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0061 - Unser Mann kam aus Neapel

0061 - Unser Mann kam aus Neapel

Titel: 0061 - Unser Mann kam aus Neapel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unser Mann kam aus Neapel
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auch nicht mehr. Es blieb in dieser Entfernung von rund fünfundzwanzig Yards vor dem Ufer liegen.
    Über mir, von der Höhe des Caps herunter, ertönte ein Pfiff. Phils Uhu-Ruf? Nein, ein einfacher, weicher Pfiff.
    Gleich darauf kam vom Meer her die Antwort. Zwei lange, ein kurzer, ein langer Pfiff, und der Mann oben am Cap antwortete mit drei ganz kurzen Tönen.
    Es kam also jemand.
    Ich veränderte rasch meine Stellung, und so ganz zur Vorsicht nahm ich auch die Smith & Wesson in die Hand.
    Von den Klippen erklangen rasche Schritte. Ein Mann kam in weiten Sprüngen herunter.
    Seine Gestalt tauchte nur für einen Augenblick vor meiner Nase auf, verschwand hinter zwei Felsblöcken, und dann sah ich ihn wieder in einer Entfernung von dreißig Yards unmittelbar am Wasser stehen.
    Vom Wasser her wurde auf Italienisch gerufen, und der Mann antwortete leise, aber heftig und ungeduldig. Seine Stimme war nicht zu verkennen. Ganz ohne Zweifel war es Cavari.
    Ich hatte die Stimme nicht allein erkannt. Wieder schoben sich zwei Gestalten in mein Sichtfeld, eine davon im Halbprofil, sodass ich den Umriss der Pistole erkennen konnte, die der Mann in der Faust hielt. Jetzt hob er die Waffe. Es war ganz eindeutig. Er legte auf Cavari an. Sie waren sicher, dass er es war, und jetzt erledigten sie trotz Robstens Worte die Angelegenheit auf die kurze und blutige Weise, die Gregg ihnen beigebracht hatte.
    »In Deckung, Mario!«, brüllte ich. »Runter mit Ihnen!«
    Ich sah, wie die Gestalt am Ufer zusammenzuckte und herumfuhr. Für eine Sekunde glaubte ich, das Weiße seiner erschreckt aufgerissenen Augen zu erkennen, aber das war sicher Einbildung.
    Fast gleichzeitig mit meinem Ruf fiel der Schuss, und doch rettete mein Schrei Cavari das Leben, denn die plötzliche Bewegung bewirkte, dass die Kugel ihn verfehlte.
    Im nächsten Augenblick hatte er begriffen. Im weiten Satz sprang er ins Meer. Ich hörte das Wasser klatschen.
    »Wer war das?«, brüllte Robsten laut. »Wer von euch war das?«
    Sie liefen von allen Seiten zusammen. Cavari konnte ich nicht mehr sehen. Der schwarze Strich des Ruderbootes war wieder in Bewegung geraten und entfernte sich von der Küste. Vielleicht war Cavari schon im Boot.
    »Ich nicht! Ich nicht!«, riefen Greggs Leute wie Schuljungen, die beschuldigt werden, eine Scheibe eingeworfen zu haben.
    ***
    Sehr vorsichtig begann ich einen Rückzug, der lautlos ausfallen sollte, aber leider nicht lautlos blieb. Ich legte beim Vorwärtstasten meine Hand auf ein Mauerstück der Ruine, das fest zu sein schien, aber nicht fest war. Als ich mich abdrücken wollte, fiel das gesamte Mauerstück um. Ich rutschte aus und fiel.
    Greggs Bande hörte das natürlich.
    »Ruhe!«, brüllte Robsten. »Was war das?«
    Ich war so nahe bei ihnen, dass sie mich sehen mussten. Ich ließ es darauf ankommen, sprang auf und türmte.
    Zwei laute Schüsse ballerten durch die stille Mittelmeernacht. Burschen von dieser Sorte reagieren ganz instinktiv auf diese Weise.
    Sie erwischten mich nicht. Es war doch zu dunkel für einen schnellen und trotzdem gut sitzenden Schuss. Ich tauchte hinter einer Klippe unter.
    Robsten hatte sein Gehirn am besten zusammen. »Cannagh! Frellow! Schneidet ihm den Weg ab. Sid! Nach links! Dort hinter dem Block muss er sitzen!«
    Irrtum! Ich saß schon nicht mehr hinter dem Block, sondern war dabei, mich leise aus dem Staub zu machen. Cannagh und Frellow freilich, die das Cap hinauf hetzten, musste ich auf irgendeine Weise noch umgehen.
    Ich kam ganz gut vorwärts. Während Robsten und die anderen noch im unteren Drittel herumsuchten, befand ich mich schon am oberen Ende.
    Ich lag flach auf dem Bauch. Hier oben gab es keine Blöcke mehr, hinter denen man sich verstecken konnte, und zwanzig Schritte vor mir standen Cannagh und Frellow. Sie drehten die Köpfe und hielten nach mir Ausschau. Ich konnte es von unten gut gegen den helleren Himmel sehen.
    Jetzt tat einer von ihnen einige Schritte abwärts. Er kam ganz nahe an mir vorbei, ging noch etwas mehr nach unten, und jetzt riskierte ich es.
    Ich schoss hoch, schlug ihm blitzschnell den Lauf der Smith & Wesson auf den Schädel und war wieder unten, bevor er selbst fiel. Er brach zusammen, kollerte ein Stück das abschüssige Gelände hinunter, und das machte natürlich Lärm.
    Ich rechnete damit, dass der andere ein Feuerwerk veranstalten würde, aber das geschah nicht, sondern er rief: »Cannagh! Hallo, was gibt’s, Cannagh!«
    Frellow schien also gar nicht

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