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0060 - Das Kastell der Toten

0060 - Das Kastell der Toten

Titel: 0060 - Das Kastell der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hrdinka
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Statue, ein gähnendes Loch.
    Bill eilte darauf zu. Er versuchte so leise wie möglich zu sein, trotzdem kam ihm das Hallen seiner Schritte wie Kanonendonner vor.
    Bill tauchte in den engen Gang. Die Pechfackel leuchtete das unterirdische Gewölbe ausreichend aus. Bevor er dem scharfen Knick, den der Gang nun machte, folgte, wandte er sich noch einmal um.
    Sechs Gestalten stürmten in die Kultstätte. Das zuckende, unruhige Licht ließ ihre Gesichter noch unwirklicher erscheinen.
    Der Forscher hatte sich nicht getäuscht!
    Keine zehn Meter vor ihm standen prächtig gekleidete Ritter. Bill beobachtete die Gestalten mit rasendem Puls. Die Gewissheit, sich wirklich in einer anderen Zeit zu befinden, traf ihn wie der Prankenhieb eines Tigers!
    Die Ritter waren in reich verzierte Umhänge gehüllt. An den Stellen, wo der Stoff zur Seite geglitten war, konnte man das helle Glitzern von feinmaschigen Kettenhemden erkennen. Auf der Brustseite des Gewandes war eine rote, züngelnde Schlange eingewoben.
    Bill dachte an die Sarkophage, die er mit Zamorra geöffnet hatte.
    Auf den Deckeln hatte er die gleichen Schlangen entdeckt!
    An dicken Ledergürteln baumelten lange Schwerter an den Seiten der Männer. Es klirrte, als sie sich bewegten.
    Ihre dunklen, südländischen Gesichter, von schwarzen Schnauzund Spitzbärten verziert, verhießen nichts Gutes. Die dunklen Augen wanderten suchend durch den Saal.
    »Wir müssen sie finden. Los, bewegt euch!«, brüllte der Anführer der Gruppe, den man an seinem herrischen Wesen erkannte, den anderen zu. »Wir werden sie Juantos, unserem Gott, opfern. Noch heute sollen ihre Herzen in seinem Rachen liegen! Kommt, wir wollen Juantos nicht warten lassen!«
    »Mein Gott, die Templer!«, entfuhr es Bill, der sich sofort auf die Lippen biss. Hoffentlich haben mich die Ritter nicht gehört!, raste es in ihm. Es wurde ihm klar, dass die Sekte der Kreuzritter, die ihren Kult vom fernen Abendland mitgebracht hatte, und durch Menschenopfer auf Leben nach dem Tode hoffte, nur ihn und Zamorra gemeint haben konnten.
    Bill stolperte vorwärts. Die Templer riefen irgend etwas, das Bill nicht verstehen konnte, denn das Pochen seines Herzens dröhnte gewaltig in seinen Ohren.
    Schon hörte er eilige Schritte.
    Sie waren hinter ihm her! Die Teufel hetzten ihn!
    Dann erklang das Geklirr von Waffen. Die Kreuzritter zogen ihre Schwerter aus den Scheiden!
    Schneller! Schneller!, hämmerte es in Bill.
    »Dort ist einer! Stürzt euch auf ihn!«, rief der Anführer, der den Schein von Bills verräterischer Fackel entdeckt hatte.
    Dann war der Gang zu Ende! Eine Steintreppe führte steil an das Tageslicht! Der Wissenschaftler kletterte so schnell er konnte nach oben. Die Templer, die sich hier ja besser als er auskannten, holten zusehends auf. Ihr Anführer feuerte die anderen Ritter zu noch größerer Eile an. Wie ein Bluthund hetzte er seine sichere Beute. Es schien, als hätte ihn das Jagdfieber gepackt.
    Der Aufgang endete in einer Kammer. Bill handelte sofort, als er die dünne Steinplatte, die den Zugang zu der Kultstätte verschloss, an der Wand lehnen sah. Er nahm all seine Kraft zusammen, versuchte verzweifelt die Öffnung, aus der die Feinde jeden Augenblick auftauchen mussten, damit zu schließen.
    Da war auch schon ein Ritter heran. Sein Schwert zuckte nach oben, Bill sprang zur Seite weg, um nicht von der Klinge aufgeschlitzt zu werden. Er bückte sich nach der Fackel, die er zuvor weggeschmissen hatte, warf sie in die Öffnung.
    Der Ritter verschwand augenblicklich mit einem heiseren Aufschrei. Bill hatte es endlich geschafft. Mit einem dumpfen Krach verschloss die Platte den Zugang zu der Kammer.
    Der Forscher lehnte sich einige Sekunden lang mit dem Rücken gegen die warme Mauer, wischte sich keuchend den Schweiß von der Stirn.
    Dann öffnete er den Riegel, der vor die massive Holztür gelegt worden war, um nach draußen zu laufen. Hier konnte er sich nicht verstecken.
    In der nächsten Sekunde erstarrte er!
    Das Tor schwang ächzend auf, vor ihm lag der Burghof!
    Aber, was war das für ein Hof? Nicht der einer alten Ruine, sondern der eines prächtigen Schlosses. Bill ließ seine Blicke empor schweifen. Tatsächlich! Die Ruine hatte sich in ein Schloss verwandelt!
    Natürlich, sie befanden sich ja auch einige Jahrhunderte vor unserer Zeit. Als er über den Hof zu laufen begann, warf er einen Blick hinunter zum Meer. Ritter kletterten suchend auf dem Kalkstock umher. Ihre farbenprächtigen

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