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0060 - Das Kastell der Toten

0060 - Das Kastell der Toten

Titel: 0060 - Das Kastell der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hrdinka
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schaffen. Da sich das Blech, aus dem die Handschuhe geschmiedet waren, ebenfalls erhitzte, dauerte es ziemlich lange, bis er endlich sein Vorhaben ausgeführt hatte.
    Nichts konnte die teuflischen Ritter mehr daran hindern, Professor Zamorra und Bill Fleming ihrer Gottheit zu opfern.
    ***
    Als Zamorra und Bill wieder in dem Gewölbe standen, aus dem sie geflohen waren, begannen draußen zahlreiche Möwen das Kastell zu umkreisen. Ihr durchdringendes Gekreische drang sogar bis zu dem unterirdischen Raum vor.
    »Hört ihr die Möwen? Wie sie flehen und jammern? Bald werdet auch ihr da draußen umherflattern!«, kicherte Carlos de Arrabel grausam.
    »Was heißt das?«, fragte Zamorra hastig.
    »Die Möwen sind die Seelen der Geopferten! Bevor wir euch das Leben nehmen und eure blutigen Herzen in das Maul von Juantos werfen, wollen wir noch das Zauberding vernichten!« Arrabel wies auf das Amulett.
    Er ließ von einigen Templern ein Feuer in dem Kamin, der in einer Ecke stand, entfachen. Dann warf er schnell, um sich nicht noch mehr die Hand zu verbrennen, Zamorras Kleinod in die züngelnden Flammen.
    »Das wird uns nicht mehr schaden!«, murmelte er und warf noch einen letzten Blick auf das Amulett, das ihm und den anderen so viel Furcht eingejagt hatte.
    »Kommt, wir wollen uns bereitmachen!«, forderte Carlos de Arrabel seine Getreuen auf. Sie verließen das Gewölbe. Ihre Schritte verhallten, es wurde totenstill.
    »Was haben die nun vor?«, flüsterte Bill Zamorra zu.
    »Wahrscheinlich ziehen sie sich nur um. Das verlangt das Ritual!«, antwortete Zamorra mit fester Stimme.
    »Ist dir klar, dass wir nicht die geringste Chance mehr haben?«, fragte Bill. Die Hilflosigkeit, in der er sich und Zamorra befanden, machte ihn halb wahnsinnig vor Wut.
    »Das kann man nie im vorhinein sagen, Bill! Wir leben und können uns vielleicht noch retten!« Zamorra zwang sich zur Ruhe. Seine Worte klangen beruhigend, obwohl er sich selbst keinen Illusionen mehr hingab.
    »Wie denn? Dort, das Amulett wird schmelzen!«, keuchte Fleming.
    »Es wird sich nicht zerstören lassen Bill, das solltest du eigentlich wissen!«, erwiderte Zamorra.
    »Was nützt es uns? Kannst du mir sagen, wie wir zu dem Kamin kommen sollen?«
    »Du hast recht, das ist eine ziemlich aussichtslose Sache. Aber ich habe da so eine Idee, Bill!«
    »Was für eine?«, fragte der Amerikaner aufgeregt.
    »Wir werden versuchen…« Professor Zamorra wurde durch das Hallen vieler Schritte unterbrochen.
    »Es ist soweit, sie kommen!«, hauchte Fleming.
    »Also Bill…« Der Gelehrte flüsterte seinem Freund noch schnell ein paar Worte ins Ohr, dann betraten die Templer, jene abtrünnigen Kreuzritter, die anstatt das Kreuz zu verteidigen, fürchterliche Rituale von den Sarazenen aus dem Morgenland übernommen hatten, die Kultstätte.
    Zamorra zählte zweiundzwanzig. Sie waren alle einheitlich in schneeweiße Gewänder gehüllt, auf denen sich eine rote, aufgerichtete Schlange mit hechelnder Zunge auf der Brustseite breit machte.
    Weiße Kapuzen, die nicht ihre Gesichter verhüllten, prangten auf den Köpfen. Silbern glänzten die Kettenhemden, die sie unter den Umhängen trugen. Lange, blanke Schwerter baumelten im Gürtel.
    Die gebräunten Gesichter, von schwarzen Bärten geziert, schienen zu Masken erstarrt. Nicht die geringste Regung ließ sich in den finsteren Gesichtern erkennen! Noch nicht, denn bald würde sie die Blutgier in ihren Bann schlagen!
    An der Spitze schritt Carlos de Arrabel. In seiner rechten Hand hielt er ein spitzes Messer mit diamantverziertem Griff.
    Die Templer traten näher. Die Sporen klirrten nervenaufreibend.
    Sie knieten vor ihrem Gott nieder, begannen seltsame, fremdartige Gebete zu sprechen. Dumpf hallten die Stimmen durch die Gruft.
    Sie begannen zu singen. Der geisterhafte Chor hallte schaurig durch das Verlies.
    Zamorra dachte daran, dass er vielleicht im Mittelalter sterben würde, obwohl er im zwanzigsten Jahrhundert gelebt hatte. Eine paradoxe Situation.
    Arrabel begann Verse vorzusingen, der Chor antwortete ihm immer mit derselben Antwort, die Zamorra und Bill nicht verstehen konnten.
    Die Templer schienen tief in ihre Tätigkeit versunken zu sein. Die Gefangenen rappelten sich hoch. Endlich standen sie mit dem Rücken zur Wand.
    Es kam ihnen wie eine Ewigkeit vor, bis der dumpfe Gesang aufhörte.
    Die Kreuzritter wandten sich Bill und Zamorra zu.
    »Carlos de Arrabel!« Zamorras Stimme peitschte durch den Raum.
    »Wollt ihr uns mit

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