Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
006 - Der Fluch der blutenden Augen

006 - Der Fluch der blutenden Augen

Titel: 006 - Der Fluch der blutenden Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
er fühlte sich entsetzlich schmutzig. Seine Kleider
waren vollkommen durchnässt. Ihn fror die ganze Zeit schon, und er sehnte sich
nach einem heißen Bad.
    Es war wenige Minuten nach ein Uhr, als er durch die Hotelhalle ging. Alles
lag menschenleer vor ihm. Die Marmortische waren fein säuberlich aufgeräumt.
Das Haus strömte Ruhe und Stille aus.
    Hinter der Rezeption neben dem breiten, mit einem knallroten Teppich
belegten Treppenaufgang, erhob sich der Nachtportier. Ein schmaler, hagerer
Mann mit einem dünnen, gepflegten Lippenbärtchen und einem etwas arroganten Zug
um die Lippen.
    »Nummer dreiundneunzig«, sagte Larry nur. Der Portier griff nach dem
Schlüsselbrett und reichte die Schlüssel über die Rezeption.
    Die Miene des Engländers veränderte sich in auffälliger Weise, als er Larry
Brents Zustand registrierte. Offenbar war ihm noch nie jemand so
gegenübergetreten. Er hielt förmlich den Atem an, und die feinen Nasenflügel
zitterten ein wenig.
    »Wenn ich mir die Frage erlauben darf, Sir. Was ist denn mit Ihnen
geschehen?«
    »Ich bin in einen Regenschauer geraten.« Mit diesen Worten nickte der
PSA-Agent dem Portier fröhlich zu.
    »In einen Regenschauer?« Der Engländer wiederholte mit vornehmer Stimme,
beinahe andächtig, die drei Worte. Damit wollte er sich abwenden. Doch
plötzlich schien es ihm zu dämmern. »Aber Sir!« Für den Bruchteil eines
Augenblicks schien er seine Vornehmheit zu vergessen. Er blickte dem Amerikaner
nach, der mit ruhigen Schritten die Treppe hochstieg. »Es hat doch gar nicht
geregnet!«
    Larry erwiderte den Blick des Portiers. Dann meinte er: »Ach, nicht? Da
können Sie mal sehen, wie schwer es ist, ohne Regen so nass zu werden.«
    Er ließ einen völlig verdutzten und perplexen Engländer zurück, der langsam
anfing darüber nachzudenken, wer von ihnen beiden nun nicht ganz richtig im
Kopf war.
    X-RAY-3 grinste stillvergnügt vor sich hin. Seine alte Laune kehrte langsam
wieder zurück.
    Er ging durch den langen, stillen Gang. Der dicke, rote Teppich schluckte
jedes Geräusch.
    Larry Brent überlegte, was alles geschehen war, und erkannte viele Details,
die er vorher gar nicht beachtet hatte. Im Grunde genommen waren es drei
entscheidende Punkte, drei Überraschungen, die er kurz hintereinander erlebt
hatte: der Tod der Inderin, seine Entführung, und der Mord an dem Taxichauffeur
Henry Peters, der ihm einiges Kopfzerbrechen bereitete.
    Konnte es wirklich so sein, dass man ihm den Mord in die Schuhe schieben
wollte, wie der Sergeant vermutet hatte?
    Merkwürdig, wie wenig er sich mit diesem Gedanken anfreunden konnte.
    Dann passten all die anderen Dinge nicht mehr in das Bild. Aber mussten
diese drei Ereignisse denn in unmittelbarem Zusammenhang stehen? Für ihn stand
fest, dass es so war!
    Der Mann, den er für den Taxichauffeur gehalten hatte, hatte ihn persönlich
angesprochen. Es ging ganz allein um ihn, Larry Brent! Man hatte ihn
beobachtet, den richtigen Moment abgepasst, als er den Platz verließ – und
hatte ihn angesprochen. Warum und weshalb? So sehr er auch nachdachte, er kam
zu keinem Schluss. Die Ereignisse schienen sinnlos zu sein. Sie waren mehr als
rätselhaft. Doch nichts geschah ohne einen Grund.
    Gedankenverloren öffnete er seine Zimmertür. Leise schnappte das Schloss
auf.
    Als er in den Raum trat, erlebte er die vierte Überraschung.
     
    ●
     
    In dem düsteren Kellergewölbe brannten in eisernen Haltevorrichtungen
züngelnde Fackeln, warfen verzerrte Schatten der Personen und Dinge an die
Decke und Wände.
    Die grobe Steinmauer war teilweise von großen, mit asiatischen Gottheiten
versehenen Wandteppichen behangen. In dem schmalen Gang, der in den eckigen
Hauptraum mündete, hing in grellen Farben ein Bild des Gottes Schiwa.
    Die Männer, die sich zu später Stunde in London um die übermannsgroße
Götzenfigur vorn auf dem groben Steinpodest scharten, trugen dunkelrote
Umhänge. Die Farbe des Blutes!
    Die Götzenfigur stellte die Göttin Kali dar. Die in Stein gehauenen Augen
blickten starr und stumpf auf die kleine Versammlung herab.
    Links an der Wand hingen schmale Regale aus rohem Holz, unbearbeitet.
Skulpturen und seltsame Götzenfiguren standen darauf. Zwei lange, schmale
Tafeln mit indischen Schriftzeichen flankierten die Borde. Links neben dem
einen stand eine weitere Gestalt. Swomi, der Hausgott des Priesters, der seine
Sekte zusammengerufen hatte.
    Swomi wirkte wie aus einem bläulich schimmernden Stein gehauen. Er war

Weitere Kostenlose Bücher