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0059 - Hexenverbrennung

0059 - Hexenverbrennung

Titel: 0059 - Hexenverbrennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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runzelte die Stirn, während Jane nur den Kopf schüttelte.
    »Flugvampire?« wiederholte die ehemalige Hexe. »Nein, da waren keine Vampire! Warten Sie, John, ich habe oben am Himmel etwas gesehen… Moment, lassen Sie mich nachdenken… Ja! Jetzt weiß ich es wieder. Meine Schwestern schwebten über den Scheiterhaufen und sahen zu, wie ich verbrannt werden sollte!«
    »Dann ist ja alles klar!« rief Jane. »Es war wieder ein Anschlag der Hexen, die Mara für eine Verräterin halten. Schließlich haben wir die Vision auch im Garten des Hexenhauses gesehen.«
    Ich zuckte die Schultern. »Tut mir leid, Mara, aber das ändert nichts an den Tatsachen.«
    Sie lächelte mich vertrauensvoll an. Suko räusperte sich unbehaglich. Er wußte schon, was jetzt kommen mußte.
    »Was meinen Sie, John?« fragte Mara ahnungslos. »Sie machen ein so ernstes Gesicht. Gibt es Unannehmlichkeiten?«
    »Der Mönch aus der Vision war in Wirklichkeit der Besitzer einer Villa in Kensington«, eröffnete ich Mara Lacatte. »Ich habe ihn selbst gesehen. Kein Irrtum möglich.«
    Jane hob die Augenbrauen. »Er war der Besitzer?« fragte sie ahnungsvoll. »Er ist es jetzt nicht mehr?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Er ist tot. Er wurde vor wenigen Stunden ermordet. Mara Lacatte, ich muß Sie festnehmen. Sie stehen unter Mordverdacht!«
    Die ehemalige Hexe sah mich sekundenlang aus weit aufgerissenen Augen an.
    Plötzlich brach sie in schallendes Gelächter aus, in wütendes, verzweifeltes Lachen.
    »Sie haben es erreicht, diese Hexen!« schrie sie. »Sie haben es erreicht!«
    ***
    Sir Powell saß hinter seinem Schreibtisch und blinzelte mich durch seine dicken Brillengläser an, als wäre er ein kurzsichtiger Uhu. Dabei war er ein kurzsichtiger Superintendent.
    »Sie sperren eine Unschuldige ein?« fragte er ungläubig. »Das bin ich gar nicht von Ihnen gewohnt, John.«
    »Mara Lacatte ist eindeutig als Mörderin überführt«, erwiderte ich. »Mittlerweile haben wir die ersten Ergebnisse aus dem Labor. Sie war in der Villa in Kensington. Die Nagelfeile, mit der Hubbard Vermont erstochen worden ist, gehört ihr. Maras Fingerabdrücke befinden sich auf der Lehne von Vermonts Sessel. Soll ich die übrigen Beweise auch noch aufzählen?«
    Seine Augen weiteten sich. »Also doch keine Unschuldige? John, jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr. Hat diese Lacatte den alten Mann in Kensington ermordet oder nicht?«
    »Alle Beweise sprechen gegen sie, aber sie ist hereingelegt worden«, behauptete ich.
    »Das ist doch ganz einfach.«
    »So, einfach?« Er nahm die Brille ab und rieb sich die Augen. Es war noch früh am Morgen, Donnerstag, elfter Dezember. Ein verschneiter Tag, an dem London unter einer weißen Decke versank. An solchen Tagen sehnte ich mich danach, mit Jane Collins in einem Schweizer Chalet am flackernden Kaminfeuer zu sitzen. Statt dessen saß ich im Büro meines Vorgesetzten, und die Zentralheizung unter dem modernen Aluminiumrahmenfenster war auch nicht sehr romantisch.
    »Ich bin sicher, daß Mara Lacatte keinen Mord begangen hat«, fuhr ich fort. »Wir suchen die wahren Mörder.«
    »So!« Powell gab sich brummig, obwohl sich unter der rauhen Schale ein weicher Kern verbarg. »Wenn Sie so lange um den heißen Brei herumreden, wollen Sie etwas von mir.«
    »Ich bewundere Ihren Scharfsinn, Sir«, sagte ich mit einem unverschämten Grinsen.
    »Ihnen bleibt doch nichts verborgen.«
    Der Superintendent runzelte die Stirn. »Schmieren Sie mir keinen Honig in den nicht vorhandenen Bart, sagen Sie, was Sie wollen!« polterte er.
    »Ich brauche Suko und Jane Collins zur Unterstützung, Sir. Und die beiden haben Unkosten und müssen auch von etwas leben.«
    Sir Powell machte plötzlich ein Gesicht, als habe er in eine unreife Zitrone gebissen.
    »Sie wollen wieder die Spesenkasse plündern, John!« rief er anklagend. »Ich soll für Sie diese Spesen loseisen, damit ich den Ärger und Sie das Geld haben.«
    »So ungefähr«, sagte ich und grinste noch mehr. »Oder wollen Sie, Sir, daß eine Unschuldige im Gefängnis schmachtet?«
    Ich wußte, wie ich meinen Vorgesetzten nehmen mußte. Wenn ich an sein Herz appellierte, bekam ich immer, was ich wollte.
    »Ist sie unschuldig?« Sir Powell setzte die Brille zurecht und seufzte. »Schon gut, John, schon gut! Die beiden können mitmachen. Ich sorge dafür.«
    »Vielen Dank, Sir!« Ich stand auf und ging zur Tür. Jetzt grinste ich nicht mehr.
    »Sie ist unschuldig. Wir haben es am eigenen Leib

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