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006 - Der lebende Leichnam

006 - Der lebende Leichnam

Titel: 006 - Der lebende Leichnam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Randa
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Ereignisse mitgeteilt.«
    »Und?«
    »Er schien überrascht. Er sagte mir, dass er neue Einzelheiten in Erfahrung gebracht habe.«
    Ja. Den geheimnisvollen Mord an Marie Sauvage. Fautrier sieht bestimmt keinen Zusammenhang.
    Marlat fährt fort: »Aber ich kann Ihnen die Erlaubnis erteilen, in Begleitung auszugehen. Was halten Sie von einem kleinen Ausflug nach Paris mit Mireille?«
    Ich sehe ihn argwöhnisch an. Er scheint es ehrlich zu meinen. Ich antworte: »Das wäre wunderbar.«
    »Mein Wagen steht Ihnen zur Verfügung.«
    Er tut so, als bemerke er meine Überraschung nicht, aber sein Verhalten kommt mir trotzdem ein wenig merkwürdig vor. Ich versuche, in seine Gedanken einzudringen, aber es gelingt mir nicht. Ich spüre eine Schranke.
     

     
    Mireille ist in ihr Zimmer gegangen, um sich umzuziehen. Marlat ist auch in die Klinik zurückgekehrt. Ahnt er etwas? Hat er erraten, dass ich Gedanken lesen und sie beeinflussen kann?
    Er ist auch Psychiater. Wenn schon! Für mich ist nur wichtig, dass er meine Gedanken nicht lesen kann. Sobald ich feststelle, dass er mir gefährlich wird, wird es mir ein leichtes sein, ihn um die Ecke zu bringen.
    Ich habe keine Skrupel. Ein Menschenleben bedeutet nichts für mich, ich meine, das Leben eines gewöhnlichen Menschen. Ich fühle mich als Übermensch, der das Recht hat, über die anderen zu herrschen.
    Ich benutze mein Alleinsein, um ein Experiment zu machen. Ich setze mich auf eine Bank, dann verlasse ich meinen Körper. Hatte ich es mir doch gedacht: Sogar im körperlosen Zustand spüre ich, wie meine Kräfte zunehmen.
    Ich glaube, dass ich jetzt, sogar in diesem Zustand, in der Lage wäre, die Gedanken anderer Menschen zu lesen. Ich muss Gewissheit haben. Leider befindet sich gerade niemand im Park.
    Ich entferne mich von der Bank, auf der ich meinen scheinbar schlafenden Körper zurücklasse, und gehe zur Klinik zurück. Plötzlich sehe ich einen Gärtner. Mit klopfendem Herzen sende ich eine Gedankenwelle in seine Richtung. Ja. Ich kann in ihm lesen. Er denkt an das Kindergeld seiner Tochter. Natürlich ist er nicht damit zufrieden.
    Hinterlistig bemühe ich mich, seine Unzufriedenheit zu schüren, und plötzlich sehe ich, wie ihn die Wut packt. Er flucht zuerst leise vor sich hin, dann fängt er an, wie ein Irrer zu brüllen.
    Wunderbar! Ich befehle ihm, sich seiner Hacke zu entledigen, und er schleudert sie mitten in ein Blumenbeet. Aber ich habe keine Zeit, mein Experiment fortzusetzen, denn ich sehe Mireille im Straßenkostüm auf meinen Körper zugehen.
    Verflucht! Ich möchte auf keinen Fall, dass sie mich in dem Zustand antrifft, den man in der Klinik als Bewusstlosigkeit bezeichnet, aber ich habe nicht genug Zeit, die Bank vor ihr zu erreichen.
    Ich muss versuchen, über die Entfernung hinweg in meinen Körper zurückzukehren. Es gelingt mir fast augenblicklich.
    Mireille ist noch lange nicht bei der Bank, als ich aufstehe, und ihr entgegengehe.
    Beim Wagen angelangt, fragt sie mich:»Soll ich mich ans Steuer setzen?«
    »Nein. Es würde mir Spaß machen, selbst zu fahren.«
    Ein grünes Kabriolett. Gestern habe ich in körperlosem Zustand ein Taxi gelenkt, und die Angst saß mir im Nacken. Jetzt werde ich das Autofahren genießen.
    »Wo wollen wir hin?« fragt Mireille. »Machen wir eine Fahrt ins Blaue.« Natürlich habe ich bereits beschlossen, in Richtung Neuilly-Brücke zu fahren, um zu sehen, wie sie reagiert. Langsam fahre ich aus dem Gelände der Klinik heraus und biege in die Straße nach Paris ein.
    »Hast du Marlat alles erzählt?« Verlegen wendet sie das Gesicht ab.
    »Er hat mich ausgefragt.«
    »Wie konnte er Verdacht schöpfen?«
    »Ich weiß nicht. Wahrscheinlich hat er es mir angesehen.«
    »Du hättest ihm nichts sagen dürfen. Das geht ihn nichts an.«
    »Ich habe meine Kündigung eingereicht.«
    »Warum?«
    »Ich bin einen Augenblick schwach geworden, aber ich bedauere es, Jean. Du darfst mir deswegen nicht böse sein. Ich liebe meinen Verlobten.«
    Idiotin! Da ich auf die Straße achten muss, kann ich ihre Gedanken weder lesen, noch beeinflussen. Das ärgert mich. Sie wird mir dafür büßen und auch ihr blöder Tankwart.
    An der Brücke biege ich absichtlich nach links ab, um die Uferstraße entlang zu fahren. Auf diese Weise kommen wir an der Tankstelle vorbei. Mireille dreht sich rasch um, und ich sehe, wie sich ihre Brust hebt und senkt.
    Ich heuchle Überraschung und frage sie, während ich gleichzeitig bremse: »Kennen Sie jemanden

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