0061 - Unser Mann kam aus Neapel
Sicherungsflügel um und rief: »Hände hoch.«
Die zwei schattenhaften Herren, Phils Gesprächspartner und derjenige, der nach mir geschlagen hatte, nahmen brav die Arme hoch. Das verstanden sie also.
Ich pfiff ein Signal für Phil. Innerhalb einer Minute hatte er das Boot längsseits und kam an Bord.
Phil brachte eine Taschenlampe mit.
Wir leuchteten den Kerlen die Gesichter aus. Natürlich kannten wir sie von unserer letzten Begegnung.
»Cavari?«, fragte Phil die beiden Burschen, die eine Menge Angst zu haben schienen. »Wo ist Cavari?«
Sie schüttelten die Köpfe. »Nix hier!«
Kurzerhand untersuchten wir den Kahn, aber es befand sich außer den Boys niemand an Bord.
»Es ist fast unmöglich, dass er schon wieder an Land zurückgekehrt sein soll«, sagte ich.
Phil zuckte die Achseln. »Vielleicht ist er überhaupt nicht bis zum Schiff geschwommen. Mario ist ein heller Kopf. Er hat schnell geschaltet und sich gesagt, wenn er auf sein Schiff geht, dann heben wir oder die anderen ihn aus. Er hat sich nur durch den Sprung ins Wasser gerettet, hat gewartet, bis die Luft rein war, und ist an Land zurückgegangen.«
Wir nahmen die zwei Besatzungsmitglieder noch einmal ins Kreuzverhör. Durch viel Palavern und eifriges Benutzen der Händesprache bekamen wir heraus, dass es sich tatsächlich so verhielt. Cavari wollte heute Nacht zwar auf das Schiff kommen, und einer seiner Männer war auch zum Cap gerudert, um ihn abzuholen. Er hatte gesehen, wie Cavari ins Wasser sprang, als der Schuss fiel, und selbstverständlich war er schnellstens getürmt. Seinen Chef hatte er danach nicht mehr gesehen, und wenn wir die Gesten richtig verstanden, so meinte er sogar, dass Cavari getroffen worden sei.
Unsere Fragen, wo Cavari sich an Land aufzuhalten pflegte, konnten sie entweder nicht beantworten, oder sie verstanden sie einfach nicht.
»Wir müssen einsehen, dass diese Expedition gescheitert ist«, stellte Phil mit einem Seufzer fest. »Und ich habe das unangenehme Gefühl, dass unser lieber Mario jetzt schleunigst seinen Standort wechselt.«
»Come on«, sagte ich. »Alles, was wir heute noch tun können, ist, uns ins Bett zu legen.«
***
Ich stand vor dem Spiegel und rasierte mich, als das Zimmertelefon schrillte.
»Ein Gespräch für Sie, Signor Cotton«, meldete unser Hotelportier in seinem komischen Englisch. »Ich schalte durch.«
»Hallo!«, rief ich. »Hier spricht Cotton!«
»Morning, Mr. Cotton«, meldete sich eine Männerstimme. »Hier ist Mario Cavari. Ich will mich bedanken, dass Sie mir gestern die Haut gerettet haben.«
»Keine Ursache, Mario. Ich tat’s nicht wegen Ihrer schönen Augen. Sie sind für mich nur lebendig etwas wert.«
»Für mich bleibt das gleich. Herzlichen Dank also!«
»Hören Sie, Mario. Wissen Sie, dass es Greggs Leute waren, die es auf Ihr Fell abgesehen hatten?«
»Inzwischen weiß ich es.«
»Und warum nehmen Sie nicht das nächste Taxi, kommen zu mir und mit uns in die Staaten? Sie müssen einsehen, dass das für Sie der einzige Weg ist, Gregg vom Hals zu bekommen. Sie werden nicht eher Ruhe haben, bis wir ihn mit Ihrer Hilfe unschädlich gemacht haben.«
»Mag sein, Cotton, aber im Gefängnis ist mir das Leben zu ruhig, und ohne Kittchen für mich können Sie mich von Gregg nicht befreien. Oder?«
»Gregg wird Ihnen einen ruhigeren Platz besorgen, als ein Gefängnis es ist. Er wird dafür Sorge tragen, dass sie einen so ruhigen Aufenthaltsort bekommen, wie es Gräber nun einmal sind.«
Cavari lachte. »Abwarten! Zunächst einmal bin ich wieder am Zug. Können Sie um neun Uhr zum Hafen kommen?«
»Was soll ich dort? Wollen Sie mich sprechen?«
»O nein, Cotton. Ich lege keinen Wert darauf, Ihnen zu begegnen, aber Sie können Zusehen, wie Mr. Gregg klargemacht wird, dass er hier nicht so ohne Weiteres den großen Boss spielen kann, wie in den Vereinigten Staaten,«
»Cavari, wollen Sie…«
Es knackte. Er hatte eingehängt.
Ich preschte in Phils Zimmer. Er lag noch im Bett. Ich riss ihm die Decke weg.
»Auf! Cavari hat mich angerufen und hat eine Schweinerei angekündigt, die mit Gregg passieren soll. Um neun Uhr! Los, beeil dich. Es ist zwanzig Minuten vor neun!«
Als wir unseren Wagen, ohne Tonio, den wir nicht gerne mitnahmen, wenn harte Sachen zu erwarten waren, auf dem Hafenparkplatz bremsten, war es fünf Minuten vor neun Uhr!
Wir spurteten zum Kai, stoppten, als wir ihn erreichten, und sahen uns erstaunt an.
Es war einfach nichts los, wenigstens
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