0059 - Wir und das Goldene Pferd
Bankiers eingekeilt zwischen mächtigen Sandsteinquadern gefunden. Da der Steinbruch schon lange still lag, war die grausige Entdeckung nicht früher erfolgt.
Ersparen Sie mir eine genaue Schilderung. Die örtlichen Polizeibehörden hatten das Menschenmögliche getan, um die Spuren zu sichern, und es blieb uns eigentlich gar nichts zu tun übrig.
»Was hat man bei dem Toten gefunden?«, fragte ich den Sheriff.
»Nichts«, war die lakonische Antwort. »Der Tote war völlig ausgeraubt. Wir konnte ihn lediglich auf Grund seiner Autopapiere und des uns von Ihnen übersandten Fernschreibens identifizieren.«
»Trug er Geld bei sich?«
»Keinen Cent.«
»Auch nichts Schriftliches?«
»Nein.«
»Eigentlich hätte sich in seiner Tasche ein kleines goldenes Pferd, etwa daumengroß, finden müssen.«
»Sie können sich ja selbst überzeugen, wenn Sie mir nicht glauben, aber eine solche Figur ist nicht vorhanden. Sie wäre uns aufgefallen.«
Auch Hollyday war durch einen Messerstich ins Herz erledigt worden, wie die sieben anderen auch. Im Gegensatz zu diesen Fällen hatte die Polizei aber die Mordwaffe, ein billiges Stilett mit Holzgriff, ganz in der Nähe der Leiche in einem Gebüsch gefunden.
»Hoffentlich ist die Waffe mit gebührender Hochachtung behandelt worden«, sagte ich. »Ich nehme sie sofort mit.«
Der Polizeiarzt hatte außerordentlich geschickt gearbeitet, die Waffe nur an der Klinge angefasst und überreichte sie mir in einen Wolllappen gewickelt.
Phil klopfte mir auf die Schultern. »Komm, Jerry, wir fahren nach New York zurück. Hier können wir nichts mehr tun.«
»Ich frage mich, ob wir wirklich unsere Pflicht voll und ganz getan haben«, sagte ich auf der Rückfahrt nachdenklich. »Jeden Tag kann doch ein neuer Mord geschehen - mir wird ganz übel, wenn ich nur daran denke.«
Phil zuckte die Achseln. »Die Streifen auf den Highways und Nebenwegen sind verstärkt worden. Auf dem Highway 206 hat die Bande keinerlei Möglichkeit mehr. Entweder sie gibt ihr Gewerbe auf oder sie verlegt es in einen anderen Teil unseres Landes.«
»Es spricht einiges dafür, dass sie das nicht tut. Mit Bestimmtheit kann man so etwas aber nicht sagen. Ich knöpfe mir Lola Stein vor. Irgendetwas wird mir schon einfallen.«
Ich ließ meinen Jaguar zeigen, was er konnte, erreichte eine Stunde später das Distriktsbüro und gab die Mordwaffe in die daktyloskopische Abteilung.
Große Hoffnung, dass man Fingerabdrücke finden würde, hatte ich allerdings nicht.
Wir ließen den Jaguar stehen und nahmen einen unauffälligen Privatwagen, um nach Bronx hinüberzufahren und Lola Stein aufzusuchen.
»Immer, wenn man’s eilig hat, kommt man nicht vorwärts«, sagte Phil wütend.
Ich nickte verbissen. Wir waren wieder einmal in den Abendverkehr geraten. Die Straßen waren so hoffnungslos verstopft, dass uns nicht einmal die Polizeisirene genützt hätte.
Es war bereits 17 Uhr 30, als wir Lola Stein erreichten.
In dem Augenblick, in dem ich auf den verkommenen kleinen Platz einbog, öffnete sich gerade die Haustür und Lola selbst erschien. Sie war zum Ausgehen gekleidet und hatte sich mächtig aufgeputzt.
Wir gaben die Absicht auf, uns mit den Kameraden, die zur Überwachung der Kneipe eingesetzt waren, zu unterhalten. Wir fuhren vorsichtig hinter Lola her.
»Geht nicht lange gut«, sagte ich zu Phil. »Gleich wird sie etwas merken.«
Bei der nächsten Kreuzung blieb sie am Bürgersteig stehen. Warum, wurde mir gleich klar, denn von links schoss ein schwarzer Packard in vorschriftswidrigem Tempo heran, stoppte kurz und Lola stieg ein.
Gleich darauf brauste der Wagen davon - wir natürlich hinterher.
»Schreib dir die Nummer auf«, bat ich Phil. »6Y 7742-58«.
In der nächsten halben Stunde bedurfte es meines ganzen Geschicks, um einerseits den Wagen nicht aus den Augen’ zu verlieren, ihm aber andererseits so viel Raum zu lassen, dass die Verfolgung nicht allzu auffällig wurde.
Als wir einmal den Zubringer zur Washingtonbridge erreicht hatten, war es nicht mehr schwer. Hunderte von Fahrzeugen verstopften die Straße, und der Packard vor uns kam nicht schneller vorwärts als mein Wagen auch.
Der Packard bog nach rechts in die Midland Avenue ab und fuhr nach Fair Lawn weiter.
Ich kannte diese Gegend recht wenig. Rechts und links standen freundliche Siedlungshäuser mit roten Ziegeldächern. Ich konnte nun ebenfalls etwas mehr aufdrehen, weil die brandende Verkehrswoge diese Vorstadt noch nicht erreicht
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