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0060 - Das Kastell der Toten

0060 - Das Kastell der Toten

Titel: 0060 - Das Kastell der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hrdinka
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den Augenblick entgehen lassen, wo sie vielleicht auch die Gruft betreten durfte!
    Nicole musste höllisch aufpassen, um nicht auf dem steil nach unten führenden Weg auf den herumliegenden Steinen auszurutschen.
    Sie ahnte nicht, dass ihr der Ausflug zum Meer das Leben rettete.
    Wenig später hatte sie das Ende des Kalkstockes erreicht. Sie stand auf einer gewaltigen Klippe und starrte gebannt auf die weite Wasserfläche.
    ***
    Padre Alberto Sanchez nahm einen kräftigen Schluck aus der Schnapsflasche. Der Schweiß perlte über sein Gesicht. Mit einer fahrigen Bewegung wischte er sich eine wirre Haarsträhne aus der Stirn.
    Dann verließ er hastig die Pfarrei von Estaquiro. Er wollte zum Kastell hochsteigen, vielleicht konnte er den mutigen Männern irgendwie helfen.
    Er begegnete zu dieser Zeit nur sehr wenigen Menschen auf den öden Straßen. Sie hatten sich in ihre windschiefen Hütten zurückgezogen, um so der Hitze des Tages wenigstens ein bisschen zu trotzen.
    Der Priester schritt mit langen Schritten den kleinen Kai, an dem die Schifferboote lagen, entlang.
    Jorge Spinole hockte in einem der Kähne, um ein uraltes Netz zu flicken. Ein weißer Fetzen diente ihm als Sonnendach.
    Sanchez wunderte sich darüber, Spinole zu dieser Zeit anzutreffen.
    »He, was soll denn das? Seit wann flicken Sie Ihre Netze zur Mittagszeit?«, rief er ihm deshalb zu.
    »Buenos Dias, Padre! Ich kann heute einfach keine Ruhe finden, diese Arbeit lenkt mich ab!«, knurrte der Spanier und zog sich die verdreckte Seemannsmütze tiefer in die Stirn. »Und wo wollen Sie um diese unchristliche Zeit hin?«, fragte er dann gedehnt.
    »Aufs Kastell, ich will nach den beiden Wissenschaftlern sehen!«, antwortete der Padre.
    »Santa Maria!«, rief Spinole aus. Er schlug blitzschnell das Kreuzzeichen. »Gehen Sie nicht da hin! Sie rennen in ihr Verderben!«
    »Wieso?«
    »Hören Sie auf mich, bleiben Sie hier, Padre! Es wäre schade um Sie!«, flehte der alte Fischer.
    »Warum, Spinole? Warum? Raus mit der Sprache!«, herrschte Sanchez seinen Gesprächspartner an.
    »Ich beschwöre Sie, Padre! Bleiben Sie im Dorf!«
    »Spinole!« Sanchez trat einen Schritt näher. Er musste sich zusammennehmen, um Spinole nicht an den vergilbten Rockaufschlägen zu fassen.
    »Es ist gut, dass die Fremden auf das Kastell gegangen sind! Sie werden nicht mehr zurückkommen! Das ist das Beste! So sind wir sie wenigstens los und sie werden nicht mehr herumschnüffeln!«, sagte der Fischer leise.
    »Und warum werden sie nicht wieder kommen?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen, Padre! Sie würden sie warnen. Und es ist besser, wenn…«
    »Spinole! Wehe, wenn ich Sie noch einmal in meiner Kirche sehe! Ich werfe Sie eigenhändig hinaus! Sie wollen ein Christ sein? Dass ich nicht lache! Was geht hier vor, dass alle es zulassen, wenn drei Menschen ums Leben kommen? Drei Menschen werden sterben, weil Sie nicht reden wollen, Spinole!«, schrie Sanchez mit Donnerstimme. Er wurde vor Aufregung blutrot im Gesicht.
    »Ich gehe jetzt auf die Burg, und ich werde ihnen helfen!«, rief er dann wütend dem Alten zu, der nachdenklich den Kopf schüttelte.
    »Padre!«, rief Spinole dem Priester nach, der auf dem Absatz herumfuhr. »Einen Tipp will ich Ihnen geben: Wenn die Fremdlinge das Grab der Templer gefunden haben, ist es zu spät. Sobald sich die Ruine zu verändern beginnt, laufen Sie so schnell Sie können von da oben weg!«
    »Danke!«, murmelte Sanchez rau. »Was heißt, die Burg verändert sich?« Der Padre fragte den Fischer immer wieder, der ihm aber keine Antwort mehr gab. Er brabbelte nur noch unverständliches Zeug vor sich hin.
    Sanchez wandte sich ab. Er hatte es plötzlich sehr eilig, den schmalen Pfad hochzuklettern.
    »Viel Glück!«, hörte er noch Spinole ihm nachrufen, dann begann der Wettlauf mit dem Tod!
    ***
    Padre Alberto Sanchez hatte noch nicht einmal den halben Weg zurückgelegt, als er plötzlich an den Klippen ein Mädchen stehen sah, das auf das weite Meer hinausblickte.
    Es kam dem Pfarrer von Estaquiro sofort bekannt vor!
    Nicole Duval!, fiel ihm wieder der Name ein.
    Sanchez eilte nach unten.
    »He, Señorita!«, rief er, so laut er konnte.
    Das hübsche Mädchen zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen, fuhr herum. Als es den Padre erblickte, atmete es erleichtert auf.
    Der Geistliche winkte mit den Armen.
    »Señorita Duval, kommen Sie schnell!«, wehten seine Worte zu Nicole hinüber.
    Wenige Augenblicke später hatte sie Sanchez erreicht.

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