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0061 - Unser Mann kam aus Neapel

0061 - Unser Mann kam aus Neapel

Titel: 0061 - Unser Mann kam aus Neapel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unser Mann kam aus Neapel
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nichts Besonderes. Die Jeanne lag auf ihrem alten Platz. Der Dampfer nach Neapel hatte vor ein paar Minuten abgelegt und schwamm schon in der Fahrtrinne. Einige alte Engländerinnen handelten durch Gesten mit einem Verkäufer, der irgendwelchen Muschelkram als Andenken feilbot, und die übliche Anzahl von Nichtstuern stand herum.
    Langsam gingen wir über den Kai, vorbei an der Jeanne. Zwei von Greggs Leuten lehnten an der Reling, in Hemdsärmeln, aber mit den Hüten auf den Kopf. Drei andere saßen auf der Back und waren in eine Pokerpartie vertieft.
    »Cavari hat uns auf den Arm genommen«, meinte Phil.
    Im Vorübergehen sah ich einem der Einheimischen ins Gesicht. Er lehnte lässig an der Kaimauer, aber als ich ihn ansah, senkte er die Augen.
    »Ich bin dessen nicht sicher«, antwortete ich. »Das Gesicht des Mannes, an dem wir gerade vorbeigingen, kenne ich.«
    »Woher?«
    »Vom Hafen von Neapel. Ich vergesse keine Gesichter, in die ich einmal reingelangt habe.«
    »Schön«, sagte Phil. »Warten wir ab, was kommen wird.« Er blickte auf die Armbanduhr. »Es ist jetzt Punkt neun Uhr!«
    Unmittelbar nach seinem letzten Wort krachte ein gewaltiger Donnerschlag, eine ohrenbetäubende Explosion.
    Instinktiv zog ich den Kopf ein.
    Ich sah, dass die Jeanne ihre Backbordseite aus dem Wasser hob. Für zwei oder drei Sekunden stand sie schräg, während an der wasserfreien Seite eine Fontäne hochstieg und ein paar Klamotten durch die Luft wirbelten. Dann platschte das Schiff zurück, und damit war eigentlich alles vorbei.
    Natürlich schrien die Leute wie am Spieß. Sie flitzten wie die Hühner auseinander. Eine der Verankerungsleinen hielt nicht, als die Jeanne zurückfiel. Sie straffte sich, riss und schlug zischend durch die Luft.
    Greggs Leute auf dem Deck waren ein wenig durcheinandergefallen. Jetzt rafften sie sich auf, stürzten zur Gangway, drängten, schrien, stießen sich gegenseitig. Einer verlor den Halt, als alle gleichzeitig vom Schiff wollten. Kopfüber stürzte er über Bord zwischen Schiffswand und Kai.
    Phil und ich liefen nach der ersten Überraschung auf die Jeanne zu. Ich sah rasch nach, was aus dem Mann geworden war. Er paddelte dort unten herum und schrie aus Leibeskräften, aber schwimmen konnte er offensichtlich, und so mochte ihm das Bad nichts schaden.
    Alles, was von Greggs Bande an Bord war, drängte ans Ufer. Die Panik saß ihnen im Genick, und mit ihnen rannten alle Leute, die sich auf dem Kai befanden.
    Nein, nicht alle. Der Bursche, dessen Gesicht ich wiedererkannt hatte, rannte nicht, und noch ein paar von seiner Sorte blieben ebenfalls stehen. Sie schienen genau zu wissen, was sie zu tun hatten.
    Drei schnappten den ersten Gregg-Mann, der an ihnen vorbeikam. Die Fäuste flogen hoch. Im Handumdrehen war Greggs Handlanger zusammengeschlagen. Fast gleichzeitig wurden zwei seiner Kumpane ins Wasser geworfen. Auch die anderen bekamen auf irgendeine Weise den ihnen zugedachten Teil.
    Das ging so schnell und war so gut organisiert, dass in der Panik niemand von den Leuten auf dem Kai etwas davon merkte, oder wenn es jemand sah, so war er so damit beschäftigt, sich vor der vermeintlichen Katastrophe in Sicherheit zu bringen, dass es ihm vermutlich gar nicht ins Bewusstsein drang, dass bei dieser Gelegenheit einige Leute ins Handgemenge gerieten.
    Ich stieß Phil in die Seite.
    »Wir kaufen uns den Schwarzlockigen mit dem blauen Hemd«, sagte ich.
    Cavaris Freunde hatten ihre Aufgabe bereits erledigt. Rasch, aber nicht sonderlich eilig, verdrückten sie sich. Offenbar hatten sie Anweisung, sich nach Erledigung ihrer Aufgabe zu trennen, jedenfalls strebte unser schwarzlockiger Freund allein nach rechts, wo ein Dutzend Fischerhäuser auf dem schmalen Streifen zwischen Meer und Steilküste standen.
    Wir holten ihn ein. Er wurde blass um den Mund, als Phil und ich plötzlich, rechts und links von ihm auftauchten. Ich knöpfte die Jacke auf und zeigte auf die Smith & Wesson im Halfter unter meiner Achsel. Phil packte seinen Arm, drehte ihn einfach in die gewünschte Richtung. Wir führten ihn zu unserem Auto.
    »Bring ihn ins Hotel! Verfrachte ihn auf irgendeine Weise, damit wir ihn sicher haben, und komme dann zurück! Ich bleibe hier. Ich muss wissen, was aus Gregg geworden ist.«
    Phil nickte. Er schob den Burschen in den Wagen. Ich sah, dass sein Arm ausholte. Er sorgte für eine ruhige Fahrt.
    Ich lief zum Kai zurück. Inzwischen hatten die Leute gemerkt, dass die Welt noch nicht unterging. Die

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