Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0063 - Der Hüter des Bösen

0063 - Der Hüter des Bösen

Titel: 0063 - Der Hüter des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
Vom Netzwerk:
Verfolgerwagen saßen, genau zu erkennen.
    Und da wusste er, dass der Mercedes keineswegs zufällig die gleiche Richtung eingeschlagen hatte, wie sie selbst.
    Das Gesicht des Mannes auf dem Beifahrersitz hatte er vorhin schon einmal gesehen. In der Flughafenhalle. Das Gesicht gehörte einem schweren, bulligen Menschen mit einer spiegelblanken Glatze, der ihm aufgefallen war, weil er Nicole auffällig unauffällig angesehen hatte. Der Blick des Mannes hatte jedoch nicht dem eines normalen männlichen Wesens entsprochen, das sich für ein hübsches Mädchen interessiert. Der Blick des Glatzkopfs war anders gewesen – beobachtend, ja fast lauernd. Und nun fuhr er hinter Nicole her.
    »Nicole«, sagte er. »Blick mal in den Rückspiegel.«
    Die Frau tat dies.
    »Und?«
    »Siehst du den Mercedes hinter uns?«
    »Sicher.«
    »Sieh dir mal den Mann auf dem Beifahrersitz an. Kennst du ihn?«
    Nicole kam seiner Bitte nach. Dann kräuselte sie nachdenklich die Stirn.
    »Kennst du ihn?«, fragte Bill nochmals.
    »Ich weiß nicht genau«, antwortete Nicole gedehnt. »Irgendwie kommt mir das Gesicht schon bekannt vor. Warte mal… Doch, ja jetzt habe ich’s. Den Mann habe ich gestern Abend flüchtig gesehen. Im Louisdor, wo ich mit dem Chef zu Abend gegessen habe.«
    »Ach!«, machte Bill.
    »Komisch«, sagte Nicole. »Sieht ja bald so aus, als würde mich der Bursche verfolgen. Aber warum? Es gibt nicht die geringste Veranlassung.«
    »Wirklich nicht?«
    Sie schüttelte nur den Kopf, schien die Sache aber gar nicht weiter tragisch zu nehmen. Auch dies verblüffte Bill Fleming sehr. Sie schien wirklich nicht ganz bei Trost zu sein. Da war also irgendein Fremder hinter ihr her, und es machte ihr überhaupt nichts aus.
    Schweigend setzten sie die Fahrt fort. Der Gare du Nord kam in Sicht und dann auch der Place St. Lazare.
    Wenig später hielt Nicole vor dem Hotel an.
    ***
    Das Hotel konnte sich wirklich sehen lassen. Elegantes Interieur, großzügige Räumlichkeiten, dienstbeflissenes Personal. Weltstadtflair war überall spürbar.
    Dennoch fühlte sich Bill Fleming alles andere als glücklich. Der Mann mit dem Glatzkopf… Er hatte sich nicht einmal gewundert, ihn in der Halle wiederzutreffen.
    Mit entsprechendem Trinkgeld bewaffnet holte er am Empfang Erkundigungen über Nicoles Schatten ein. Er wohnte tatsächlich ebenfalls hier im Hotel. Sein Name lautete Raymond Marcellin, und als Berufsbezeichnung hatte er Börsenmakler angegeben. Börsenmakler aus Lüttich, was vermutlich eine glatte Lüge war, da Nicole ihn bereits in Frankreich gesehen hatte. Ansonsten konnte Bill an Ort und Stelle nur noch die Zimmernummer Marcellins feststellen.
    Es gefiel ihm ganz und gar nicht, wie die Dinge anliefen. Einmal war da nun Nicoles merkwürdiges Verhalten – sie war mittlerweile noch unruhiger und fahriger geworden – und dann auch noch dieser angebliche Börsenmakler mit dem Kopf einer Billardkugel. Statt sich nun dem lange geplanten Erfahrungsaustausch mit seinem Historikerkollegen zu widmen, musste er sich mit ganz anderen Problemen herumschlagen.
    Und Nicole Duval war wirklich ein Problem.
    Sie schien auch gesundheitlich nicht ganz in Ordnung zu sein. Ihr Gesicht war ganz spitz, erinnerte ihn manchmal ein bisschen an einen Vogelkopf. Verdammt noch mal, was ist nur mit ihr los? So hatte er sie noch nie erlebt.
    Er wollte gerade ein Gespräch nach Château Montagne anmelden, um mit Zamorra über sie zu sprechen, als sie ihm eröffnete, dass sie kurz noch mal weggehen müsse.
    »Warum?«, fragte er.
    »Ach nur so, Bill«, antwortete sie. »Brüssel ist eine interessante Stadt. Ich möchte mich nur ein bisschen umsehen.«
    Selten hatte er etwas Lächerlicheres gehört. Da war er also extra aus Amerika herübergekommen, um sie und Zamorra zu besuchen, und sie kümmerte sich gar nicht um ihn, sondern wollte sich lieber die Stadt ansehen. Gleich würde sie ihm noch erzählen, dass sie vorhatte, einen Häkelkurs zu besuchen. Für wie einfältig hielt sie ihn eigentlich? Es war doch ganz offensichtlich, dass sie etwas Bestimmtes im Schilde führte. Ihre Unruhe sprach Bände.
    »Okay«, sagte er. »Lohnt sich heute sowieso nicht mehr, meinen Freund zu besuchen. Ich kann dich also begleiten.«
    »Nein«, sagte sie. »Ich würde lieber alleine gehen. Sei mir nicht böse, ja?«
    Bill war klug genug, keine Einwände zu erheben. Viel vernünftiger war es, ihr einfach nachzugehen, um festzustellen, was tatsächlich in ihrer Absicht

Weitere Kostenlose Bücher