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006 - Der Teufelskreis

006 - Der Teufelskreis

Titel: 006 - Der Teufelskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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zelebriert werden – mit Tieropfern, Mädchen in Aspik und so. In Kennerkreisen spricht man davon, daß im Vanilla die besten Schwarzen Messen der ganzen Stadt abgehalten würden. Wollen Sie noch immer, daß ich Sie hinfahre, Sir?«
    »Es ist noch zu früh«, sagte Dorian. »Kann ich Sie für den Nachmittag mieten?«
    »An mir soll es nicht liegen.«
    Dorian reichte ihm zwei Hundert-Dollar-Scheine nach vorn. »Fahren Sie mich nach New Jersey hinüber! Wohin, ist mir egal – nur aus Manhattan hinaus.«

    Das Blue Vanilla gehörte zu jenen Lokalen, in denen sich die Jünger von Hexenkulten trafen, die in den USA ebenso wie in England im Verborgenen blühten. Dorian hatte Beweise dafür gefunden, daß oft tatsächlich die Dämonen hinter dieser Bewegung steckten. Sie förderten sie, entweder um in den Hexenklubs ihre Opfer zu suchen oder nur um ins Mystische und Okkulte weisende Subkulturen zu gründen und die menschliche Gesellschaftsordnung langsam zu zersetzen und von innen her zu zerstören. Dorian konnte jedoch nicht glauben, daß auch das Vanilla eine Bastion der Dämonen war. Viel wahrscheinlicher erschien es ihm, daß findige Manager Kapital aus dem Trend schlugen.
    Die Dekorationen des Lokals waren zwar auf das Okkulte ausgerichtet, aber es waren eben nur leere Dekorationen, die bloß auf die optische Wirkung abzielten. Die auf die Wände hingekritzelten Bannsprüche waren nicht authentisch, die Folterwerkzeuge waren Attrappen, die Kleidung der Klubmitglieder gefällig und modisch. Dem ahnungslosen Besucher konnte der Anblick des Inventars und der Hexenjünger vielleicht Schauer über den Rücken jagen – was ja auch bezweckt wurde –, doch Dorian konnte nur schmunzeln. Wer mit den wahren Dämonen zu tun hatte und deren abscheuliche Riten kannte, konnte von diesem Spektakel nicht beeindruckt werden. Auch wenn sich die Hexenjünger noch so sehr bemühten, mit Eingeweiden von Tieren, Bechern, die mit Lammblut gefüllt waren, und geheimnisvollen Andeutungen über Hexen, Teufel und Vampire Gänsehautatmosphäre zu erzeugen – Dorian ließ das alles kalt. Er wunderte sich nur darüber, warum Morton ihn hierherbestellt hatte. Ein besonders gelungener Gag war das jedenfalls nicht.
    Dorian setzte sich an die Bar, die in Form eines Drudenfußes angelegt war und sich inmitten des Lokals befand. Auch die Sitze der Barhocker hatten die Form eines Drudenfußes. Der Barkeeper trug ein Phantasiekostüm, und in seinen grünschillernden Umhang waren Motive des Hexensabbats eingestickt. Als Kopfbedeckung hatte er einen Stahlhelm auf, auf den Totenköpfe gemalt waren.
    »Hat Satan schon deine Seele, Bruder?« wurde Dorian vom Barkeeper gefragt.
    »Ich habe meine Seele dem Scotch verschrieben«, antwortete der Dämonenkiller und fügte erklärend hinzu: »Einen Doppelten!«
    »Gibt es bei uns nicht«, erklärte der Keeper. »Aber vielleicht darf es galliger Angstschweiß von schottischen Jungfrauen sein?«
    »Meinetwegen«, knurrte Dorian.
    Als er an dem Glas nippte, stellte er fest, daß er besten schottischen Whisky serviert bekommen hatte, mindestens vier Jahre alt. Warum nur diese läppische Bezeichnung? Sie war kindisch und überspitzt. Typisch amerikanisch.
    Die Beleuchtung ging aus, und auf die Wände wurden Lichteffekte gezaubert. Zum Klang von elektronischer Musik begann sich auf der kleinen Bühne ein hysterisch schreiender Jüngling die Kleider vom Leib zu reißen. Dorian war überzeugt, daß er reichlich mit LSD oder anderen Drogen vollgestopft war.
    »Noch einen Scotch! Einen doppelten!« bestellte er.
    »Gibt es bei uns nicht«, versicherte der Barkeeper. »Aber vielleicht darf es …«
    »Halt die Klappe!« unterbrach ihn Dorian.
    Der Barkeeper rümpfte die Nase, brachte ihm jedoch das Gewünschte.
    Dorian hatte den Nachmittag drüben in New Jersey verbracht. Der Taxifahrer schien sich überhaupt nicht gewundert zu haben, daß er ihn kreuz und quer durch die westlichen Vororte New Yorks kutschieren sollte. Dorian hatte ausgiebig gegessen und sich dann im nächstbesten Laden einen Regenmantel gekauft. Er hatte sogar erwogen, sich den Schnurrbart abrasieren zu lassen, um von den Freaks nicht so leicht erkannt zu werden, sich dann aber doch nicht dazu überwinden können.
    »Jetzt kommt Gail, die Hexe«, sagte der Barkeeper geheimnisvoll.
    Gail war ein verwahrlostes junges Ding in einem Zigeunerkostüm. Sie rief den Teufel an und verlangte von ihm, daß er ihr beischlafe. Und tatsächlich schien der Höllenfürst

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