0058 - Kalter Rauch und heißes Blei
Gesetz und Recht anbetrifft. Er hat so etwas im Blick, und seine Freunde - na, mir brauchen sie nicht zu gefallen, aber auch meine Frau meinte…«
Das war gewiss nicht viel mehr wert als das Gespräch unter Mietern. Da hat oft jeder dem anderen etwas am Zeug zu flicken. Ich gab vorerst nicht viel darauf.
»Wo ist Mr. Serra jetzt? Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
»Keine Ahnung, wo er sich herumtreibt. Heute Morgen ist er aus dem Haus gegangen, und seitdem habe ich ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen.«
»Hm, und Sie haben keine Ahnung, wo ich ihn eventuell finden könnte?«
»Das will ich gar nicht mal sagen. Er ist oft zu Donna Dean gegangen. Sie hat so eine Art Drugstore da drüben, wo noch an der Siedlung gebaut wird. Es ist nicht mehr als eine Bretterbude, aber die jungen Burschen zieht es immer noch dahin, obwohl wir längst ein richtiges Restaurant mit ’ner kleinen Bar haben. Weiß auch nicht, was sie da suchen!«
»Wo ist das Lokal?«
»Wenn Sie die Straße hinunterfahren, dann die zweite links, kommen Sie an eine große Baustelle. Sie können’s gar nicht verfehlen.«
»Thanks«, sagte ich. »Und vergessen Sie nicht, diese Nummer anzurufen, wenn er sich hier blicken lässt, ja?« Damit drückte ich ihm eine Karte des FBI in die Hand.
Er blickte sie genau an, dann reckte er sich, als wären wir hier in der Army.
»Mach’ich, Mr. G-man! Darauf können Sie sich verlassen!«, sagte er energisch.
***
Es gibt tausenderlei Arten von Drugstores bei uns, und eigentlich ist keiner dem anderen ähnlich, wenn man einmal von den Filialen der großen Konzerne absieht, die ihre Läden überall nach dem selben Schema einrichten.
Die Bude, über deren Tür stolz Donna Deans Drugstore geschrieben stand, war in gewisser Weise eine Ausnahme aller Drugstores, die ich bisher kennengelernt hatte. Als ich die Tür aufmachte, schlug mir ein Geruch entgegen, der mir gleich bestätigte, dass der äußere Eindruök nicht getrogen hatte: Hier wurde nichts als Schnaps verkauft - höchstens hatte Donna Dean noch ein par Zigaretten auf Lager und was sonst zu einem primitiven Barbetrieb gehörte. Die Bezeichnung Drugstore war nichts als Tarnung für eine Kaschemme schlimmster Sorte.
An der Bar stand eine Gruppe junger Burschen in Lederwesten und Blue Jeans. Ich habe nichts gegen Lederwesten und schon gar nichts gegen diese engen Nietenhosen. Sie sind ungeheuer praktisch - aber wenn beides zu einer Art Uniform wird, weiß ich schon, was dahinter zu suchen ist. Die Jungs waren aber ziemlich harmlos.
Anders stand es schon mit vier Männern, die zur Rechten an einem Tisch saßen und Bier aus Büchsen tranken. Sie hatten etwas an sich, was mir auf den ersten Blick nicht gefiel. Und ich habe immerhin einige Kenntnis in Gangstergesichtern - diese waren welche.
Am meisten fesselte mich die Gestalt hinter der Bar: eine Frau, wahrscheinlich Donna Dean selbst, mit verwüstetem Gesicht, aufgedunsener Haut und Haaren von der Farbe schmutzigen Spülwassers. Man konnte ihr schon von Weitem ansehen, dass sie Alkoholikerin war.
Ich trat an die Bar, wobei mir die Burschen widerwillig Platz machten, und verlangte ein Bier. Donna Dean musterte mich kurz aus geröteten Augen und schob mir dann eine geöffnete Büchse hin.
»Und ein Glas«, forderte ich.
Sie betrachtete mich nun etwas intensiver, als wäre ihr ein solches Verlangen noch nie untergekommen. Aber ich wusste, wie man sich in einem solchen Kreis benimmt, hielt ihren forsehenden Augen stand und zog nur die linke Schulter etwas zurück. Unter dem dünnen Stoff meines Jacketts wurden die Umrisse meines Schulterhalfters sichtbar. Die Frau zog unmerklich die rechte Augenbraue etwas in die Höhe und schob mir ein Glas über die Theke, das sogar halbwegs sauber war. Ohne mich um die anderen zu kümmern, ließ ich das Bier ins Glas zischen und steckte mir eine Zigarette an.
»Einer von der ganz feinen Sorte, was?«, stellte Donna Dean mit einem abschätzigen Lächeln fest.
»Wie man’s nimmt.«
»Neu hier in der Gegend?«
»Ich suche jemand«, gab ich zurück und hatte nicht vor, lange um den heißen Brei herumzureden.
Sie hob eine Augenbraue.
»Bill Serra - ist der hier bekannt?«
»Wer will das wissen?«
»Jerry Cotton, FBI. Wir brauchen ihn als Zeugen«, versuchte ich die ganze Sache bewusst harmlos klingen zu lassen.
»Na, wenn das so ist, dann versuchen Sie es mal bei Edna Fowler, mit der zieht er zurzeit um die Häuser.«
»Und wo finde ich die junge Dame?«
»Das
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