0059 - Rückkehr aus dem Nichts
daß fast sechzig Jahre vergangen sind, seitdem wir das letzte Mal voneinander hörten. In sechzig Jahren schafft meine Art soviel wie andere nicht in dreihundert."
„Was sind sechzig Jahre! Was bedeutet Zeit für ein Wesen wie mich!
Ich bin unsterblich, für mich ist eine Zeitspanne so lang wie die andere, ganz gleichgültig, welch einen Namen ihr Sterblichen ihr gebt."
„Das mag sein", antwortete Rhodan gleichgültig. „Aber für uns waren sechzig Jahre eine lange Zeit."
„Du verweigerst also die Unterwerfung?"
Rhodan wich aus. Von einem Atemzug zum anderen war ihm eine Idee gekommen, die so einleuchtend und zwingend war, daß ihm der Atem stockte.
„Ich mache dir einen Vorschlag", antwortete er. „Wir unterhalten uns zunächst über unseren gemeinsamen Gegner. Danach können wir über meine Heimat sprechen. Man soll immer das Wichtigste zuerst behandeln."
Der Regent schien die Zurechtweisung nicht zu empfinden. Nach kurzem Zögern antwortete er: „Ich bin einverstanden. Berichte, was du erfahren hast!"
Rhodan berichtete - nämlich genau das, was er sich Stunden zuvor an Bord der DRUSUS zurechtgelegt hatte. Er schilderte die allgemeinen Eindrücke, die seine drei Agenten auf Mirsal II gehabt hatten, und beschränkte sich überhaupt darauf, das zu erzählen, was geschehen war ausgenommen Rous geglückten Versuch, in die Welt des Feindes einzudringen, und alle Dinge, die mit den verschiedenen Eigenzeiten der beiden Universen zusammenhingen.
Der Regent konnte nicht viel damit anfangen.
„Ist das alles?" fragte er. „Das reicht nicht aus, um gegen einen Feind vorzugehen."
„Selbst wenn es alles wäre", spottete Rhodan, „dann hätten immer noch wir es herausgefunden und nicht etwa deine Leute, die sich währenddessen hinter ihren Schiffswänden verkrochen" Rhodan wußte, daß er den Regenten nicht verletzen konnte. Aber vielleicht war es gut, in seinen Gedächtnisspeichern hinterlassen zu haben, daß die irdische eine regere Spezies war als die arkonidische, die Springer eingerechnet.
„Es ist also nicht alles?" fragte der Regent.
„Nein. Wir haben stapelweise Material gesammelt und wollten dich bitten, es auszuwerten. Uns stehen solche Möglichkeiten nicht zur Verfügung."
„Ich bin einverstanden", antwortete der Regent. „Ich werde Drenn anweisen, die gesammelten Informationen entgegenzunehmen und sie mir vorzulegen."
„Ich werde sie Drenn übergeben", bestätigte Rhodan. „Unser Gespräch ist damit vorerst beendet?"
„Ja. Du darfst gehen. Drenn wird dich zurückbringen."
Rhodan drehte sich um und ging. Als er drei Viertel des Weges zurückgelegt hatte, tauchte auch Drenn mit seinem Gleiter wieder auf. Rhodan stieg ein, Drenn setzte das Fahrzeug in Gang und ließ es durch dieselbe Öffnung, die sie auch bei der Einfahrt benutzt hatten, ins Freie hinausschießen.
Die Fahrt zur DRUSUS dauerte nur wenige Minuten, aber sie genügte Rhodan, um seinen Eindruck zusammenzufassen.
Er war enttäuscht. Er hatte sich unter dem, der das gewaltige Imperium beherrschte - selbst, wenn er eine Maschine war - etwas Beeindruckenderes, Mächtigeres vorgestellt. Was aber hatte er statt dessen gefunden? Ein Ding, das auf den äußeren Effekt hinzielte, das mit plumpen, unerfüllbaren Forderungen Eindruck zu machen suchte und den Besucher mit anmaßender Arroganz behandelte.
War das das Herz des großen arkonidischen Imperiums?
Drenn war über seine Aufgabe informiert. Er hatte die gesammelten Informationen entgegenzunehmen.
Rhodan überreichte sie ihm im Kommandoraum.
Drenn nahm das umfangreiche Bündel von Aufzeichnungen und gelochten Registrierstreifen in Empfang, verließ das Schiff und fuhr mit seinem Gleiter zum zweitenmal zur Energiekuppel des Regenten hinüber. Rhodan sah ihn hinter der Wand verschwinden.
Nach knapp einer Stunde erschien Drenn wieder. Allein die Tatsache, daß er um Einlaß bat und zum Kommandostand heraufkam, bewies Rhodan, daß er richtig vermutet hatte: Drenn wollte ihn abholen.
„Der Regent bittet Sie um eine weitere Unterredung", eröffnete Drenn. Rhodan winkte ab. „Der Regent überschätzt mein Standvermögen", erwiderte er ruhig. „Ich habe seit dreißig Stunden kein Bett mehr gesehen. Ich denke, es genügt, wenn eine Verbindung über Telekom hergestellt wird. Die Strapazen einer zweiten Fahrt kann ich mir ersparen!"
Drenns Gesicht war leichenblaß geworden.
„Das ... das kann ich nicht!" stammelte er.
Rhodan nickte ihm beruhigend zu. „Doch, natürlich,
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