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0058 - Meer der mordenden Hände

0058 - Meer der mordenden Hände

Titel: 0058 - Meer der mordenden Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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seinen Ruf. Sie waren höchstens zwanzig Meter voneinander entfernt. Aber Alains Ruf klang, als käme er über hunderte von Metern her.
    Jodie fasste sogleich wieder neuen Mut. Alain war nicht tot. Er war nicht untergegangen. Er war kein Opfer der Haie geworden. Alain lebte.
    »Hier bin ich, Alain!«, schrie das Mädchen, so laut es konnte.
    »Hier!«
    Und sie schwamm wie besessen auf ihn zu. Kräftig schlug sie die Arme ins Wasser. Sie war eine gute Schwimmerin. Schnell kamen sie einander näher.
    »Hier, Alain! Hier!«
    Der Nebel lichtete sich mehr und mehr. Irgendwo gurgelte das Meer. Vermutlich waren das die letzten Luftblasen, die das versunkene Flugzeug freigegeben hatte.
    »Jodie! Oh Gott, Jodie!«, keuchte der Pilot. »Du lebst! Dem Himmel sei Dank! Ich dachte… Bist du okay?«
    »Ja, Alain. Ich bin okay. Und du?«
    »Ich auch.«
    »Wie konnte das passieren, Alain? Was war das vorhin? Was für eine seltsame Wolke war das?«
    »Ich weiß es nicht…«
    »Du hättest auf mich hören sollen, Alain. Du hättest über sie drü- berfliegen sollen.«
    »Verdammt, ich dachte, es wäre eine ganz gewöhnliche Nebelbank.«
    Der Nebel zerfaserte. Ein sternenklarer Himmel spannte sich über Jodie und Alain.
    »Was machen wir nun, Alain?«, fragte Jodie besorgt.
    »Es gibt eine Menge Riffe in dieser Gegend. Wir klettern auf eines und warten, bis der Tag anbricht.«
    »Und dann?«
    »Bis dahin wird man uns längst vermissen. Dann setzen sich alle meine Freunde in ihre Flugzeuge und Boote und fangen an, uns zu suchen. In spätestens zwei Stunden nach Tagesanbruch sind wir gerettet. Komm jetzt, Jodie. Dort vorn ist ein Riff. Ich krieg’ langsam genug von diesem verdammten Wasser.«
    Sie schwammen nebeneinander auf das Riff zu. Alain Rich kletterte zuerst hinauf. Dann streckte er seinem Mädchen die Hand entgegen.
    »Mein Gott, du blutest ja, Alain!«, stieß Jodie Wofford erschrocken hervor.
    »Diese Korallenriffe sind verdammt scharf. Als hätten sie Rasierklingen eingebaut. Hab’ mich daran blutig gerissen. Pass auf dich auf, hörst du? Nimm meine Hand. Und dann – mit Schwung heraus aus dem ekelhaften Nass. Verdammt, so wie heute habe ich das Meer noch nie gehasst.«
    Jodie ergriff Alains Hand. Er hievte sie auf das Riff. Sie rutschte jedoch im letzten Moment ab und fiel wieder ins Wasser zurück.
    Ihr heiserer Schrei flog in die Nacht hinein.
    »Noch mal!«, sagte Alain.
    Beim zweitenmal klappte es. Der Pilot musterte das Girl und grinste schief.
    »So, wie wir jetzt aussehen, würden wir auf jedem Lumpenball den ersten Preis machen, was?«
    Jodie blickte an sich hinab. Ihr Kleid war völlig zerfetzt. Das waren nur noch nasse Lumpen. Und Alain sah ungefähr genauso aus. Jodie fröstelte. Ihr langes schwarzes Haar wurde vom Wind zerzaust.
    Alain legte seinen Arm um sie, um ein bisschen von seiner Körperwärme an sie abzugeben.
    »Nur nicht verzagen, Mädchen. Morgen ist dieses schlimme Abenteuer überstanden«, redete er sanft auf Jodie ein.
    »Wir haben eine endlos lange Nacht vor uns«, jammerte Jodie.
    »Lieben wir nicht endlos lange Nächte?«, fragte Rich schmunzelnd.
    »Nicht hier draußen, Alain!«, antwortete Jodie klagend.
    »Wir werden’s überstehen, Baby. Du solltest dich darüber freuen, dass wir überlebt haben.«
    »Ich freue mich ja. Aber ich habe auch Angst.«
    »Angst? Jetzt brauchst du keine Angst mehr zu haben, Jodie. Auf diesem Korallenriff sind wir sicher. Jetzt kann uns nichts mehr passieren…«
    Jodie blickte dem Piloten zaghaft in die Augen. »Was ist, wenn sie uns nicht finden, Alain?«
    Rich schüttelte voll Optimismus den Kopf. »Das gibt’s überhaupt nicht.«
    »Wenn es aber doch passiert?«
    »Die haben Augen wie Falken, Jodie. Die finden uns garantiert.«
    »Wenn aber der Nebel zurückkommt, Alain?«
    »Der kommt nicht wieder. Nicht am Tag.«
    »Wenn sie uns nicht finden, werden wir hier auf diesem winzigen Riff verhungern und verdursten«, jammerte das Mädchen. Tränen rollten aus ihren Augen. »Ist es nicht paradox? Man kann mitten im Meer – umgeben von so viel Wasser – verdursten! Die Sonne brennt uns das Hirn aus dem Schädel. Wir werden ganz langsam den Verstand verlieren, Alain!«
    »Unsinn. Ich gehe mit dir jede Wette ein, dass sie uns finden«, sagte Rich zuversichtlich.
    »Unter normalen Umständen vielleicht.«
    Rich schaute sein Mädchen ärgerlich an. »Wirst du jetzt endlich aufhören, schwarzzusehen? Was soll denn das?«
    »Bei diesem Absturz ging es nicht mit

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