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0061 - Der Hexenberg

0061 - Der Hexenberg

Titel: 0061 - Der Hexenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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zu.«
    Zamorra nickte. »Genau das wollte ich gesagt haben.«
    Dann machte er sich an eine eingehende Untersuchung des Zimmers. Vielleicht fand er irgend etwas, das Hinweise auf den Verbleib Nicoles geben konnte.
    Er fand nichts dergleichen.
    Aber er fand etwas anderes. Einen schwarzen Lederbehälter, der wie ein Tenniskoffer aussah. Das Ding erregte seine besondere Aufmerksamkeit, da das Amulett wie Feuer brannte, als er nichtsahnend seine Hand danach ausstreckte.
    Gespannt öffnete er den Verschluss.
    Zwei nicht alltägliche Gegenstände lagen darin. Das eine war eine Vollmaske, die einen unheimlich wirkenden Stierkopf darstellte.
    Stierkopf!
    Er erinnerte sich deutlich daran, am Nachmittag in den Augen der Gouvernante stecknadelkopfgroß und rotglühend das Zerrbild einer solchen Fratze erkannt zu haben.
    War dies ein Bildnis des Dämonen Sybaoth?
    Gedankenvoll legte er die Maske aus der Hand. Sie schien reinen Symbolwert zu besitzen. Sein Amulett sprach nicht an, und so konnte er davon ausgehen, dass keine höllischen Kräfte in dem Gegenstand schlummerten.
    Ganz anders verhielt es sich jedoch mit dem zweiten Ding, das er in dem Koffer fand.
    Es war ein länglicher, daumendicker Stab aus einer Metall-Legierung, die er auf den ersten Blick nicht identifizieren konnte. Runen und Hieroglyphen waren rundum eingegraben. Einige dieser Zeichen kannte Zamorra. Es handelte sich ausschließlich um Symbole der Finsternis. Er wunderte sich jetzt nicht mehr, dass sein Amulett hochaktiv wurde.
    Leicht zögernd streckte er die Hand nach dem Stab aus.
    Die Berührung war wie ein Schock.
    Feuer fuhr in all seine Glieder. Blitze zuckten durch den Raum.
    Ausgangsquelle des Feuer- und Lichtspektakels war nicht der geheimnisvolle Stab, sondern das Amulett. Die positiven Kräfte, die in ihm ruhten, ergriffen Abwehrmaßnahmen.
    Zamorra ließ den Stab schnell wieder los.
    »Was machst du denn da?«, fragte Bill erstaunt. »Ein kleines Feuerwerk?«
    Zamorra erklärte den Sachverhalt so wie er ihn sah.
    Neugierig geworden verließ der Amerikaner seine Bettkantenposition. Den besorgten Blick Zamorras richtig deutend, sagte er: »Keine Sorge! Die Jungfrau schläft noch tief und fest.«
    Dann betrachtete er abschätzend den Stab.
    »Meinst du, ich könnte es wagen, ihn anzufassen?«
    »Glaube schon«, antwortete der Professor. »Du hast ja kein Amulett.«
    Beherzt griff Bill Fleming in den Koffer und umklammerte den Stab.
    Nichts geschah.
    Bill grinste. Fraglos ein bisschen erleichtert.
    »Harmlos wie eine Wünschelrute«, stellte er fest.
    Seine Augenbrauen fuhren in die Höhe. »Wünschelrute? Wunschrute! Vielleicht ist das ein Zauberstab. Soll ich mir irgendetwas wünschen?«
    »Sei vorsichtig!«, warnte Professor Zamorra. »Mit den Mächten der Finsternis ist nicht zu spaßen.«
    »Du bist ein ewiger Pessimist«, wehrte Bill ab. Grüblerisch blickte er an die Decke. »Was sollen wir uns denn mal wünschen?«, murmelte er vor sich hin. »Ah ja, ich hab’s! Ich wünsche mir das Tagebuch Napoleons.«
    Nichts.
    »Zu kompliziert?«, führte Bill sein Selbstgespräch fort. »Okay, nehmen wir etwas Einfacheres. Ich will, dass Charles Bronson hier im Zimmer erscheint.«
    Wiederum nichts.
    »Immer noch zu kompliziert? Schön! Ich wünsche mir eine Kiste mit Gold!«
    Und immer noch geschah nichts.
    »Blödes Ding!«, schimpfte Bill und machte Anstalten, den Stab in eine Ecke zu werfen. »Ach, fahr doch zur Hölle!«
    ›Plop!‹ machte es.
    Dann war Bill Fleming verschwunden.
    ***
    Der Anblick des Dämons war so entsetzlich, dass Nicole automatisch wieder die Augen schloss. Aber das nutzte ihr wenig. Das Bildnis Astabaals drängte sich auch ohne Reizung der Sehnerven in ihr Wahrnehmungszentrum – erschreckend, mit fotografischer Überdeutlichkeit.
    Worte fanden auf dem gleichen Wege Eingang in ihr Bewusstsein, Worte, die der Dämon ohne zu sprechen an sie richtete.
    »Sei gegrüßt, Braut!«
    Braut!
    Braut dieses Ungeheuers. Der bloße Gedanke ließ den Brechreiz in Nicoles Kehle aufsteigen.
    »Deine Freundinnen haben gut gewählt. Ich bin zufrieden. Mein Hochzeitsgeschenk wird großartig sein. Gewaltige Kräfte werde ich dir verleihen. Immer werde ich an deiner Seite sein. Du sollst die mächtigste Dienerin auf Erden sein.«
    »Nein!«, schrie Nicole.
    »Nein?«
    »Nein! Nein! Nein! Ich will nicht die Mächtigste auf Erden sein. Ich will zurück! Zurück, verstehst du?«
    Verständnislosigkeit schlug Nicole mit der Wucht eines Schmiedehammers

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