Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0063 - Der Hüter des Bösen

0063 - Der Hüter des Bösen

Titel: 0063 - Der Hüter des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
Vom Netzwerk:
die Stirn. Er konnte sich nicht im mindesten erinnern, das Ding umgelegt zu haben.
    Und noch eine Überraschung wartete auf ihn.
    Er hörte hinter sich das typische Geräusch eines Autoanlassers.
    Als er sich umdrehte, sah er in der Parkplatzausfahrt eine dunkle Limousine auftauchen, die ihm bisher überhaupt nicht aufgefallen war. Der Wagen bog jetzt auf die Autobahn ein, beschleunigte schnell und fuhr an ihm vorüber.
    Das Fahrzeug war unbeleuchtet. Erst mehrere hundert Meter weiter sah er wie die Rücklichter angingen.
    Gedankenvoll schritt er weiter den Randstreifen zu seinem Auto entlang.
    ***
    Der Professor hatte einige Mühe, den Nachtdienst tuenden Beamten im Marseiller Polizeipräsidium die Herkunft der beiden Leichen glaubhaft zu machen. Anfänglich hielt man ihn sogar für den Mörder und wollte ihn gleich dabehalten. Erst ein Telefonanruf in der Privatwohnung des Präfekten, der bereits seit Stunden den Schlaf der Gerechten schlief, bereinigte die Situation. Er verblieb mit Lepine bis zum nächsten Morgen und verbrachte den Rest der Nacht in einem Hotel.
    Nach dem Frühstück fuhr er dann wieder ins Präsidium und erstattete Lepine und dem gleichfalls anwesenden Laroche Bericht.
    »Wie ich die Sache sehe«, kam er zum Abschluss, »sind diese Talismane irgendwie dafür verantwortlich, dass Martin und Montpellier ihre menschliche Gestalt verändern konnten und zu blutgierigen Bestien wurden. Wenn es Ihnen recht ist, würde ich die Amulette gerne mit nach Hause nehmen. Vielleicht finde ich in meiner reichhaltigen Bibliothek irgendwelche Hinweise.«
    Der Präfekt stimmte zu. »Ich wäre Ihnen wirklich dankbar, wenn Sie noch weiter in dieser Angelegenheit tätig würden, Professor«, sagte er. »Man sagt ja wohl nicht umsonst, dass Sie auf Ihrem Gebiet der größte Könner der Erde sind.«
    Zamorra wehrte diese Lobeshymnen energisch ab und wurde sofort wieder sachlich.
    »Sagen Sie, Monsieur Laroche, eigentlich müsste Ihnen doch der Talisman bei Henry Montpellier aufgefallen sein.«
    Der Kommissar nickte.
    »Und?«, setzte Zamorra nach. »Haben Sie eine Untersuchung des Amuletts vorgenommen?«
    »Nein«, sagte Laroche. »Erstens habe ich dem Ding keine Bedeutung beigemessen. Und zum zweiten müssen Sie bedenken, dass der Industrielle nur ein Untersuchungsgefangener war, kein verurteilter Mörder. Wir hatten nicht das Recht, ihm seinen Glücksbringer abzunehmen.«
    »Glücksbringer?«, hakte Zamorra ein. »Hat er das Ding als Glücksbringer bezeichnet?«
    »Nein, das hat er nicht. Das Amulett ist überhaupt nicht zur Sprache gekommen. Aber normalerweise trägt man so einen Talisman doch als Glücksbringer.«
    »Mag schon sein«, stimmte der Professor zu. Und in Gedanken fügte er hinzu: Manchmal auch nicht!
    Der Kommissar sprach weiter: »Und außerdem… Warten Sie mal! Da Sie gerade davon sprechen, fällt mir etwas ein.«
    Er blätterte in der mitgebrachten Akte herum und schlug eine bestimmte Seite auf.
    »Ja, hier ist es. Im Bericht des Gefängniskrankenhauses wird das Amulett kurz erwähnt. Als man seine Wunden behandelte, waren Kette und Anhänger im Wege. Aber sie ließen sich nicht entfernen.«
    »Ließen sich nicht entfernen – was heißt das?«, fragte Zamorra.
    »Hier heißt es wörtlich: ›… schien der Gegenstand mit der Haut verwachsen zu sein, so dass er sich nicht entfernen ließ.‹ Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen. Ich könnte natürlich noch einmal im Krankenhaus nachfragen. Legen Sie Wert darauf, Monsieur Zamorra?«
    »Nein, lassen Sie mal. Die Diagnose ist ja eigentlich ziemlich klar.«
    Trotzdem verblüffte ihn die Notiz aus dem Krankenhaus nicht wenig. Er selbst hatte nicht die geringsten Schwierigkeiten gehabt, den Toten die Kettchen nebst Anhänger abzustreifen. Und das Amulett Henry Montpelliers, das an seinem Hals baumelte, hinterließ ganz bestimmt nicht den Eindruck, als sei es mit der Haut fest verwachsen.
    »Und wie ist es mit Pierre Martin?«, fragte er. »Nach Adam Riese hätte der eigentlich auch so ein Amulett haben müssen.«
    »Martin senior? Nein!«
    »Sind Sie ganz sicher?«
    »Vollkommen«, antwortete der Kommissar. »Martins Leiche ist peinlich genau untersucht worden. Schon wegen der mörderischen Entstellungen. Ein Amulett wäre ganz bestimmt aufgefallen.«
    »Hm«, machte Zamorra. Nach seinen bisherigen Kenntnissen der Dinge hätte er schwören mögen, dass der Vater von Jean ebenfalls so eine Teufelsfratze mit sich herumgeschleppt hatte. Auch er hatte, den

Weitere Kostenlose Bücher