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0058 - Meer der mordenden Hände

0058 - Meer der mordenden Hände

Titel: 0058 - Meer der mordenden Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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gegeben.«
    »Dafür wird es von nun an um so mehr geben«, erwiderte der Professor.
    »Versprichst du mir das?«, fragte Nicole zweifelnd.
    Zamorra legte seine Hand aufs Herz. »Auf Ehre und Gewissen«, sagte er bestimmt.
    »Leider hält das Wort eines Parapsychologen nur so lange, bis irgendwo etwas passiert, das nach außersinnlichen Dingen riecht. Und dann werden alle guten Vorsätze über Bord geworfen, damit es Hals über Kopf in das nächste Abenteuer gehen kann.«
    Zamorra schritt mit seiner Sekretärin die Stufen zum ersten Stock hoch.
    »Ich glaube nicht, dass wir auf Tonga von irgendwelchen Dämonen belästigt werden«, sagte er zuversichtlich.
    Nicole blieb vor der Tür ihres Zimmers stehen. Sie lächelte. »Dä- monen haben keine Berechtigung, sich im Paradies aufzuhalten.«
    »Eben«, nickte Zamorra. Nicole küsste ihn auf die Wangen. Er roch den Duft ihres betörenden Parfüms. »Gute Nacht, Nicole«, sagte er schweren Herzens.
    »Gute Nacht, Chef«, sagte das Mädchen. Etwas war in ihren Augen, das wie eine Einladung aussah. Er war sicher, dass er sich nicht irrte. Nicoles Augen sagten: Geh noch nicht. Bleib noch. Komm zu mir.
    Die Nacht ist so herrlich. Wir sollten sie noch nicht beschließen. Er lächelte verlegen. Irgend etwas hemmte ihn. Er brachte es nicht über die Lippen, zu sagen, dass er noch nicht schlafen gehen wollte. Jedenfalls nicht allein. Er, der Mann, der Legionen von Dämonen vernichtet hatte, einer der größten Dämonenjäger dieser Erde, hatte nicht den Mut, diesem bildschönen Mädchen gegenüber seine Gefühle einzugestehen.
    Sie ist deine Sekretärin!, sagte er sich ärgerlich. Was soll das? Du hast kein Recht auf dieses Mädchen. Du bezahlst sie für ihre Arbeit. Aber das gibt dir noch lange nicht das Recht, nachts in ihr Bett zu steigen. Beruf und Privatleben müssen streng getrennt werden. So schwer dir das auch fallen mag.
    Er nickte dem Mädchen freundlich zu. Zögernd schloss Nicole ihre Zimmertür auf. Bedauern lag in ihrem Blick. Er nickte noch einmal, wandte sich dann hastig um und eilte zu seinem Zimmer.
    Wütend schloss er die Tür hinter sich. Er lehnte sich mit geschlossenen Augen dagegen. Seit Monaten hatte er Nicole nicht so anziehend empfunden wie heute. Er hatte zuviel zu tun gehabt. Zu viele Dinge hatten ihn auf Trab gehalten. Doch nun, während dieser Verschnaufpause auf dieser paradiesischen Insel, spürte er zum erstenmal seit langem wieder diese verführerische Ausstrahlung seiner Sekretärin.
    Zugegeben, dies hier war ein Paradies.
    Aber dieses Paradies hatte Tücken.
    Zamorra legte das Jackett ab. Er rauchte einen Zigarillo, stand am Fenster, blickte auf die endlose Weite des Ozeans hinaus.
    Plötzlich erfasste ihn eine eigenartige Unruhe. Der Zigarillo schmeckte ihm nicht mehr. Er drückte ihn in den Ascher. Die Unruhe in seinem Inneren wuchs. Er hatte das Gefühl, sich Sorgen machen zu müssen, ohne jedoch zu ahnen, weshalb.
    Ruhelos flatterte sein Blick durch den Raum. Er setzte sich aufs Bett, aber er hatte nicht den Wunsch, zu schlafen. Seine Nerven waren seltsam aufgeputscht, so als hätte er zuviel starken Kaffee getrunken. Auf seiner Haut schienen Millionen Ameisen zu krabbeln.
    Etwas war nicht in Ordnung.
    Zamorra fühlte es mit jeder Faser seines Körpers. Der hypersensible Parapsychologe fing die böse Ausstrahlung der Mächte der Finsternis auf.
    Das waren Wellen aus dem Totenreich. Sendungen irgendwelcher Dämonen.
    Unwillkürlich fiel Zamorras Blick auf den Schrank. Er ging darauf zu. In seinem Körper fing eine gewisse Mechanik zu arbeiten an. Er brauchte nicht zu denken und handelte trotzdem.
    Langsam zog er die Schranktür auf.
    Mit beiden Händen holte er eine kleine Schatulle heraus. Er trug sie so, als befände sich eine unersetzliche Kostbarkeit darin.
    Das war in der Tat der Fall.
    Behutsam tasteten Professor Zamorras Fingerkuppen über das Leder der Schatulle. Sein Atem ging plötzlich schneller. Er klappte den Schatullendeckel hoch.
    Dunkelroter Samt.
    Ein weißes, seidig schimmerndes Tuch, das den Inhalt verdeckte.
    Zamorra zog es zur Seite – und hielt dann den Atem an. Sein Amulett glitzerte ihm entgegen.
    Das silberne Amulett Leonardo de Montagnes. Dieser Talisman hatte ihn schon hunderte Male zum Sieger über die Mächte der Finsternis gemacht.
    Sein Onkel hatte es ihm vererbt. Er bewahrte es wie einen Schatz auf, und es war auch ein Schatz. Ohne dieses Amulett wäre Professor Zamorra vermutlich längst nicht mehr am Leben

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