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0060 - Das Kastell der Toten

0060 - Das Kastell der Toten

Titel: 0060 - Das Kastell der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hrdinka
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einer Freundes.
    Unendlich langsam tappten die Freunde hinunter. Die Treppe wollte einfach kein Ende nehmen. In immer neuen Windungen führte sie in die Tiefe. Zamorra ließ den Lichtfinger der Stablampe kreisen, der schließlich ein uraltes Gewölbe aus dem Dunkel riss.
    Sie hatten es geschafft! Beide atmeten erleichtert auf, als sie den Treppenabsatz erreicht hatten.
    Keiner von ihnen konnte wissen, dass sie das Tor zu einer Hölle geöffnet hatten. Das Verderben hatte seinen gierigen Schlund aufgetan, um die mutigen Männer, die das Böse zu bekämpfen versuchten, zu verschlingen. Mit jedem Schritt, den Zamorra und Bill taten, näherten sie sich mehr dem Grauen, begaben sie sich immer tiefer in die Falle.
    ***
    Die abgestandene, heiße Luft roch modrig und faulig.
    Bill rang nach Atem.
    Ein schmaler, niedriger Gang lag vor ihnen. Zamorra schritt voran.
    Seine Schritte hallten unnatürlich laut auf den Steinplatten, mit denen der Gang bepflastert war.
    Totenstille umgab sie, als sie lauschend verharrten. Wie auf Befehl hielten sie den Atem an.
    Nichts!
    »Weiter!«, flüsterte Zamorra. »Wir sind schon ganz nahe dran!«
    Seine Finger krallten sich um das Amulett.
    Eine knisternde Spannung lag in der stinkenden Luft. Es schien, als ob ein Funke genügen würde, um das Gewölbe explodieren zu lassen. Der Lichtstrahl bahnte sich unbarmherzig seinen Weg durch das schützende Dunkel. Spinnweben flatterten den Eindringlingen ins Gesicht, legten sich über Augen, Mund und Nase.
    »Verflucht!« Bill wischte sich gereizt über die Augen. »Hier ist es ja so finster, dass man nichts erkennen kann!«
    Der Gang machte einen scharfen Knick. Unendlich langsam spähte Zamorra um die Ecke. Bill beobachtete seinen Freund angespannt.
    Er wusste, dass es schon etwas Besonderes sein musste, wenn der Gelehrte so vorsichtig vorging.
    Zamorras Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Er erwartete jeden Augenblick die Konfrontation mit etwas Unfassbarem, Tödlichen!
    Doch seine Erwartungen sollten wenige Minuten später noch übertrumpft werden!
    Vor Zamorra lag ein großer Raum. Steinsärge standen in Reihen keine zehn Meter vor ihm. Er ließ den Lampenstrahl kreisen. Alles war mit dickem Staub bedeckt. Zamorra schätzte die Ausmaße der Katakombe etwa zehn mal zehn Meter im Quadrat. Er begann die Steinsärge zu zählen, während er Bill winkte, der rasch näher kam.
    Dreiundzwanzig Gräber! Dreiundzwanzig Templer!
    Dreiundzwanzigfaches Grauen!
    Der Wissenschaftler pfiff erstaunt durch die Zähne, als er neben den Professor trat. Er wollte auf die Särge zueilen, doch Zamorra packte ihn hart bei der Schulter, um ihn zurückzuhalten.
    »Bleib hier!«, zischelte er. »Keinen Schritt weiter!«
    Obwohl sich nichts regte und es weiterhin totenstill war, blieb Zamorras Unruhe, schien sich noch zu verstärken.
    »Irgend etwas ist hier, Bill! Es will uns vernichten! Tödliche Gefahr umlauert uns!«, knurrte der Gelehrte. Hätte Bill ihn nicht so gut gekannt, hätte er Zamorra jetzt ausgelacht, so aber wusste er, dass etwas an Zamorras Warnung dran sein musste, zumal er sich auch nicht in seiner Haut wohlfühlte, seitdem er die Treppe in die Tiefe geschritten war.
    »Ich denke nicht, dass die jetzt erwachen!«, sagte er dann, nur um die unheimliche Stille zu brechen.
    »Das nehme ich auch nicht an, Bill! Nein, es ist ganz etwas anderes, das uns an den Kragen will! Etwas Undefinierbares! Kein Dä- mon oder Geist!«
    Zamorra bückte sich und begann jeden Quadratzentimeter des Bodens nach etwaigen Fallen abzutasten, obwohl er im vorhinein ahnte, dass er keine der üblichen Fallen, mit denen man Gräber zu versiegeln pflegte, finden würde.
    Er näherte sich den Särgen! Vorsichtig, langsam! Bill folgte ihm mit stockendem Pulsschlag.
    »Da!« Zamorra wies auf einen Steinsockel, der in der Mitte des Raumes emporragte. Unzählige Splitter lagen verstreut darum hemm.
    »Sieht aus, als stammen die von einer zerschlagenen Figur, die einst auf dem Sockel gestanden hat!«, vermutete Bill, der einige Scherben aufhob, um sie im Lampenlicht zu betrachten. Der Historiker und Archäologe hatte einen Blick für so etwas.
    »Und erst die merkwürdigen Schriftzeichen!« Bill war in seinem Element, als er die Finger über die fremden Schriftzeichen, die in – die Särge eingehauen waren, gleiten ließ.
    »Kannst du sie entziffern?«, fragte Zamorra nach wenigen Minuten ungeduldig.
    »Nein, aber es scheint sich um Hieroglyphen zu handeln, wie man sie nur in

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