0058 - Attacke aus dem Unsichtbaren
auf die verlassenen Gegenstände, hinein in die leeren Räume und Gänge, durch die Fenster hinaus auf die menschenleeren Straßen. Sein Nackenfell sträubte sich und verriet die innere Erregung des Mausbibers.
Marshall legte dem Afrikaner die Hand auf den Arm.
„Alles hat seine natürliche Erklärung, Ras. Wir werden noch erfahren, was das hier zu bedeuten hat.
Sicher, es ist ungewöhnlich, keine Spuren eines Kampfes vorzufinden, keine Hinweise über das Wie und Warum zu entdecken - aber ich sagte schon, wir werden die Lösung noch finden."
Es war, wie auch Rhodan zugeben mußte, ein schwacher Trost. Aber er fand selbst keinen besseren.
In den übrigen Häusern war es nicht anders. Keine Menschenseele, kein Tier, nichts. Nur vorbildliche Ordnung in allen Räumen und die erwartungsvolle Atmosphäre einer baldigen Rückkehr der verschwundenen Bewohner.
Aber der Robot-Regent hatte ja gesagt, daß sie nie mehr zurückkehren würden...
Rhodan drängte weiter. Sie durchschritten einige Seitengassen und erreichten die Außenbezirke der Stadt. Hier wurde es ländlicher und einfacher. Die großen Häuser wichen kleineren, hinter denen Gärten und Felder Platz fanden. Und Viehställe. Es war in einem dieser Ställe, wo sie zum zweitenmal auf das Rätsel stießen.
In den Mauern waren Ketten eingelassen, die in Ringen endeten. Diese Ringe, so war klar ersichtlich, umschlossen einst die Hälse der gehaltenen Tiere. Und nun lagen sie leer und ungeöffnet auf dem Boden des Stalles, alle nebeneinander und derart, wie die Tiere gestanden haben mußten.
Wer hatte die Tiere von ihren Fesseln befreit, ohne den Metallring zu öffnen?
„Auch die Zügel waren noch geschlossen", murmelte Marshall, als er an den verlassenen Pferdekarren dachte. „Es ist, als wären die Tiere entmaterialisiert."
Rhodan gab wieder keine Antwort. Mit einem nachdenklichen Gesicht schritt er hinaus in den Schein der sinkenden Sonne und trat den Rückweg zur K-13 an.
Er wußte, daß vor ihnen noch ein langer Weg lag. Ganz sicher auch ein gefährlicher.
*
Leutnant Marcel Rous befehligte das Beiboot K-7 und näherte sich aus dem Raum kommend der Nachtseite von Mirsal III. Marcel war ein dunkelhaariger und sehr lebhafter Mann, dessen Leidenschaft oft größer war, als sein Verstand gutheißen mochte. Er liebte das Leben, blieb aber trotzdem wagemutig und tapfer. Seine Impulsivität jedoch hatte ihm schon manchen Streich gespielt.
In einer Höhe von knapp fünfhundert Metern strich er über die Oberfläche des ihm unbekannten Planeten dahin. Aus dem Lautsprecher kamen pausenlos die Berichte der anderen Kaulquappen und die entsprechenden Anweisungen von der DRUSUS. Irgend etwas geschah auf der fremden Welt, aber niemand hätte zu sagen vermocht, was es war.
Die Ortungsinstrumente der K-7 registrierten mehr als einmal feste Körper in der Atmosphäre von Mirsal III, waren aber niemals in der Lage, sie länger als drei oder vier Sekunden zu halten. Dann wurden die Schirme wieder leer, und die elektronischen Impulse erstarben. Es war Marcel klar, daß auch Schiffe mit unvorstellbarer Beschleunigung nicht derart schnell wieder aus dem Bereich der Taststrahlen entkommen konnten. Für das Phänomen fehlte jede Erklärung.
Ebenso unmöglich war es, daß Körper, die mit technischen Hilfsmitteln unsichtbar gemacht werden konnten, den Taststrahlen entgingen. Normale Lichtquellen konnten von ihrem Weg abgebogen werden, nicht aber die spezialisierten Taststrahlen. Selbst unsichtbar gewordene Schiffe mußten auf den Schirmen sichtbar werden. Das aber war nicht der Fall. Marcel Rous spürte das Geheimnisvolle und ließ sich von ihm in seinen Bann ziehen. Er ignorierte den Befehl der DRUSUS und beschloß, Nachforschungen auf eigene Faust anzustellen. Zu diesem Zweck verließ er die Kreisbahn und stieß wie ein Raubvogel auf die Oberfläche von Mirsal III hinab.
Er wählte mit Absicht die Nachtseite. Hier fühlte er sich vor einer Entdeckung durch den unheimlichen Gegner sicherer als im hellen Licht der Sonne. Er konnte natürlich nicht wissen, ob die Unbekannten im Dunkeln vielleicht genauso gut sahen wie im Hellen.
Eine Invasion im üblichen Sinn hatte nicht stattgefunden, das erkannte Rous auf den ersten Blick. Dort unten schien alles friedlich und normal. In den großen Städten waren die schnurgeraden Straßen hell erleuchtet und gut erkennbar. Die Bewohner von Mirsal III kannten also die Elektrizität, obwohl sie doch in einem verhältnismäßig
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