0059 - Wir und das Goldene Pferd
Ergebnis nicht zu verbessern.
Lola Stein schien in ihrer Art eine adrette Person zu sein. Ihre Privatwohnung befand sich in mustergültiger Ordnung. Der Schreibtisch war sauber auf geräumt. Wir fanden Schnellhefter und Ordner mit geschäftlicher Korrespondenz, bezahlten und unbezahlten Rechnungen und Bestellscheinen, aber nichts, was uns irgendwie weiterbrachte.
Gegen 22 Uhr stiegen Phil und ich wieder in das Lokal hinunter.
Hier sah ich ein fremdes Gesicht; einen Mann von noch nicht vierzig Jahren. Er war groß und kräftig und trug einen teuren, aber unauffälligen Anzug.
»Er wollte Lola Stein besuchen«, sagte Bourke. »Wir haben ihn vorläufig zurückgehalten!«
Ich sah mir den Burschen näher an, und er kam auf mich zu.
»Was wird denn hier gespielt? Ich wollte als friedlicher Bürger und Steuerzahler das ›Silberne Knie‹ besuchen, da kommen plötzlich zwei Leute und nehmen mich fest.«
»Das hat seine besonderen Gründe. Was führt Sie denn hierher?«
»Ich wollte Miss Stein besuchen.«
»Sie kennen Sie näher?«
»Nein, ich bin ihr nie begegnet. Ich habe gestern in Manhattan durch Zufall in einer Kneipe aus einer Unterhaltung am Nebentisch erfahren, dass Miss Stein hin und wieder einen günstigen Gebrauchtwagen an der Hand hat. Und da ich Bedarf habe, wollte ich mich mit ihr in Verbindung setzen.«
Das war zwar etwas ganz Neues, passte aber bestens ins Bild.
»Wie heißt das Lokal?«
»Flying Dutchman.«
»Können Sie mir die Leute beschreiben, die sich über Lola Stein unterhielten?«
Er zog die Stirn nachdenklich in Falten. »Hm - da war ein kleiner Mann, etwa so alt wie ich, und ein großer Blonder. Die beiden hatten ein attraktives Mädchen von mindestens dreißig Jahren bei sich.«
Mit dieser Beschreibung ließ sich gar nichts anfangen.
»Und was haben die Leute besprochen?«
»Wörtlich kann ich es selbstverständlich nicht wiedergeben. Die Schwarzhaarige sagte zu dem Älteren etwa:
›Was, du brauchst einen gebrauchten Wagen? Da kann ich dir einen Tipp geben. Klopf mal bei der Wirtin vom »Silbernen Knie‹ in Bronx auf den Busch. Sie heißt Lola Stein. Sie hat manchmal eine gute und billige Gelegenheit!«
»Weitere Namen wurden nicht genannt?«
»Nein.«
»Zeigen Sie mir bitte Ihren Ausweis.«
Er zeigte mir einen Führerschein, ausgestellt auf den Namen Sam Farlane, und gab an, er befinde sich auf Reisen und wohne im Hotel Mulberry in Paterson.
Ein Anruf in dem Hotel bestätigte mir, dass Farlane mich nicht angelogen hatte.
Wir ließen ihn laufen.
***
Am Freitagmorgen rief ich vom Büro aus Newton an, aber auch dort gab es nichts Neues. Seitdem das Haus in der Egil Street unter Bewachung stand, hatte sich kein Verdächtiger dafür interessiert.
Anschließend sahen Phil und ich Vernehmungsprotokolle der bei der Firma Snider Beschäftigten durch. So weit man den Aussagen Glauben schenken durfte, waren die Leute alle harmlos. Sie hatten übereinstimmend zu Protokoll gegeben, dass die Spritzanlage nur selten benutzt worden sei. Nur hin und wieder seien Wagen umlackiert worden. Näheres wisse man nicht, da diese Autos immer von Snider selbst oder seinem Garagenmeister Atkins mitgebracht und auch weggefahren worden seien.
Eben dieser Atkins war seit Sniders-Tod nicht mehr zur Arbeit erschienen. Man wollte ihn verhören und suchte ihn unter der in den Personalanlagen der Firma gefundenen Adresse auf, aber es stellte sich heraus, dass diese nicht stimmte.
Gegen elf kam ein Fernschreiben von der Zentrale in Washington.
Man hatte die von uns gefunkten Fingerprints von John Snider als die eines Mannes namens Josuah Rickers identifiziert.
Rickers war Marinezahlmeister gewesen und am 6. August 1944 unter Mitnahme von hunderttausend Dollar aus dem Marinestützpunkt Corpus Christi desertiert. Mit ihm war der Sergeant Sam Milton verschwunden. Trotz aller eingeleiteter Fahndungsmaßnahmen hatte man nie wieder etwas von den beiden gehört.
»Fordere für jeden Fall Bilder von diesem Sam Milton an«, sagte ich zu Bill. »Der Ring schließt sich. Sam Milton ist vermutlich ein Bruder oder zumindest ein Verwandter von Ed Milton. Er kannte John Snider aus Corpus Christi und stand vermutlich in den vergangenen vierzehn Jahren in ständiger Verbindung mit ihm.«
»Jeden Tag eine neue Spur«, schimpfte Phil. »Aber dadurch wird die Sache nur noch verworrener!«
Das Telefon schrillte.
Es war Mr. High. Er bat mich zu sich.
»Unsere Spezialabteilung hat wieder mal tadellos gearbeitet«,
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