spannten sich.
Da fegte die Mordwaffe herab.
Blitzschnell rollte Zamorra sich zur Seite weg, flog aus dem Bett, krachte zu Boden. Die Klinge bohrte sich in das Kissen, durchstieß die Matratze.
Frank Coburn schrie überrascht auf.
Zamorra handelte!
Er richtete sich auf, um das Bett mit aller Kraft von sich wegzustoßen. Es knallte
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