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0061 - Unser Mann kam aus Neapel

0061 - Unser Mann kam aus Neapel

Titel: 0061 - Unser Mann kam aus Neapel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unser Mann kam aus Neapel
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liebsten getan hätten.
    »Was wollen Sie?«, fragte der Blaue.
    Mir fiel sein Name wieder ein.
    »Robsten, nicht wahr? Gregg möchte ich sprechen, hast du nicht gehört? Oder willst du mir erzählen, du wärest auf eigene Rechnung hier?«
    In diesem Augenblick kam Alec Gregg aus dem Kajütenniedergang. Gregg hatte nicht den Fehler gemacht, in New Yorker Kluft hier herumzulaufen. Er trug weiße Hosen und eine blaue Jachtjacke.
    Alec Gregg war rund vierzig Jahre alt. Sein Gesicht war hager, aber nicht hässlich. Sein blondes Haar zeigte kaum graue Fäden, und wir wussten, dass er darauf hielt, selbst in Form zu bleiben. Er verdiente sein Geld mit einer Menge lasterhafter Sachen, aber er selbst hatte keine Laster. Als er ein Anfänger war, nannten ihn seine Kumpane Orangen-Alec, weil Gregg Apfelsinensaft trank, wo andere die Whiskyflaschen batterieweise leerten, aber der Orangen-Alec hatte sie alle überflügelt.
    »Hallo, Cotton«, grüßte er mit seiner farblosen, leisen Stimme. »Ihr müsst beim FBI ja eine Menge Geld verdienen, wenn ihr euch solche Reisen erlauben könnt. Und alles von unseren Steuern.«
    »Bei uns handelt es sich um eine Dienstreise, Gregg«, antwortete ich. »Und bei Ihnen?«
    »Erholung, Cotton. Reine Erholung.«
    »Nett von Ihnen, dass Sie Ihrem gesamten Verein die gleiche Erholung zukommen lassen.« Ich zeigte auf die New York-Männer.
    Gregg zuckte die Achseln. »Die Jungs haben es nötig.«
    Ich sah ihm scharf in die farblosen Augen.
    »Und wen haben Sie nötig, Alec?«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Haben Sie nicht einen bestimmten Mann nötig, oder richtiger gesagt: nicht den Mann, sondern seinen Tod?«
    Er lächelte dünn.
    »Ich verstehe immer noch nicht.«
    »Sie sind gekommen, um Cavari zu fangen.«
    Jetzt lachte er.
    »Spukt Ihnen immer noch die Hoffnung im Kopf herum, Sie könnten mich durch den guten Mario fassen, Cotton? Schön, warum präsentieren Sie ihn mir nicht samt seiner Zeugenaussage?«
    »Weil wir ihn nicht haben. Das wissen Sie so gut wie ich, und nur darum sind Sie mit Ihrer ganzen Totschlägergarde hier aufgekreuzt. Sie wollen Cavari fassen, bevor wir ihn bekommen.«
    »Ist er denn hier?«, fragte er uninteressiert und betrachtete seine Fingernägel. »Ich sagte Ihnen doch, ich will mich erholeil. Wenn Sie wollen, können Sie mich morgen beim Wasserski bewundern.«
    »Gregg, ich warne Sie…«, setzte ich an, aber er unterbrach mich brutal.
    »Hören Sie, G-man, Sie haben mich in den Staaten verdammt oft genug belästigt, ohne dass ich mich dagegen wehren konnte. Aber hier sind wir in einem Land, in dem das FBI nichts zu sagen hat, und ich glaube nicht, dass mich irgendwer daran hindern wird, Sie über Bord zu werfen, wenn Sie nicht augenblicklich verschwinden. Ich sagte Ihnen schon, ich befinde mich hier zur Erholung, und Ihr dummes Geschwätz geht mir auf die Nerven.«
    Er drehte sich auf dem Absatz um und steuerte seine Kabine an. Phil und mir blieb nichts anderes über, als uns von Bord zu trollen.
    Natürlich waren wir uns darüber klar, dass Gregg nur hinter Cavari herjagte, und das bewies am besten, wie viel Angst er vor der Zeugenaussage des Mannes hatte.
    Tonio hatte, während wir an Bord der Jeanne weilten, ein Motorboot gechartert. Er zeigte es uns. Es war eine schnittige, kajütenlose, aber schnelle Sache. Wir bezahlten den vereinbarten Mietpreis zunächst für vierzehn Tage.
    »So, und jetzt ein Hotel, Tonio. Nicht eines von den Großen, aber eines, aus dem man sich auch einmal unauffällig verdrücken kann.«
    Er zeigte seine weißen Zähne.
    »Hier wundert sich niemand, wenn Amerikaner eine ganze Nacht lang ausbleiben.«
    ***
    Ich saß in dem Bogen des zerfallenen Gemäuers der Seeräuberburg. Es war jetzt kurz vor Mitternacht. Phil würde mich erst in einer Stunde ablösen.
    Am Abend dieses Tages hatten wir uns mithilfe des Motorbootes vergewissert, dass Cavaris Schiff noch an der gleichen Stelle lag. Wir hatten geschwankt, ob wir an Bord gehen sollten, um nachzusehen, ob er sich dort befand, aber wir hatten diesen Gedanken wieder aufgesteckt, denn wenn er sich nicht an Bord befand, dann hätte er von unserer Anwesenheit erfahren und wäre wahrscheinlich endgültig aus dieser Gegend verschwunden.
    So nahmen wir uns vor, das Schiff und das Cap ununterbrochen zu beobachten. Irgendwann einmal würde Mario Cavari sein Schiff verlassen oder an Bord gehen, wenn er sich an Land versteckt hielt, und wir waren ganz sicher, dass er dabei immer den Weg über das Cap

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