0060 - Das Kastell der Toten
ägyptischen Königsgräbern findet! Das ist ja mehr als seltsam!«, erwiderte Bill.
»Ich finde das nicht merkwürdig, ganz im Gegenteil!«, konterte der Professor. »Dies hier waren einst Kreuzritter, die den Templerorden in Spanien verbreiteten. Sie haben ihre fürchterlichen Rituale, von denen sie sich Leben nach dem Tod erhofften, von Arabien mitgebracht! Demnach habe ich sogar eine Art Hieroglyphen erwartet, Bill!«
Den beiden fiel auf, dass auf jeden der Särge eine züngelnde Schlange in den Stein geschlagen war.
»Anscheinend ihr Zeichen!«, vermutete Bill. »Auch das erinnert mich an Ägypten. Nämlich an die Pharaonengräber!«
Bill begann nun auch die unlesbaren Schriftzeichen, die die brüchigen Wände bedeckten, zu untersuchen.
»Und?«, wollte Zamorra wissen.
»Nichts! Fehlanzeige! Ich kann es nicht entziffern! Natürlich wird es mir gelingen, das einmal zu lesen, aber du weißt genau, das kann Jahre dauern, bis wir den Code finden!«
»Jetzt geht es aber um Stunden, vielleicht sogar um Minuten!«
Fleming gab es auf. »Es hat ja doch keinen Sinn!«, seufzte er.
»Hoffentlich fällt es Nicole nicht ein, herunterzukommen!«, murmelte Zamorra kaum hörbar. Er machte sich um das Mädchen mehr Sorgen, als er sich eingestehen wollte. »Wir müssen die Särge öffnen, Bill! Je schneller wir damit beginnen, desto früher sind wir hier unten fertig!«, sagte er dann hastig, um sich selbst abzulenken. Er nahm an, dass sich die mumifizierten Leichen der Templer in den Gräbern befanden. Er würde sie mit seinem Amulett für immer von dem grausamen Spuk erlösen, wenn dies möglich war.
Sie stemmten sich mit aller Kraft gegen den Deckel des ersten Sarges.
Es gab ein knirschendes Geräusch, als sich Stein auf Stein rieb.
Zamorra und Bill verharrten einige Sekunden, um tief Luft zu holen. Die Platte hatte ein ungeheures Gewicht.
Schließlich wurde ein schmaler Spalt sichtbar.
Zamorra wischte sich keuchend den Schweiß von der Stirn, bevor er hineinleuchtete.
»Der ist leer!«, stieß er aufgeregt hervor.
»Lass mich sehen!«, sagte Bill, als wolle er Zamorras Worten keinen Glauben schenken.
»Hier!« Der Parapsychologe drückte Bill die Lampe in die Hand.
»Tatsächlich! Leer!«
Sie machten sich daran, den nächsten der Särge zu öffnen, um festzustellen, dass sich auch in ihm keiner der spukenden Templer befand. Sie probierten es noch bei einem Dritten, der ebenfalls leer war.
»Das hat keinen Sinn, Bill. Wir können aufhören! Ich wette, keiner hat einen Inhalt!«, meinte Zamorra, als sich der Forscher gerade wieder gegen einen Gruftdeckel zu stemmen begann.
»Das verstehe ich nicht! Padre Alberto Sanchez sagte doch, dass die Templer für fünfzig Jahre in ihren Särgen ruhen, wenn sie ihre Opfer gefunden haben!« Bill war verblüfft.
»Ja, auch Sanchez weiß nicht alles! Die Dörfler haben ihm bestimmt nicht das Geheimnis des Kastells mitgeteilt! Es gibt zwei Möglichkeiten, entweder haben sie bereits gestern Nacht ihre Ruhestätten verlassen, oder sie kommen erst!«
»Was heißt, sie kommen erst?«, erkundigte sich Fleming.
»Es wäre doch auch denkbar, dass sie alle fünfzig Jahre hier zusammentreffen, um ihre Rituale abzuhalten. Während der Nacht ruhen sie dann hier unten!«, rätselte Zamorra.
»Ja, aber woher sollen die denn kommen? Vielleicht mit dem Auto, oder zu Fuß?«, versuchte Bill einen Scherz, um die düstere Stimmung aufzulockern.
»Das weiß ich nicht, war nur so eine Idee von mir! Lass uns wieder nach oben gehen! Hier unten können wir im Moment sowieso nichts mehr machen!«, schlug Zamorra dann vor.
»Okay, aber lass mich zuerst noch mal die Scherben ansehen!« Obwohl Bill auch schon gerne diese Gruft verlassen hätte, siegte doch die Neugier über die Furcht.
Er ging in die Hocke, streckte seine Hand nach einer der Scherben aus. Er versuchte, sie aneinander zureihen. Plötzlich zuckte er zurück!
»Zamorra!«, schrie er auf. »Meine Hände!« Bill starrte ungläubig auf die Handflächen, die blutig waren!
»Wirf die Scherbe weg!«, brüllte Zamorra.
Bill ließ augenblicklich das Steinstück los.
»Verflucht, was war das?«, knurrte er, während er die blutigen Hände hastig in seinem Taschentuch abwischte. Angeekelt schleuderte er es in eine Ecke.
Der Professor bückte sich zu seinem Freund nieder. Nun sah er, dass Bill bereits den Teil eines scheußlichen Kopfes aus den Stücken gebildet hatte.
»Das muss die Statue ihres Gottes gewesen sein!«, stellte er
Weitere Kostenlose Bücher