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0061 - Der Hexenberg

0061 - Der Hexenberg

Titel: 0061 - Der Hexenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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überlegte fieberhaft. Wie konnte er die Frau zwingen, Informationen herauszurücken?
    Ein Gedanke kam ihm. Wie es schien, war sie nicht in der Lage, ihre höllischen Machtmittel spontan einzusetzen. Sie brauchte eine kurze Anlaufzeit, denn sonst wäre es ihm nie gelungen; sie mittels eines profanen Faustschlags außer Gefecht zu setzen. Und sie war für physische Gewalteinwirkung empfänglich.
    Seine Rechte tastete nach der Achselhöhle, holte den Revolver hervor, den er stets im Schulterhalfter bei sich trug. Er entsicherte die Waffe und hielt sie schussbereit auf Fabienne Duquesne gerichtet.
    Ganz sicher, ob er im Falle eines Falles auch wirklich einen tödlichen Schuss abfeuern würde, war er sich nicht. Er hasste es, Menschen zu töten. Und wenn die Gouvernante auch mit den Dämonen im Bunde war, so war sie zumindest zum Teil doch noch Mensch geblieben.
    Fabienne konnte jedoch von seinen Skrupeln nichts wissen. Vielleicht würde sie sich einschüchtern lassen.
    Um noch sicherer zu gehen, löste er das Amulett vom Hals und drückte es der Frau auf die Stirn. Die Kräfte des Lichts, die in ihm schlummerten, würden auch noch dazu beitragen, ihren unheiligen Machenschaften Einhalt zu gebieten.
    Dann warteten er und Bill darauf, dass die Gouvernante aus ihrer Ohnmacht erwachte.
    Es dauerte nicht mehr lange. Nach ein paar Minuten zeigten ihre Augenlider ein verräterisches Zittern. Gleich würde es so weit sein.
    Zamorra umklammerte den Revolver fester, hielt ihn so, dass Fabiennes Blick sofort auf ihn fallen musste.
    Dann schlug sie die Augen auf.
    Der Professor bohrte ihr die Mündung der Pistole in die Herzgrube.
    »Keine Tricks, sonst…«
    Das schmale Gesicht Fabiennes verzerrte sich. Schier unermesslicher Schmerz spiegelte sich in ihren wasserhellen Augen.
    »Nehmen Sie das Ding weg«, flüsterte sie und bäumte sich auf.
    Zamorra war zu sehr Mensch, um dieser Bitte widerstehen zu können, auch wenn sie aus frevlerischem Mund kam. Er zog den Revolver ein Stück zurück, blieb aber wachsam.
    »Die andere Hand!«, stöhnte Fabienne Duquesne.
    Die andere Hand? Mit der drückte der Professor Fabienne das Amulett auf die Stirn.
    »Das könnte Ihnen so passen, Mademoiselle«, sagte er.
    »Bitte!« Alles Flehen der Welt lag in diesem einen Wort. »Bei Sybaoth! Ich werde nichts gegen Sie unternehmen.«
    Der Professor zögerte. Konnte er der Frau trauen? Nein, das konnte er nicht. Wortbrüche und Verrat gehörten sozusagen zu den Spezialitäten derjenigen, die mit den finsteren Mächten einen Pakt abgeschlossen hatten.
    Die Gouvernante stieß einen gellenden Schrei aus.
    Unwillkürlich lockerte sich Zamorras Hand, die das Amulett hielt, jetzt doch etwas. Ein Mal zeichnete sich auf der Stirn Fabiennes ab.
    Der Drudenfuß hatte sich regelrecht in die Haut eingebrannt.
    Erleichtert atmete die Frau aus.
    »Wenn Sie nicht machen, was ich sage…«, begann Zamorra.
    »Ja, ja!«, antwortete Duquesne hastig. »Ich tue, was Sie wollen, wenn Sie nur dieses Ding…«
    Der Professor nickte. »Ich sehe, wir verstehen uns. Also, Mademoiselle! Ich hätte da ein paar Fragen. Wo ist Nicole Duval?«
    Sie antwortete nicht sofort. Zamorras Hand näherte sich wieder ihrer Stirn.
    »Ihre Freundin ist nicht mehr hier«, sagte Fabienne schnell.
    »Nicht mehr hier? Wie soll ich das verstehen, Mademoiselle?«
    Fabienne Duquesne redete. Die wahnsinnige Furcht vor dem Amulett öffnete ihre verstockten Lippen. Zamorra und Bill bekamen Einblick in die Mördergrube ihres Herzens.
    Mit versteinerten Mienen hörten sie zu. Nicole im Reich der Dämonen – einem schrecklichen Schicksal ausgeliefert, hilflos und verloren!
    Zamorra konnte es nicht glauben, wollte es nicht glauben, aber in seinem tiefsten Innersten wusste er doch, dass das Weib die Wahrheit sagte. Ja, trotz der Angst, die er in ihren Augen lesen konnte, war da auch so etwas wie Triumph und Freude darüber, dass es ihr gelungen war, die böse Tat zu verrichten.
    Zorn und das Gefühl der Ohnmacht tobten in Zamorra. Krampfhaft bemühte er sich, gegen die Resignation anzugehen. Vielleicht war doch noch nicht alles zu spät. Vielleicht konnte er Nicole doch noch helfen. Eine wilde Entschlossenheit ergriff Besitz von ihm. Mit Hilfe des Stabes war es Bill gelungen – wenn auch unbeabsichtigt – in die Welt der Dämonen vorzudringen. Was unfreiwillig gegangen war, musste auch freiwillig gehen. Und vielleicht…
    Sein Körper straffte sich, und seine Augen blitzten.
    »Ich werde ihr folgen«,

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