0060 - Das Kastell der Toten
Gewänder schillerten in der gleißenden Sonne Spaniens. Die rote Schlange auf ihrer Brust wies sie eindeutig als Mitglieder des Templerordens aus.
Bill schauderte! Wo sollte er hin? Was sollte er tun?
Er wusste auf diese lebensnotwendigen Fragen keine Antwort!
Ratlos lief er auf den Glockenturm zu. Plötzlich wurde die Tür des Turmes mit einem Fußtritt aufgestoßen. Ein Templer trat daraus hervor, dahinter folgten noch einige weitere.
Als sie Bill erblickten, jaulten sie vor Freude auf. Bill wandte sich um. Er wollte wieder davonlaufen, aber ein anderer Trupp baute sich keine fünf Meter von ihm entfernt auf.
Metallisch klirrten die Sporen. Langsam, aber unaufhaltsam kamen die Templer näher, bildeten einen Kreis um den Eindringling.
Bill Fleming wollte sich auf einen von ihnen stürzen, um den Kreis der Bewaffneten zu durchbrechen. Er wusste, dass er keine Chance hatte. Es war eine Verzweiflungstat.
Sein Gegner riss das Schwert hoch. Bill sah die scharfe, blitzende Klinge auf sich zurasen.
Aus!, durchzuckte es ihn.
***
Professor Zamorra hatte den Gang, der in der Kammer endete, einige Minuten früher entdeckt als sein Freund. Er öffnete vorsichtig das Tor, um auf den Burghof zu blicken. Ihn schreckte der Anblick des Kastells nicht, er hatte erwartet, ein Schloss anstatt der Ruine vorzufinden.
Keine Gestalt ließ sich weit und breit blicken. Schattengleich huschte der Parapsychologe über den Platz. Sein Blick fiel auf ein lang gestrecktes, niedriges Gebäude. Das mussten die Stallungen sein!
Dort kann ich mich verstecken!, durchzuckte es ihn.
Zamorra glitt schlangengleich darauf zu. Er schob den Riegel zurück, um das Holztor zu öffnen. Als er in das Halbdunkel trat, wieherten die Pferde unruhig. Schnaubend traten sie von einem Fuß auf den anderen, warfen die Köpfe witternd in die Luft.
Zamorra zählte dreiundzwanzig Tiere.
Die Zahl kam ihm bekannt vor! Natürlich! Ebenso viele Särge hatte er in der Gruft vorgefunden. Es mussten sich also dreiundzwanzig Templer in dem Kastell befinden.
Zamorra schlich die Stallwand entlang. Er atmete erleichtert auf, denn außer ihm und den Pferden befand sich niemand im Raum.
Er hockte sich vor eines der Luftlöcher, durch das schräg die heißen Sonnenstrahlen in die Stallung fielen. Von hier aus konnte er den ganzen Hof und einige Burgteile überblicken.
Schon hörte er das Klappern der Rüstungen. Zamorra hielt den Atem an!
Eine Rittergruppe schritt draußen dahin, eine andere kam vom Glockenturm. An ihren enttäuschten Gesichtern konnte man erkennen, dass sie weder Bill noch Zamorra gefunden hatten.
Einer der Spanier gab einen Befehl. Die Templer teilten sich wieder in zwei verschiedene Suchtrupps. Der eine verschwand in dem angrenzenden Gebäude, der andere, kam auf die Stallungen zu.
Es konnte sich nur noch um Sekunden handeln, bis sie die Pferdeboxen durchsuchen würden.
Zamorra blickte sich gehetzt nach einer Versteckmöglichkeit um.
Eine Viehtränke am Ende des Raumes schien ihm am besten geeignet, sich den suchenden Blicken der Templer zu entziehen.
Er hechtete mit einem langen Satz unter den Trog, begann seinen Körper mit Heu, das überall am Boden herumlag, zu bedecken.
Das schrille Wiehern eines Gaules ließ ihn zusammenschrecken.
Schon wurde die Tür aufgerissen. Die Ritter stürmten in den Pferdestall. Zamorra hielt den Atem an. Er hatte Angst, das laute Pochen seines Herzens könnte ihn verraten.
Die Ritter sahen sich sorgfältig um. Einige von ihnen stachen mit den Schwertern in die Heuballen. Einer schritt keinen Meter von dem Professor entfernt am Trog vorbei, ohne ihn zu entdecken. Zamorra hätte nur die Hand auszustrecken brauchen, um die Fußspitzen des Templers zu berühren.
»Hier ist niemand, kommt, wir suchen in der Waffenkammer nach den Kerlen!«, knurrte ein spitzbärtiger Ritter. Murrend verschwanden sie.
Zamorra verharrte noch einige Minuten reglos, ehe er sich aus dem Heu wühlte. Plötzlich hörte er von draußen lautes Geschrei.
Was war passiert?
Zamorra erhob sich, um wieder in den Burghof zu spähen.
Zwei Templertrupps scharten sich um einen Mann, der gerade aus einer Kammer weiter hinten gekommen war. Zamorra sah, wie sich der Mann auf einen der Ritter stürzte, der in hohem Bogen mit dem Schwert ausholte, um dem Mutigen den Schädel zu zertrümmern!
In dieser Sekunde erkannte Zamorra seinen Freund!
Bill! Der Professor meinte, das Herz müsste ihm stehen bleiben.
Dann sah er, wie einer der Templer dem
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