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0063 - Der Hüter des Bösen

0063 - Der Hüter des Bösen

Titel: 0063 - Der Hüter des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Minuten hier abgespielt hatte. Er wusste, dass er absolut chancenlos war, wenn dieses Ungeheuer über ihn herfiel.
    Es war fast heran. Der Pesthauch seines Geierschnabels streifte ihn bereits. Mit einer blitzartigen Bewegung griff er in die Tasche, riss den Revolver hervor.
    »Zurück!« rief er. »Zurück, oder…«
    Er trat zwei Schritte nach hinten, stolperte über einen der ausgerissenen Bäume und schlug rücklings hin.
    Das Ungeheuer stieß einen gellenden Triumphschrei aus, warf sich mit gespreizten Krallen auf ihn.
    Im letzten Sekundenbruchteil wälzte sich Zamorra zur Seite. Dann feuerte er. Krachend entlud sich der Revolver.
    Er war sich ganz sicher, getroffen zu haben, aber der alptraumhafte Schädel der Kreatur kam weiterhin auf ihn zu. Zamorra hatte keine andere Wahl. Immer wieder drückte er ab. Kugel auf Kugel bohrte sich in die höllische Vogelstirn.
    Und dann endlich bestand keine Gefahr mehr. Der unheimliche Angreifer stürzte schwer zu Boden, rührte sich nicht mehr.
    Und wieder geschah das Unfassbare, das er schon vorhin beobachtet hatte: Aus dem grässlichen Ungeheuer wurde wieder ein ganz normal aussehender Mensch, der tot war, und in nichts daran erinnerte, dass er eine außergewöhnliche Metamorphose hinter sich hatte.
    Zamorra sprang auf die Füße. Immer noch von gesundem Misstrauen erfüllt, trat er näher. Sein erster Eindruck bestätigte sich. Jean Martin war tot. Die Kugeln hatten sein Gehirn zerstört, auch wenn es sich zeitweilig hinter einer überdimensionalen Vogelstirn versteckt hatte.
    Der Professor steckte die Pistole weg und beugte sich über den Leichnam. Wie vorher schon Montpellier untersuchte er nun auch Martin. Seine tastenden Finger, die über die Brust des jungen Mannes wanderten, kamen in Berührung mit einem harten Gegenstand, den das Hemd verbarg.
    Er knöpfte das Hemd auf und erblickte einen Anhänger, der an einem goldenen, um den Hals geschlungenen Kettchen hing.
    Ein plötzliches, unbestimmtes Hassgefühl durchströmte Zamorra.
    Abscheu und Ekel von ungewöhnlicher Intensität ergriffen Besitz von ihm.
    Aber der Professor war kein Mensch, der sich von Stimmungen leiten ließ. Langsam, ganz langsam, streckte er seine Finger nach dem Amulett aus. Unwillkürlich zögerte er. Ihm war, als würde ihn eine unsichtbare Hand festhalten. Dann jedoch packte er zu.
    Seine Finger waren kaum damit in Berührung gekommen, als sozusagen von einem Sekundenbruchteil zum anderen ein Schleier vor seinem Gedächtnis weggerissen wurde.
    Dieses Amulett… Hatte er nicht vorhin bei Henry Montpellier etwas ähnliches gesehen? Aber natürlich! Er hatte sich über den Toten gebeugt, um die Einzelheiten besser erkennen zu können.
    Dann hatte er es in die Hand genommen. Und anschließend glatt vergessen! Er verstand das nicht. Sein Erinnerungsvermögen arbeitete doch sonst ganz hervorragend. War er etwa im Begriff, zu verkalken?
    Und wo befand sich Montpelliers Amulett jetzt? Er hatte nicht die geringste Ahnung.
    Das Problem seiner Vergesslichkeit vorübergehend in den Hintergrund drängend, beschäftigte er sich mit Martins Kettenanhänger, einer kleinen Figur aus einem diamantharten Material. Die Figur war ein grässliches Zwitterwesen, eine widerwärtige Kreuzung aus Urmensch und Vogelbestie, abstoßend und faszinierend zugleich.
    Zamorra stutzte. Verdammt… So hatte Jean Martin ausgesehen.
    Zuerst in seinem mörderischen Kampf mit Henry Montpellier und dann wieder kurz bevor er gezwungen war, ihn mit dem Revolver zu töten.
    Und das andere, Montpelliers Amulett? Er erinnerte sich jetzt ganz genau.
    Auch hier hatte es sich um eine dämonische Figur gehandelt, die dem kämpfenden Industriellen ähnlich gewesen war.
    Er löste Kettchen und Anhänger von Martins Hals und steckte beide in die Tasche. Gedankenvoll erhob er sich aus einer gebückten Haltung.
    Er beschloss seinen Wagen zu holen, um die beiden Toten abzutransportieren. Während er den Parkplatz verließ, spürte er plötzlich, dass etwas ganz sacht gegen seine Brust schlug, im Rhythmus seiner Schritte.
    Sein eigenes Amulett? Nein, das ruhte in einer Lederschatulle auf Château Montagne.
    Er fuhr sich mit der Hand über die entsprechende Stelle und fühlte durch den Hemdstoff hindurch die Umrisse eines kleinen, harten Gegenstands.
    Er brauchte nicht lange, um sich darüber klar zu werden, um was es sich handelte. Es war Henry Montpelliers Amulett, über dessen Verleib er sich bereits Gedanken gemacht hatte.
    Verblüfft runzelte er

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