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0060 - Das Kastell der Toten

0060 - Das Kastell der Toten

Titel: 0060 - Das Kastell der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hrdinka
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Sie holte tief Luft, denn sie war außer Atem.
    »Wir müssen Zamorra und Fleming warnen!«, keuchte der Pfarrer.
    »Sie dürfen das Grab der Templer nicht finden, sonst sind sie verloren!«, stieß er aufgeregt hervor.
    »Um Himmels willen!«, entfuhr es Nicole, deren Pulsschlag hochjagte. Die Angst um die beiden Männer schnürte ihr die Kehle zu.
    Sie rang nach Atem. Ein Druck in der Magengegend machte sich bemerkbar. Es war ihr, als hätte man ihr einen Faustschlag versetzt.
    »Wir dürfen keine Zeit verlieren. Kommen Sie schnell!«, forderte Sanchez sie auf, der sich umwandte und bereits wieder die Felsen hochmarschierte.
    »Ja, ich komme ja schon!«, hauchte Nicole. Sie beeilte sich mit dem Priester Schritt zu halten. Hunderte Gedanken begannen sie zu quälen, wie die Fliegen, die den Schweiß der Menschen rochen und nicht mehr zu vertreiben waren.
    »Santa Anna! Da! Sehen Sie!«, brüllte Sanchez plötzlich auf.
    Nicole wurde aus ihren Gedanken gerissen. Sie warf einen raschen Blick auf den Padre, der zu dem Kastell hoch zeigte.
    In der nächsten Sekunde gefror den beiden das Blut in den Adern!
    Eine schockartige Lähmung ergriff von Nicole Duval und Padre Alberto Sanchez Besitz, denn das, was sie sahen war so unvorstellbar, dass sie es einfach nicht glauben konnten.
    Nicole rieb sich mechanisch über die Augen, doch das Bild verschwand nicht!
    Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis sie sich wieder bewegen konnte. Ihr Gehirn konnte das, was um sie herum geschah, nicht begreifen.
    Der Padre wollte irgend etwas rufen, aber nur ein heiseres Gekrächze entrang sich seiner Kehle. Er wusste plötzlich, was der uralte Fischer mit der Veränderung gemeint hatte.
    Endlich hatte er seine Stimme wieder unter Gewalt.
    »Zurück! Wir müssen machen, dass wir nach Estaquiro kommen!«, hörte er sich rufen. Seine Stimme klang heiser, rau. Er stolperte die Steinstraße hinunter, fasste Nicole, die noch immer zu der Ruine hoch starrte, bei der Hand und zerrte sie mit sich fort.
    Er blickte nicht mehr zu der Kalkklippe hoch, auf der die Templerburg lag, denn er hatte Angst, sich von diesem unheimlichen Anblick nicht mehr losreißen zu können.
    So schnell er konnte, stürmte er den Weg hinunter.
    Nicole stolperte hinter ihm her.
    »Schneller, Señorita, schneller! Wir müssen den Berg verlassen haben, bevor die Veränderung abgeschlossen ist.«
    »Ja, Padre!«, keuchte sie gleichgültig vor sich hin.
    Sie wollte es einfach nicht wahrhaben, dass es für Zamorra und Bill, die sich ja noch immer in dem Kastell befanden, keine Rettung mehr geben würde.
    Eine tödliche Gleichgültigkeit hatte sich ihrer bemächtigt.
    »Nein, sie sind nicht tot!«, redete sie vor sich hin, aber sie wusste selbst am besten, dass er keinen Ausweg aus der Falle geben würde.
    Als die beiden endlich Estaquiro erreichten, hatten sich die Einheimischen zu einer großen Gruppe geschart, die kreuzschlagend und Gebete murmelnd zu der Ruine hochblickte.
    Anstelle der verfallenen Burg thronte ein prächtiges Kastell, das aussah, als hätte man es erst vor einigen Jahren da oben errichtet, auf dem Kalkstock, der steil in das schäumende Meer hinabfiel!
    ***
    Professor Zamorra schlug blinzelnd die Augen auf. Er nahm zuerst den zuckenden Feuerschein nur sehr verschwommen wahr. Es dauerte eine Weile, bis die Konturen der Dinge, die ihn umgaben, schärfer wurden. In seinem Gehirn raste ein Orkan von Gedanken.
    Wo bin ich? Was ist geschehen?
    Zamorra blieb einige Minuten lang regungslos liegen. Zuerst dachte er, irgendwer hätte ihn niedergeschlagen, doch dann drängten sich die Erlebnisse auf dem Kastell in sein Gehirn. Dann fiel ihm Bill Fleming ein! Was war mit ihm geschehen?
    Zamorra rappelte sich hoch. In seinem Kopf dröhnte es gewaltig.
    Mechanisch tastete seine rechte Hand nach dem geheimnisvollen Amulett, das er auf seinem Schloss, Château Montagne, gefunden hatte, und das er seither an einer Silberkette um den Hals gehängt trug. Er atmete erleichtert auf, als er das Kleinod fühlte.
    Jetzt identifizierte er den flackernden Feuerschein mit brennenden Fackeln, die in ehernen Gestellen an den Wänden hingen.
    Verdammt, wie kommen die Fackeln hierher?, wunderte sich der Professor. Er blickte sich gehetzt um. Von Bill war weit und breit nichts zu entdecken. Totenstille umgab ihn.
    Keine zehn Meter vor ihm prangte auf einem Steinsockel eine große Figur.
    Zamorra nahm eine Fackel von der Wand, um sich das Ding näher zu besehen. Erschreckt zuckte er zurück!

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