Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0061 - Unser Mann kam aus Neapel

0061 - Unser Mann kam aus Neapel

Titel: 0061 - Unser Mann kam aus Neapel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unser Mann kam aus Neapel
Vom Netzwerk:
wählen würde.
    Die Nacht war vollkommen sternenklar, aber mondlos. Trotzdem schimmerten das Wasser, der Himmel und die Felsen in einem geisterhaften bleichen Licht. Cavaris Schiff konnte ich wie einen schwarzen Schatten sehen. Zu meinen Füßen schlugen die Wellen leise klatschend an die Klippen.
    Ich überlegte gerade, ob ich es riskieren konnte, eine Zigarette anzuzünden, als ich scharrende Schritte auf dem Felsen hörte.
    Ich glitt lautlos hinter das Mauerstück, auf dem ich gesessen hatte, duckte mich und hielt den Atem an.
    Schwarze Schattengestalten tauchten in meinem Blickfeld auf, drei, vier, fünf Männer, nein, sieben. Sie blieben genau vor meiner Nase stehen. Einer von ihnen sprach Englisch, genauer gesagt, breiten New Yorker Bronxslang.
    »Sid, du suchst dir rechts einen Platz, Cannagh, du gehst mit Sid. Frellow und Beyly gehen nach links. Terrence bleibt mit Souf in der Mitte, ungefähr dort hinter der Klippe. Ich suche mir meinen Platz dort oben. Und noch einmal, der Chef wünscht, dass ihr lautlose Arbeit leistet. Nur, wenn es gar nicht anders geht, kann es auch eine Kugel kosten, aber dann müsst ihr sicher sein, dass ihr den richtigen Mann vor dem Rohr habt. Legt hier bloß nicht einen Eingeborenen um. Der Chef will keinen Ärger mit der hiesigen Polizei, er hat genug Ärger mit dem FBI zu Hause.« Der Sprecher lachte leise über seinen vermeintlichen Witz.
    »Gibt’s hier Giftschlangen, Robsten?«, fragte eine andere Stimme, und damit wusste ich auch, wer der Sprecher war. Greggs Garde schien vollzählig versammelt zu sein.
    »Weiß ich nicht«, antwortete Robsten, »aber wenn dich eine beißen sollte, Frellow, so stirbt die Schlange eher daran als du. Los, geht jetzt auf eure Plätze!«
    Die Schatten gingen auseinander.
    Einige Male hörte ich noch Schritte, dann war es still.
    Alec Gregg kannte also die Bedeutung des Schiffes. Er wusste, dass Cavari sich hier aufhielt. Eigentlich war das schon vorher klar gewesen, als wir hörten, dass die Jeanne schon seit einer Woche im Hafen von Sorrent lag. Woher er es wusste? Nun, ein Unterweltler hat immer bessere Beziehungen zur Unterwelt als ein Polizist. Vielleicht hatte Cavari irgendeinem alten Freund in den Staaten einen leichtsinnigen Brief geschrieben, der genügt haben mochte, um Gregg auf die richtige Fährte zu setzen.
    Jetzt also waren Alec Greggs Boys versammelt, um Cavari zu fassen. Ob sie sicher waren, dass er kam? Wahrscheinlich waren sie es. Die Anordnungen, die Robsten getroffen hatte, hatten sich nicht so angehört, als lägen er und seine Leute schon mehrere Nächte auf den Felsen des Caps.
    Für mich brachte ihr Auftauchen einige Schwierigkeiten mit sich. Zunächst einmal konnte es unangenehm werden, wenn Phil kam, um mich abzulösen. Zum Glück hatten wir ein Signal vereinbart. Phil verstand es, den Ruf des Uhus nachzuahmen, und ich wollte ihm schlecht und recht antworten, wenn alles zur Ablösung klar war. Wenn ich nicht antwortete, würde er hoffentlich oben bleiben. Es konnte allerdings auch sein, dass er im Sturm und mit der Smith & Wesson in der Hand heruntergebraust kam, um meine Leiche zu bergen. Es kam darauf an, wie viel Angst er gerade um mich empfinden würde.
    Weiter blieb die Frage offen, wie ich mich verhalten sollte, wenn Mario Cavari tatsächlich kam. Ihn Greggs Leuten zu überlassen, kam natürlich überhaupt nicht infrage. Ihn einfach zu warnen, war auch nicht das Richtige, denn ich wollte ihn schließlich selbst greifen. Andererseits, ihn fassen und sich dann mit ihm durch Greggs Bande zu schlagen, das schien mir nun wieder reichlich schwierig.
    In solchen Fällen verlässt man sich am Besten auf die Eingebung des Augenblicks.
    Ich konnte über mein Mauerstück hinweg auf das Meer sehen. Cavaris Schiff lag unverändert am gleichen Fleck. Man konnte den schmalen schwarzen Strich nur erkennen, wenn man genau wusste, wo er zu suchen war.
    Aber jetzt schien mir, dass sich zwischen dem Meer und der Küste ein zweiter schwarzer Strich bewegte. Ich strengte die Augen an, bis mir die Funken davor tanzten und ich gar nichts mehr sah. Da schloss ich sie, hielt sie ein wenig geschlossen und öffnete sie erneut.
    Ja, kein Zweifel. Ein Boot strebte vom Schiff zur Küste. Es war vielleicht noch fünfundzwanzig Yards vom Ufer entfernt; ich hörte jetzt auch das leise Klatschen, wenn die Ruder einmal ungeschickt eingetaucht wurden.
    Kam Cavari mit diesem Boot? Eine Gestalt war nicht auszumachen, und jetzt bewegte sich das Boot

Weitere Kostenlose Bücher