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0061 - Der Hexenberg

0061 - Der Hexenberg

Titel: 0061 - Der Hexenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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abwarten, wie Duquesne reagierte.
    Der Professor unterrichtete Bill von seiner Ansicht, und da dieser keine bessere Alternative anbieten konnte, begaben sie sich in den Bedienstetenflügel und blieben vor Fabienne Duquesnes Zimmertür stehen. Vorher hatten sie noch ergebnislos Nicoles Raum einen kurzen Besuch abgestattet.
    Zamorra zog erneut sein Amulett heran. Wenn es ein Geigerzähler gewesen wäre, hätte es laut und vernehmlich getickt.
    »Warum kommen wir?«, fragte Bill. »Um der Dame ein nächtliches Ständchen zu bringen?«
    »Wir brauchen keine Begründungen«, antwortete Zamorra schroff.
    »Nicoles Verschwinden ist Veranlassung genug.«
    Auf die Abwehrkräfte seines Amuletts vertrauend, klopfte er energisch gegen die Tür.
    »Mademoiselle, machen Sie auf!«
    Überraschenderweise bekamen sie sofort Antwort.
    »Kommen Sie herein! Die Tür ist nicht verschlossen.«
    Da war unüberhörbare Heiterkeit in der Stimme der Gouvernante.
    Zamorra und Bill ließen sich nicht zweimal bitten und traten ein.
    Fabienne saß aufgerichtet im Bett.
    Sie trug ein spitzenbesetztes, himmelblaues Neglige, das ihre wohlgeformte Brust nur mangelhaft verdeckte. Im Lichtschein der angeknipsten Nachttischlampe hätte sie sehr reizvoll gewirkt, wenn nicht dieser höhnische Ausdruck gewesen wäre, der ihr schmales Gesicht beinahe teuflisch erscheinen ließ.
    »Oh, gleich zwei Verehrer«, girrte sie. »Und so stürmisch…«
    Zamorra war jederzeit auf einen geistigen Angriff von ihrer Seite vorbereitet. Aber noch blieb dieser aus. Aus diesem Grund hielt auch er es für angebracht, vorerst keinen Gebrauch von seinem Amulett zu machen.
    »Wo ist Nicole Duval?«, fragte er scharf.
    Fabienne kicherte. »Aber nicht doch«, sagte sie. »Wer wird denn bei so einer Gelegenheit von anderen Frauen sprechen.« Sie räkelte sich lasziv. »Gefalle ich Ihnen denn nicht?«
    Zamorras Lippen wurden zu einem schmalen Strich. »Lassen wir diese Ablenkungsmanöver. Sie wissen genau, warum wir hier sind. Also noch einmal: wo ist Nicole Duval?«
    »Bin ich der Hüter Ihrer Freundin? Aber warten Sie mal… Vielleicht kann ich Ihnen doch helfen. Haben Sie schon mal bei den Stallknechten nachgesehen?«
    Zamorra musste schwer an sich halten, um sich nicht blindlings auf das unverschämte Weib zu werfen. Bills Beherrschung hing an einem dünneren Faden. Drohend ging er auf das Bett zu.
    »Sie… Sie …«
    »Nicht, Bill!«, sagte Zamorra.
    Der Freund konnte nicht genau wissen, in welche Gefahr er sich begab, wenn er die Frau herausforderte.
    Um Beherrschung ringend verhielt der Historiker seinen Schritt.
    Fabienne Duquesne hatte das kleine Geplänkel mit sichtlichem Wohlgefallen verfolgt. Sie schien sich ungemein sicher zu fühlen.
    Der Professor griff in die Tasche und holte Nicoles Haarspange hervor.
    »Kennen Sie das?«
    »Eine Haarspange? Nein.«
    »Das habe ich gerade in Ihrem Citroën gefunden. Was haben Sie dazu zu sagen?«
    Eine Sekunde schien die Gouvernante unsicher. Dann hatte sie sich wieder gefangen.
    »Ach ja, doch! Ich erinnere mich. Ich habe sehr leichtes Haar, wissen Sie. Und bei diesem Wind… Ihre Freundin war so liebenswürdig, mir eine ihrer Spangen zur Verfügung zu stellen und …«
    »Schon gut!«, unterbrach Zamorra. Er hatte jetzt ganz klar erkannt, dass sie auf diese Weise niemals weiterkommen würden. Es mussten andere Saiten aufgezogen werden, selbst wenn diese fatale Folgen zeitigen sollten. Sie waren es Nicole schuldig, gewisse Risiken auf sich zu nehmen.
    Ehe Fabienne Duquesne überhaupt begriff, was geschah, stand er mit einem gewaltigen Satz neben ihrem Bett.
    ›Sybaoth!‹ gellte ein lautloser Hilfeschrei in seinem Bewusstsein.
    Aber der Hilferuf kam zu spät. Zamorra hatte bereits ausgeholt und schmetterte der Frau seine geballte Faust gegen die Schläfe.
    Fabienne Duquesne verlor sofort das Bewusstsein und damit momentan auch die Fähigkeit, sich finsterer Machtmittel zu bedienen.
    Manchmal war ein ganz normaler Fausthieb zur rechten Zeit mehr wert als das ganze Arsenal der Hölle.
    »Bill!«
    Der Amerikaner trat an seine Seite und blickte auf die Ohnmächtige hinab. »Alle Achtung«, sagte er. »Das war ein sauberer Schlag für einen älteren Herrn.«
    Zamorra ging auf den Scherz nicht weiter ein.
    »Es widerstrebt mir zwar, Frauen zu schlagen«, meinte er. »Aber in diesem Fall muss man wohl eine andere Elle anlegen. Bill, wenn du den Eindruck hast, dass sie wieder zu sich kommt…«
    »… schlage ich sofort wieder

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