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0063 - Der Hüter des Bösen

0063 - Der Hüter des Bösen

Titel: 0063 - Der Hüter des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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ganz offensichtlich von Ihrem Hier sein wusste?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht…«
    »Vielleicht?«
    »Vielleicht hatte er es auch im Gefühl. Genauso wie ich.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte der Professor. »Sind Sie und Montpellier etwa Gedankenleser?« Und als Martin nicht in der Lage war, diese Frage zu beantworten, fuhr er fort: »Gehen wir weiter im Text. Es ist also unbestreitbar, dass Sie Montpellier hier aufgelauert haben. Sie hatten von vornherein vor, ihn zu töten.«
    Martin fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht und wischte Blut weg, das aus einer tiefen Stirnwunde auf sein Gesicht tropfte. »Ich weiß nicht«, sagte er zum wiederholten Mal. »Sicherlich, er hat meinen Vater umgebracht…«
    »Blutrache?«, warf Zamorra ein.
    »Blutrache? Aber nein, ich würde doch nicht… Ich habe Montpellier gehasst, abgrundtief gehasst. Nicht weil er meinen Vater umgebracht hat, sondern … Tut mir leid, Monsieur Zamorra. Ich kann es mir selbst nicht erklären. Ich habe ihn so sehr gehasst! Ja, wahrscheinlich habe ich ihn deswegen getötet.«
    Eine unbefriedigende Erklärung. Zamorra fragte sich, warum man jemanden hasste, den man seit drei Jahren nicht gesehen hatte.
    Wenn nicht Rache sein Motiv war… Des Rätsels Lösung musste in der Tatsache zu suchen sein, dass sich Martin und Montpellier vor seinen Augen in Ungeheuer verwandelt hatten. Die Parallelen zum Mordfall Pierre Martin lagen klar auf der Hand. Die Aussagen Jean Martins unterschieden sich kaum von denen Henry Montpelliers.
    Zwei Morde unter dämonischen Umständen.
    Dämonische Umstände!
    Als Zamorra dann entsprechende Fragen an den jungen Mann richtete, zog er – ganz wie erwartet – eine Niete. Martin konnte sich an Einzelheiten des Kampfes mit Montpellier nicht im mindesten erinnern. Und als der Professor ihm erzählte, dass er Bäume ausgerissen und wie eine Horrorgestalt ausgesehen habe, blickte er höchst verblüfft und ungläubig drein.
    »Sie scherzen, Monsieur Zamorra«, sagte er nur. Die entwurzelten Bäume gaben ihm aber doch schwer zu denken.
    Zamorra erkannte, dass Martin jetzt keine Gefahr mehr darstellte und steckte seine Pistole weg. Dann machte er sich daran, den jungen Mann mit Hilfe des Autoverbandskastens notdürftig zu verarzten.
    Die Wunden sahen auf den ersten Blick entsetzlich aus. Allerdings wirklich nur auf den ersten Blick. Ein zweiter Blick überzeugte den Professor davon, dass bereits ein erstaunlicher Heilungsprozess eingesetzt hatte. Zu diesem rätselhaften Phänomen passte auch die Tatsache, dass sich Martins Schmerzen durchaus in erträglichem Rahmen hielten. Er klagte jedenfalls kaum. Und wenn er auch stark geschwächt erschien, so konnte doch von totaler Erschöpfung keine Rede sein.
    Nein, Jean Martin war ganz gewiss kein normaler Mensch.
    Nachdem Zamorra den jungen Mann verbunden hatte, wandte er seine Aufmerksamkeit dem still am Boden liegenden Montpellier zu.
    Der Tote sah bei weitem nicht so ›gut‹ aus wie sein Mörder. Seine Wunden, nicht von diesem geheimnisvollen Heilungsprozess erfasst, ließen in der Tat an einen Kadaver denken, über den ein Schwarm fressgieriger Geier hergefallen war. Zamorra musste die Zähne zusammenbeißen, um sich nicht von einer näheren Untersuchung abbringen zu lassen.
    Montpelliers Äußeres, einmal abgesehen von den Kampfesspuren, machte einen recht guten Eindruck. Seine Kleidung war neu und gepflegt. Zamorra griff in die Taschen seines Anzuges und forderte eine ebenfalls neue Brieftasche zutage. Er öffnete sie und fand verschiedene Papiere. Mit hochgezogenen Augenbrauen stieß er auf einen Reisepass, dessen Passbild eindeutig auf Montpellier passte.
    Nur der Name stimmte nicht. Er lautete auf Henrique Varacco und wies seinen Besitzer als Spanier aus.
    Kein Zweifel, dies war ein falscher Pass, den sich Montpellier ganz offensichtlich von einem Fachmann beschafft hatte. In der Brieftasche befanden sich außerdem noch diverse große Francnoten und ein Flugticket nach Teheran. Für einen Menschen, der von der Polizei gejagt wurde, schien Montpellier mit außerordentlich klarer Überlegung gehandelt zu haben.
    Die große Frage war nur, warum hatte er seinen Flug nach Teheran nicht wahrgenommen? Die Maschine, die er gebucht hatte, war bereits am Vormittag in den Mittleren Osten geflogen. Montpellier hatte es sich aus unbekannten Gründen wieder anders überlegt.
    Dann plötzlich stutzte Zamorra. Dicht über den Toten gebeugt erkannte er, dass Hemd und Unterhemd infolge

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