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0061 - Unser Mann kam aus Neapel

0061 - Unser Mann kam aus Neapel

Titel: 0061 - Unser Mann kam aus Neapel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unser Mann kam aus Neapel
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verdecken das meiste vom Gesicht, und wir brauchen ihnen unsere Nasen nicht genau zu zeigen.«
    Tonio hatte unsere Vorbereitungen interessiert verfolgt.
    »Gibt’s hier eigentlich Haifische, Tonio?«, fragte ich.
    »Selten, Mr. Cotton«, grinste er. »Soviel ich weiß, ist hier schon lange niemand mehr gefressen worden.«
    »Hoffentlich sind sie aus diesem Grunde nicht gerade besonders hungrig«, antwortete ich und ließ mich ins Wasser fallen. Am Klatschen hörte ich, dass Phil sofort folgte.
    Das Wasser war geradezu unheimlich klar. Trotz der Tiefe von mindestens sechzig oder siebzig Yards konnte man jeden Stein auf dem Grund erkennen. Mächtige Felsblöcke lagen dort. Manche ragten bis nahe an die Oberfläche hoch, und in ihrem Schatten bewegten sich dunkle oder auch aufblitzende Fische.
    Sehr gemächlich, in weiten Kreisen hin- und herschwimmend, pirschten Phil und ich uns an das Motorboot heran. Wir ließen uns Zeit, um auf jeden Fall den Eindruck einer echten Unterwasserjägerei zu erwecken, verschwanden auch von Zeit zu Zeit von der Oberfläche in die Tiefe und begnügten uns im Übrigen mit kurzen Orientierungsblicken, um die Richtung nicht zu verlieren.
    Als wir auf zwanzig oder dreißig Yards heran waren, sahen wir, dass jemand an der Reling lehnte und uns aufmerksam beobachtete. Phil schwamm zu mir hinüber.
    »Ich glaube, es ist der Bursche, den ich niederschlug«, sagte er. »Jedenfalls ist es bestimmt das Schiff. Ich erinnere mich genau an den Rostfleck am Bug. Was jetzt?«
    »Zurück! Wir werden an Land beratschlagen, was wir tun wollen.«
    Auf die gleiche Weise arbeiteten wir uns wieder ans Ufer heran.
    ***
    Wieder am Strand angekommen und in trockener Kleidung besprachen wir unser weiteres Vorgehen.
    »Dort unten liegt das Schiff von Cavari. Eigentlich ist es logisch anzunehmen, dass er selbst auch nicht weit ist.«
    Ich nickte. »Jedenfalls verlegen wir unser Quartier von Neapel nach Sorrent. Tonio, wir brauchen ein Hotel und ein schnelles, kleines Motorboot, aber ein Boot, das wir selbst bedienen dürfen. Auf einen Mann wie Heyse lege ich nicht noch einmal Wert.«
    »Ein Hotel zu finden ist kein Problem«, antwortete er. »Nach dem Boot sehen wir uns am besten im Hafen von Sorrent um.«
    Nach Sorrent, einer kleinen Stadt voller Hotels und Apfelsinenbäume, waren es nur knappe zehn Meilen. Von der eigentlichen Stadt, die fünfzig Yards über dem Meere lag, führte eine Straße hinunter zum Hafen. Da uns das Motorboot wichtiger war als das Hotel, fuhren wir zuerst zum Hafen hinunter.
    Hier unten herrschte der übliche Touristenbetrieb der kleinen Mittelmeerhäfen. Es wimmelte von Droschkenkutschen, Taxis, Ausflugsbooten, Andenkenverkäufern. An der Mole lagen Dutzende von Schiffen aller Art, jedoch stach eines davon heraus. Es war eine Motorjacht, schneeweiß und mit blitzender Reling. Ihr Name, der in Messingbuchstaben am Bug stand, lautete Jeanne, am Heck war als Heimathafen Marseille angegeben, aber als Stander hatte sie die amerikanische Flagge gehisst.
    »Irgendein Landsmann, der einige Millionen zu viel hat«, bemerkte Phil.
    Wir gingen an dem Schiff entlang. Ein paar Leute lümmelten sich an Deck. Sie sahen nicht wie Seeleute aus, nicht einmal wie Seeleute aus Spaß. Sie trugen wattierte Anzüge mit Streifen oder Karos, dunkle Hemden und grelle Krawatten. Sie wirkten als wären sie aus einer bestimmten Gegend New Yorks durch Zauberei in diesen Hafen und auf dieses Schiff versetzt worden.
    Ich packte Phils Arm.
    »Ich verwette ein Monatsgehalt, dass ich das Gesicht des Burschen dort in dem blauen Anzug schon in der Umgebung von Alec Gregg gesehen habe«, murmelte ich.
    »Bist du sicher?«, fragte Phil.
    In diesem Augenblick hob der Mann den Kopf, erblickte uns, richtete sich auf und starrte uns an. Es war ganz klar, dass er uns erkannte.
    »Wenn du recht hast, ist es besser, wir verduften«, sagte Phil.
    »Zu spät. Der Mann hat uns schon erkannt. Komm, wir gehen an Bord, packen den Stier bei den Hörnern und sagen Alec Gregg Guten Tag.«
    Wir stiegen, ohne Tonio, über die Gangway auf das Deck der Jeanne. Der Blaue hatte unterdessen seine Kumpane informiert. Sie erwarteten uns und sahen uns finster entgegen.
    »Hallo, Jungs«, grüßte ich freundlich. »Freuen uns, mal wieder einige Bekannte zu sehen und guten Bronxslang zu hören. Alec an Bord?«
    Sie wussten nicht, was sie antworten sollten, und sie waren auch nicht sicher, ob sie uns einfach über Bord werfen durften, was sie sicherlich am

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