0059 - Wir und das Goldene Pferd
hatte.
Der verfolgte Wagen tauchte in einem Gewirr von Schlängelkurven unter, und wir verloren ihn vorübergehend aus der Sicht.
»Gas! Gas!«, drängte Phil. »Vielleicht hat man die Verfolgung bemerkt! Es darf nicht passieren, dass der Wagen nach links oder rechts abbiegt, ohne dass wir es sehen.«
Ich gehorchte. Die Reifen sangen auf dem Asphaltband ihr helles Lied. Und dann hatten wir den Packard auch wieder vor uns. Die Straße lief auf eine lange Gerade aus, der Wagen vor uns wurde immer schneller. Die Tachometemadel kletterte zitternd auf sechzig, verhielt, kletterte weiter und blieb bei siebzig, stehen.
Plötzlich wurde der verfolgte Packard heftig abgebremst. Ich sah seine Stopplichter aufleuchten, trat selbst heftig auf die Bremse, konnte aber nicht verhindern, dass mein Wagen bis auf eine Distanz von etwa fünfzig Metern auf lief.
In diesem Augenblick durchstieß ein länglicher Gegenstand die Rückscheibe des Packard und richtete sich auf uns.
Ich hatte Mühe, meinen heftig schlingernden Wagen abzufangen. Ich musste ihn doch unter allen Umständen zum Stehen bringen, ehe das Feuerwerk anfing.
Phil, der ohnehin nicht helfen konnte, warf sich unter den Sitz. Im gleichen Augenblick blitzte vor mir Mündungsfeuer auf, und die Windschutzscheibe zersprang.
Dass ich unverletzt davonkam, kommt mir heute noch wie ein Wunder vor.
Der Rest der Salve saß in Kühler und Motor; ein Schuss muss den linken Vorderreifen getroffen haben, denn der Wagen zog plötzlich unwiderstehlich nach links, überfuhr, sich aufbäumend, einen Straßengraben, kam wieder auf die vier Räder zu stehen, um gleich darauf umzustürzen und auf der Türseite wenige Meter weiterzuschlittem.
Ich spürte einen heftigen Schlag am Schädel, war für einen Augenblick benommen und bemerkte plötzlich, wie es an meinen Beinen unangenehm heiß wurde.
Sekunden später schoss eine Stichflamme aus der Motorhaube.
Ich richtete mich auf, stieß die linke Seitentür, die genau über meinem Kopf stand, nach oben, zwängte mich hinaus, machte eine Flanke und tauchte sofort mit meinem Oberkörper zurück.
Wie ich es geschafft habe, den ohnmächtigen Phil aus dem brennenden Wagen zu befreien, kann ich mir heute kaum erklären. Jedenfalls gelang es mir, ihn um die Hüfte zu fassen und unter Aufbietung der letzten Kraftreserve hochzuwuchten.
Als ich seinen Oberkörper einmal im Freien hatte, ging alles leichter. Mir blieb noch so viel Geistesgegenwart, Phil unter den Achseln zu fassen und ihn zur Seite zu zerren. - Den fürchterlichen Knall, den es gab, als der Wagen explodierte, weil die Flammen den Benzintank erfasst hatten, bekam ich nur mehr halb mit, denn nun verließen auch mich die Sinne.
***
Irgendwann wachte ich wieder auf. Ich lag in einem Bett mit blaukariertem Überzug, und ein sympathisches Gesicht beugte sich über mich.
»Gratuliere zum Geburtstag«, sagte der hagere Mann kurz. »Ich bin Lieutenant Robinson vom East Paterson Revier.«
»Was ist aus meinem Kameraden geworden?«, fragte ich sofort.
»Hier bin ich«, hörte ich zu meiner großen Erleichterung Phils Stimme. Er kam zu mir herangehumpelt und sah mit seinem weißen Turban verband wie ein indischer Maharadscha aus.
»Der Arzt wird gleich kommen«, sagte Robinson.
Ich richtete mich auf. »Ich pfeife auf jeden Arzt«, brummte ich. »Was ich brauche, ist ein Telefon.«
Ich fand es im Nebenzimmer. Von dort aus rief ich das Distriktsbüro an und befahl, sofort das ›Silbeme Knie‹ in Bronx zu besetzen und mit der Durchsuchung zu beginnen.
Gleich darauf wählte ich die Nummer der City Police.
Ich meldete mich mit Rang und Namen und bat, mir sofort alle bekannten Daten des Packard 6 Y 7742-58 zu geben.
Die Auskunft, die ich erhielt, verwunderte mich in keiner Weise. Die Nummer war gar nicht amtlich registriert, also gefälscht.
Obwohl Phil und ich beide noch sehr benommen waren, blieben wir nicht länger auf dem Revier, sondern ließen uns in einem Polizeiwagen nach Bronx hinüberbringen.
Unsere Leute hatten tadellos gearbeitet. Nur ein paar unauffällige Wagen vor dem ›Silbemen Knie‹ deuteten darauf hin, dass in der Kneipe etwas im Gange war.
Wir betraten die Gaststube und ließen uns von Bourke Bericht erstatten.
Bourke schob seine Zigarette von einem Mundwinkel in den anderen und zuckte die Achseln. »Bis jetzt haben wir nichts finden können. Zehn Leute sind an der Arbeit.«
Wir nahmen oberflächlich an der Hausdurchsuchung teil, vermochten aber das
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