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0058 - Kalter Rauch und heißes Blei

0058 - Kalter Rauch und heißes Blei

Titel: 0058 - Kalter Rauch und heißes Blei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalter Rauch und heißes Blei
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wären zumindest die Fensterscheiben im Verwaltungsgebäude zerstört worden.«
    »Brady«, sagte ich, »das ist Ihre Sache. Tun Sie mir den Gefallen und denken Sie noch ein bisschen darüber nach. Ich muss herauskriegen, wie das vor sich gegangen ist. Aber jetzt muss ich erst einmal ’rüber, Lieutenant Morris ist anscheinend fertig und will die Sekretärin verhören.«
    »Ist wieder etwas geschehen?«
    »Der Direktor hat sich erschossen«, sagte ich. »Aber noch ist es geheim!«
    »Na, klar doch!«, sagte Brady.
    ***
    Die Sekretärin entpuppte sich als eine ältere Frau. Sie lag auf einer Couch im Behandlungszimmer des Betriebsarztes und hielt sich eine kalte Kompresse auf die Stirn. Ich konnte mir vorstellen, dass diese Sekretärin eine ausgezeichnete Fachkraft für ihren Chef gewesen war, mit enormem Gedächtnis und unfehlbarer Ordnung. Nicht gerade der Typ, der dem Chef beim Diktat auf dem Schoß sitzt - aber der ist ja auch heute nicht mehr gefragt, außer bei den Witzblättern.
    Lieutenant Morris hatte sich offenbar schon davon überzeugt, dass Walter Crawford durch Selbstmord ums Leben gekommen war, denn er beschränkte sich auf wenige Routinefragen.
    »Ihr Name, bitte?«
    »Orvetta Bolinger«, sagte sie leise.
    Im gleichen Ton verkündete sie, dass sie nur gehört habe, wie im Zimmer des Direktors ein Schuss erklang. Sie sei sofort hineingestürzt und habe ihren Chef zusammengesunken auf dem Stuhl liegen sehen. Daraufhin habe sie Mr. Worman angerufen, und er habe ihr alles Weitere abgenommen, da sie anschließend sofort in Ohnmacht gefallen sei.
    Morris ließ alles zu Protokoll nehmen und interessierte sich nicht weiter für Orvetta Bolingers Taten. Ungeduldig wartete er ab, bis sie ihre Aussage mit zitternden Händen unterschrieben hatte, dann kehrte er sich auf dem Absatz um und ging zur Tür.
    »Good morning, Ladies and Gentlemen«, grüßte er. »Alles Weitere kriegen Sie schriftlich.« Hinaus war er.
    Ich zwinkerte Phil zu. Er verstand sofort - zwischen uns braucht es nicht mehr viele Worte nach so vielen Fällen gemeinsamer Arbeit - und nahm Jim Worman mit sich hinaus. Ich befand mich allein mit Orvetta Bolinger.
    Sie schien meine Anwesenheit zuerst gar nicht zu bemerken. Dann aber öffnete sie erschrocken ihre Augen und fuhr auf. Sofort jedoch ließ sie sich mit einem täuschend echten Schmerzenslaut wieder zurücksinken.
    Ich trat an ihr Lager und nahm ihr die Kompresse von der Stirn.
    »Was… was erlauben Sie sich?«, funkelte sie mich empört an.
    »Lassen Sie die Schauspielerei. Wir sind allein, und wir können offen miteinander reden.«
    »Ich weiß nicht, was wir miteinander zu bereden hätten!«, fuhr sie mich kampfeslustig an. »Was wollen Sie?«
    »Den Brief, den Sie an sich genommen haben, ehe Sie Mr. Worman alarmierten!«
    Sie konnte auf einmal sogar ganz schön den kranken Kopf schütteln.
    »Brief? Ich weiß von keinem Brief!«
    »Mrs. Bolinger«, redete ich ihr zu, »reiten Sie sich nicht noch tiefer hinein. Unterschlagung von Beweismitteln ist strafbar, und ich kann Sie mir schlecht in einem unserer Frauengefängnisse vorstellen. Eine Dame wie Sie passt da nicht hinein.«
    Sie bekam etwas Farbe in ihr Gesicht, und ich fuhr fort: »Sie haben nämlich einen Brief auf dem Schreibtisch übersehen, der das Schreiben ankündigt, welches Sie an sich genommen haben. Jemand von der Hauptverwaltung des Konzerns hat Mr. Crawford einen Brief geschrieben, in dem er als Anlage jenen Brief erwähnt.«
    Ich zog das Schreiben aus der Tasche und las vor: »…und finden Sie als Anlage zu diesem Schreiben einen Brief der Konzernleitung, welcher die letzten Vorkommnisse im Werk New York betrifft. Ich muss Sie um Ihre baldige Rückäußerung bitten, da die Jahreshauptversammlung von Ihnen Aufschlüsse über diese Vorkommnisse erwartet…«
    Orvetta Bolinger würgte ein Taschentuch zwischen den Händen.
    »Mrs. Bolinger«, sagte ich, »ich finde es fabelhaft von Ihnen, dass Sie den Ruf Mr. Crawfords über seinen Tod hinaus rein halten wollen. Aber Sie wissen nicht, dass Sie damit nur den Beweis unterschlagen, dass Mr. Crawford in der ganzen Angelegenheit nicht der Schatten eines Vorwurfs trifft!«
    Sie sah mich misstrauisch an. Dann sagte sie voll Entschlossenheit: »Wenden Sie sich um, bitte!«
    Ich gehorchte.
    »Jetzt!«, befahl sie nach einer Weile, während der ich nur ein leises Rascheln gehört hatte. Sie streckte mir einen Brief entgegen, der mehrfach zusammengefaltet war.
    »Das ist alles, was Sie

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