006 - Der Teufelskreis
überreizt.«
Sie lächelte und tätschelte seinen Handrücken. »Jedem passiert es mal, daß er ausflippt. Wenn es dir hier nicht gefällt, dann laß uns woanders hingehen. Ich habe nichts Besseres vor und würde mich gerne an dich hängen.«
»Was würdest du vorschlagen?« fragte er.
»Das wird sich schon finden«, wich sie aus.
Er sah ihr fest in die Augen. »Wer hat dich geschickt, Lilli?«
Sie konnte seinem Blick nicht lange standhalten, schloß die Augen und schüttelte sich. »Du hast direkt etwas Dämonisches an dir, Rian. Aber gerade das gefällt mir. Ich glaube, du könntest mir Barney ersetzen.«
»Wer hat dich geschickt?« fragte er wieder.
»Ich sagte dir doch, daß mir Satan im Traum erschienen ist.«
»Gut, wie du willst.«
Sie hakte sich bei ihm unter. »Kein Grund, gleich eingeschnappt zu sein, Rian. Was ist? Machen wir einen Tapetenwechsel?«
»Ich habe hier eine Verabredung«, erklärte er und griff nach seinem Glas. Gerade als er es an die Lippen führen wollte, sah er durch den Eingang drei Freaks in das Lokal treten. Das Glas entfiel seiner Hand und zerbarst klirrend auf dem Boden.
Die Mißgestalteten hatten ihn sofort erblickt und kamen langsam auf ihn zu.
»Vielleicht wäre ein Tapetenwechsel doch besser«, sagte Dorian. »Gibt es hier einen Hinterausgang?«
»Gleich neben der Bühne ist eine Tür«, antwortete sie irritiert, »aber ich habe meinen Wagen vor dem Hauptportal geparkt.«
»Dann fahre ihn zum Hinterausgang!« trug er ihr auf. »Keine Fragen jetzt, Lilli! Wenn du ein braves Mädchen sein willst, dann tue, was ich dir sage! Gib dich so, als würden wir nicht zusammengehören! Verschwinde schon!«
Sie nickte leicht. Ihr Gesicht war eine starre Maske, während sie ihren Pelz fester um die Schultern zog, ihre Handtasche ergriff und vom Barhocker rutschte. Die Freaks schenkten ihr keine Beachtung, als sie an ihnen vorbeiging.
Dorian wartete, bis sie das Lokal verlassen hatte, dann sprang er von seinem Sitz und stellte sich den Freaks breitbeinig entgegen. »Kommt nur her, ihr Mißgeburten!« schrie er ihnen entgegen.
Es machte ihm keinen Spaß, diese erbarmungswürdigen Geschöpfe zu verhöhnen, aber er mußte sie aus der Fassung bringen und sie zu irgendeiner Unbesonnenheit verleiten. Er hoffte, daß sie sich eine Blöße gaben, die er zu seinem Vorteil ausnutzen konnte.
»Kommt nur her, ihr Kretins, damit ich euch zur Hölle schicke!«
Wie durch Zauberei hielten die Freaks plötzlich Drudenfüße und silberne Kreuze in den Händen, die sie Dorian entgegenstreckten.
»Diesmal entkommst du uns nicht, Dämon«, lispelte einer mit einem Wolfsrachen. »Wir werden dich fassen und der gerechten Strafe zuführen.«
»Du wirst am Kreuze brennen und die Qualen so lange ertragen müssen, bis nichts mehr von deinem Körper übrig ist.«
Der Freak, der das sagte, war fast ebenso breit wie groß. Sein Gesicht war blaß, und die großen, roten Augen und die vollen Lippen leuchteten wie Signallampen darin.
Dorian drehte sich plötzlich um und lief zu der Wand, wo er von seinem Platz an der Bar aus einen Morgenstern erblickt hatte. Er riß die mittelalterliche Waffe herab, ließ sie über seinem Kopf rotieren und zog sich langsam rückwärts zur Bühne zurück.
»Das wird dir nichts nützen, Dämon!« sagte der dritte Freak, dessen entstelltes Gesicht kaum noch etwas Menschliches an sich hatte. »Diesmal mußt du brennen!«
Dorian wußte, wie wenig Sinn es hatte, den Mißgestalteten seine Unschuld zu beteuern, deshalb versuchte er es erst gar nicht. Er sprang nach vorn und schleuderte die mit Eisendornen bespickte Kugel in die Richtung der Freaks. Sie konnten gerade noch zurückweichen und dem mörderischen Geschoß entgehen.
»Eine irre Sado-Show!« war die einhellige Meinung der Gäste des Lokals, und sie machten den Kämpfenden Platz.
Dorian hatte die Tür neben der Bühne fast erreicht. Die Freaks verteilten sich und kamen nun von drei Seiten auf ihn zu. Sie vollführten mit ihren Dämonenbannern seltsame Bewegungen und schleuderten Dorian Beschwörungsformeln der weißen Magie entgegen. Die Gäste im Lokal, die alles nur für einen Teil des Programms hielten, sprachen die Beschwörungsformeln begeistert nach.
Plötzlich bückte sich der Freak mit dem Wolfsrachen blitzschnell und malte einige Schriftzeichen auf den Boden. Das lenkte Dorian für einen Moment ab, so daß er nicht verhindern konnte, daß die Mißgestalt mit dem bis zur Unkenntlichkeit entstellten Gesicht
Weitere Kostenlose Bücher